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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kombination.«
    »Komplexe können zum Mord führen«, sagte Brox ernst. »Die Leidenschaften, die verborgen im Menschen schlafen, sind ungeheuer. Wir dürfen jedenfalls bei dem Fall van Brouken keine Möglichkeit außer acht lassen. Fangen wir zunächst damit an, die realste Seite aufzurollen: die Unterschlagung.«
    Trambaeren nickte und nahm den Telefonhörer ab.
    Der große Polizeiapparat begann anzulaufen …
    Am nächsten Tag, gegen 6 Uhr abends, saß Antje van Brouken wieder vor Inspektor Trambaeren. Dieses Mal war Ferdinand Brox an seiner Seite und blätterte in einem dünnen Aktenstück.
    »Wir haben in der Zwischenzeit alle notwendigen Erkundigungen eingezogen«, sagte er mit einer fast bedauernden Stimme, »und müssen leider gestehen, daß wir keinen Schritt weitergekommen sind. Die Auskünfte, die wir von der Direktion der Sparkasse erhielten, waren sehr lobend, die Bücher und Kassenabrechnungen stimmen bis auf den letzten Cent, Ihr Gatte war beliebt im Kollegenkreis, und es stimmt auch, daß er gestern pünktlich das Gebäude der Sparkasse verließ. Von der Ridderstraat bis zur Uilenburg begleiteten ihn sogar zwei Kollegen, bis Ihr Gatte in Richtung auf die Heerengracht abbog. Wir tappen also völlig im dunkeln und haben kein Motiv, warum Ihr Gatte verschwunden sein sollte.«
    Antje van Brouken hatte mit bewundernswürdiger Fassung zugehört. Jetzt senkte sie den Kopf und begann leise zu weinen.
    »Aber ein Mensch kann doch nicht einfach verschwinden«, schluchzte sie. »Sie müssen ihn doch finden, wenn er weg ist – dafür sind Sie doch die Polizei …«
    Die Naivität Antjes rührte das Herz der beiden Kriminalisten. Brox stand auf, holte ein Glas Wasser und reichte es ihr hin.
    »Wir müssen jetzt vor allem die Ruhe behalten«, sagte er fest. »Es heißt hier, nüchtern zu denken und keine unnützen Schritte zu machen.«
    »Ich habe bereits mit der Chefbehörde in Amsterdam und Den Haag gesprochen und die Erlaubnis erwirkt, alles nur Erdenkliche zu unternehmen«, berichtete Felix Trambaeren. »Der Fall wurde mir persönlich übertragen. Es heißt jetzt vor allem, die Bevölkerung aufzurufen, um festzustellen, wo Herr van Brouken zuletzt gesehen worden ist. Wir müssen seine Spuren aufrollen und jeden seiner Schritte zurückverfolgen. Daraus lassen sich dann schon bestimmte Schlüsse ziehen. Dafür brauchen wir ein gutes Bild Ihres Gatten.«
    Antje nickte und nestelte aus ihrer Handtasche eine Fotografie Pieter van Broukens. Die beiden Kriminalisten beugten sich sofort darüber und blickten auf ein glattrasiertes, typisches Alltagsgesicht mit dem zufriedenen, lächelnden Ausdruck eines hoffnungsvollen Beamten.
    »Hatte Ihr Gatte besondere Kennzeichen?« fragte Trambaeren. »Eine Narbe? Eine Verwachsung? Ein Leberfleck?«
    Antje nickte und wischte sich mit einem kleinen Taschentuch die Tränen aus den Augen.
    »Er hatte auf dem Rücken eine kleine Narbe, etwa auf dem linken Schulterblatt. Er war als Junge bei einer Radtour gestürzt und hatte sich den Rücken aufgerissen.«
    »Eine Narbe? Das könnte uns schon helfen.«
    Und dann folgte die übliche Beschreibung der Person mit allen Einzelheiten, mit den kleinen Details, die wichtig für eine Identifizierung sind. Seine besonderen Eigenheiten wurden notiert, sein bisheriger Lebenswandel wurde Punkt für Punkt durchleuchtet, bis vor den beiden Kriminalisten das Bild eines Menschen entstand, der kein Geheimnis mehr besaß außer seinem plötzlichen Verschwinden.
    »Ich danke Ihnen herzlich, Frau van Brouken«, sagte Felix Trambaeren nach einer guten Stunde Verhör. »Gehen Sie jetzt nach Hause und vertrauen Sie auf uns. Wir werden alles, was in unseren Kräften steht, versuchen. Sollten wir etwas erfahren, so geben wir Ihnen durch einen unserer Beamten umgehend Nachricht.«
    Als Antje van Brouken gegangen war, begannen die beiden Kriminalisten eine fieberhafte Tätigkeit.
    Alle Amsterdamer Zeitungen wurden benachrichtigt.
    An die Polizeidruckereien wurde Pieter van Broukens Signalement weitergegeben.
    Nach einer Stunde schon surrten die Druckmaschinen mit den großen Steckbriefen.
    Der Rundfunk wurde alarmiert und in Kenntnis gesetzt. Er unterbrach mit der Suchmeldung sofort sein Programm.
    Doch trotz Steckbrief, Rundfunk und Zeitung blieb Pieter van Brouken verschwunden!
    Dagegen meldete sich um die Mittagszeit des nächsten Tages, als Brox allein war und Trambaeren schnell in einem nahen Lokal zu Mittag aß, ein junges Mädchen, welches angab, den
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