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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war
Autoren: Pierre Bellemare
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Weg zürn Polizeipräsidium. Dort trifft er zuerst auf einen steifen Polizisten, einen von denen, die keinen Sinn für Humor haben. Cornelius zieht seinen Hut: »Verzeihen Sie, ich möchte mich vorstellen: Cornelius Benton. Ich bin der Mann, der Wellington so lange — aufgehalten hat. Sie wissen doch, das Gemälde der National Gallery. Nun, da bin ich. Die Polizei hat 5000 Pfund geboten für denjenigen, der mich anzeigen oder finden würde. Ich tue es selber. Und jetzt möchte ich die 5000 Pfund. Das Geld ist nicht für mich bestimmt. Damit will ich eine Art Stiftung gründen für alle Fernsehzuschauer, die die Jahresgebühr nicht zahlen können...«
    Der Polizist ist nicht in der Stimmung, auf diese skurrile Rede einzugeben: »Schauen Sie, daß Sie weiterkommen! Los, Mann!«
    »Verzeihen Sie bitte, aber ich heiße Cornelius Benton.«
    »Ich gratuliere! Nun gehen Sie aber bitte wieder brav nach Hause.«
    Und niemand ist bereit zu glauben, daß ein kleiner Briefträger im Ruhestand den gesamten Polizeiapparat von England vier Jahre lang an der Nase herumgeführt hat. Cornelius wird mit der Zeit immer zorniger: Er bringt Beweise, erzählt jedem, der es hören will — auch der Presse — seine Geschichte mit allen Details! Und endlich hat er doch noch Erfolg: Er wird festgenommen und soll wegen Diebstahls verurteilt werden. Aber Hunderte kleiner Rentner sammeln Geld, spenden von ihren Ersparnissen, um einen guten Anwalt für Cornelius Benton bezahlen zu können. Und bei dem Prozeß erklärt dieser Anwalt: »Nach den britischen Gesetzen kann nur von Diebstahl die Rede sein, wenn der Dieb das entwendete Objekt behalten oder verkaufen will. In unserem Fall also kommt eine Klage wegen Diebstahls nicht in Frage, da Cornelius Benton niemals die Absicht hatte, das Gemälde zu behalten oder zu verkaufen! Er wollte es sogar gleich zurückgeben und hätte es schon vor vier Jahren getan, hätte der Direktor den Brief meines Klienten beantwortet!«
    Sichtlich verärgert rückt der Hohe Vertreter der Krone seine weiße Perücke zurecht und erklärt: »In diesem Fall, Euer Ehren, muß der Angeklagte verurteilt werden, weil er als Bedingung für die Rückgabe des Objektes in drohender Weise Geld gefordert hat.«
    Doch darauf hat der Anwalt nur gewartet und lächelnd steht er auf: »So, meinen Sie? Lesen wir also den bewußten Brief meines Klienten laut vor. Sie erlauben doch?
    >... ich wäre Ihnen persönlich sehr dankbar, wenn Sie damit einverstanden wären... Mit vorzüglicher Hochachtung... Ihr sehr ergebener.. .< Euer Ehren, so lasse ich mich jederzeit gerne bedrohen!«
    Immer mehr irritiert, brüllt der Vertreter der Krone, der sich langsam lächerlich vorkommt: »Und... und was ist denn mit dem Rahmen? Wo ist er geblieben? Die Krone wäre dankbar , dies zu erfahren!«
    Um Gottes willen, der Rahmen! Cornelius hat völlig vergessen, wo die Baustelle damals gewesen ist. Und jetzt, vier Jahre danach, nun gibt es sie bestimmt nicht mehr. Der Rahmen ist und bleibt also für alle Zeiten verschwunden. Und er hatte einen Wert von etwa hundert Pfund. Da ist nichts zu machen. Cornelius Benton muß wieder ins Gefängnis, und zwar für drei Monate, ohne Bewährung.
    Am selben Abend erfahren Tausende kleine Rentner in England aus der Nachrichtensendung der BBC, wie der Prozeß ausgegangen ist. Schon am nächsten Tag stürmen sie die National Gallery und bringen ihre gesparten Shillinge der Direktion, bis die hundert Pfund zurückbezahlt sind. Es kommt sogar so viel Geld zusammen, daß der beschämte Direktor vor einem echten menschlichen und dazu noch vor einem juristischen Problem steht! Aber trotz alledem muß Cornelius Benton seine drei Monate Gefängnis absitzen.
    Am Ende freilich ist er der Sieger. Denn in der Zwischenzeit wurde »der Fall Benton« im ganzen Land so populär, daß auf einmal ganz schnell ein neues Gesetz verabschiedet worden ist: Die jährliche Fernsehgebühr wird für alle wirtschaftlich schwachen Bürger ermäßigt und in bestimmten Fällen sogar ganz abgeschafft.
    Als Cornelius Benton drei Monate später nach Hause kommt, repariert er sofort die blockierten Knöpfe seines Fernsehapparats — und ist sehr froh, endlich auch die Programme der BBC anschauen zu dürfen. Er hatte es nie zugegeben, aber bei den privaten kommerziellen Programmen — nun, da war er schon immer der Meinung gewesen, daß es viel zu viel Werbung gab für Dinge, die sich kleine Rentner ohnehin nicht leisten können.
     

Der Major und die
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