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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman
Autoren: Simon X. Rost
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muss – nämlich bei der Heirat.«
    Zumindest daran habe ich mich gehalten.
    Auch in anderer Hinsicht taugt Mark Twain als Vorbild – als jemand, der sich nicht scheut, sich ein großes Werk der Literatur vorzunehmen und es weiterzuerzählen. Twain hat sich mit Die Tagebücher von Adam und Eva die Freiheit genommen, die Bibel weiterzuerzählen. Und zwar auf seine Art und Weise.
    Genau das wollte ich mit Der Mann, der niemals schlief auch tun. Und wenn sich Twain zutraute, die Offenbarung des Allmächtigen weiterzuschreiben, warum sollte ich nicht eine Nummer kleiner anfangen und mir seinen Tom Sawyer vornehmen?
    Ich wollte Twains Stil nicht kopieren. Schnell war mir klar, dass mir das nicht gelingen würde; zudem wage ich zu behaupten, dass Twains Art, zu beschreiben und Dialoge zu führen, bei einem Roman von heute nicht mehr unbedingt funktionieren würde. Dafür hat sich zu viel verändert in der Art, wie wir sprechen und damit auch lesen wollen. Tempo und Rhythmus in heutigen Romanen haben sich auch an die Sehgewohnheiten und Erzählmuster aus der Welt des Films angepasst und sind so ganz anders als 1876 , zu der Zeit, in der Twains Klassiker entstand. Aber natürlich habe ich mich an seine Figuren aus Tom Sawyer und aus den Nachfolgebänden über den cleveren Taugenichts aus St. Petersburg gehalten. Ich habe Beschreibungen von Menschen und Situationen, wie zum Beispiel dem Anlanden des Dampfschiffs, von Landschaften und von St. Petersburg, von Twain übernommen und durch Recherchen über die historischen Vorbilder erweitert und ergänzt.
    Bei all dem hoffe ich, dass ich sehr respektvoll mit Twains Vermächtnis umgegangen bin, dass ich Tom, Huck, Becky und all den anderen nichts unterstellt habe, sie nichts habe sagen und tun lassen, was Twain sie nicht vielleicht auch hätte tun lassen, wenn er die »Geschichte der Jüngeren« eines Tages tatsächlich wieder aufgegriffen hätte.
    Mr Dobbins mag mir verzeihen, aber die Anlagen zu allem, was ich ihm in die Schuhe schiebe, finden sich bereits im Ursprung, in Tom Sawyers Abenteuer .
    Ich wollte in erster Linie den Geist des Buches weiterführen. Tom Sawyers Abenteuer ist für mich ein Abenteuerbuch, ein Krimi, eine Liebesgeschichte, eine stellenweise sehr berührende Geschichte über Freundschaft, und lustig ist es auch.
    Ich hoffe sehr, dass mir das zumindest teilweise gelungen ist.
    Wahrheit oder Legende?
    Einige historische Aspekte des Romans verdienen vielleicht eine eingehendere Betrachtung. Die Umstände, die zum Tod von Abraham Lincoln geführt haben, sind weitgehend erforscht, zahllose Fakten hinlänglich bekannt, und dennoch ranken sich etliche Legenden und Verschwörungstheorien um die Ermordung des großen Präsidenten.
    Steckte Kriegsminister Stanton tatsächlich hinter einer Verschwörung, die den Mord an Lincoln zum Ziel hatte? Die Vorwürfe, die ich Crittenden bei Toms Verhör erheben lasse, treffen jedenfalls alle zu; die Ungereimtheiten, was Stantons Rolle in der ganzen Sache betrifft, bleiben nach wie vor bestehen und entsprechen dem heutigen Stand der Forschung. Lediglich die Handschuhe und damit das fehlende Glied in der Kette sind meine Erfindung – basierend auf Booth’ überlieferten letzten Worten. Wenn auch erwiesen zu sein scheint, dass Booth größere Geldsummen von einer Firma ausbezahlt bekam, zu der Stanton Verbindungen hatte.
    Als Jahre nach Lincolns Tod dessen Sohn Robert Briefe aus dem Nachlass seines Vaters im Kamin verbrennen wollte, kam ein Freund von Robert dazu und wollte ihn daran hindern, um die Briefe für die Nachwelt zu erhalten. Robert hat die Briefe dennoch den Flammen übergeben und soll dabei gesagt haben: »Die Briefe beweisen, dass es in Vaters Kabinett einen Verräter gab.«
    Wahrheit oder Legende – die Feindschaft und der Grabenkrieg zwischen Stanton und Lincolns Nachfolger im Amt, Präsident Johnson, spitzten sich in den Wochen und Monaten nach dem Attentat derart zu, dass Johnson Stanton schließlich als Kriegsminister entließ. Doch der Senat überstimmte den Präsidenten, und Stanton verbarrikadierte sich im wahrsten Sinne des Wortes in seinem Büro, während die radikalen Republikaner ein Amtsenthebungsverfahren gegen Johnson einleiteten, weil der mit der Entlassung Stantons angeblich geltendes Gesetz gebrochen hatte.
    Stanton zog bei diesem Amtsenthebungsverfahren im Hintergrund die Fäden, doch am Ende gewann Johnson die Abstimmung mit einer einzigen Stimme Vorsprung. Stanton musste schließlich
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