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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte
Autoren: Manfred Köhler
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will Ihnen nur schnell was g eben.“
    „Kommen Sie bei Tag wieder.“
    „Wer ist das?“, fragte Melanie im Flüsterton.
    „Seinen Namen weiß ich auch nicht.“
    „Wir fahren besser zur Polizei.“
    „Ich will Ihnen nichts tun“, rief er zu uns herüber. „Sie kö nnen im Auto bleiben, ich komme zu Ihnen.“
    Er setzte sich in Bewegung. Melanie trat aufs Gas, der Wagen machte einen Satz rückwärts, der Motor würgte und schwieg. En tsetzt drehte sie am Zündschlüssel. Etwas unter der Haube ächzte, spuckend kamen die Kolben wieder in Gang. Ich kurbelte das Fenster hoch, stieß die Tür auf und stieg aus. Ich wollte nicht, dass sie erfuhr, in welcher Weise sich mein Weg mit dem dieses Menschen gekreuzt hatte.
    „Was machst du denn da?“
    „Alles klar, bleib du im Auto, ich rede mit ihm. Wenn was passiert, dann fahr zur Polizei.“
    Ich drückte den Verschlussknopf, warf die Autotür zu und ging ihm en tgegen. Er hielt etwas Rechteckiges in der Hand.
    „Sie haben Ihre Dokumente verloren.“
    Ich erkannte das flache, braune Mäppchen, in dem ich meinen Personalausweis, den Führerschein und verschiedene Kreditkarten gebündelt hatte. Bei Antonio war Barzahlen erwünscht, deshalb war mir bisher nichts aufgefallen.
    „Von wegen verloren...!“
    Ich riss ihm das Mäppchen aus der Hand und überprüfte den Inhalt.
    „Ist alles noch da. Und nicht, dass Sie denken, ich hätte mit den Kr editkarten oder Schecks was gemacht.“
    Er brachte es sogar fertig, bei seiner Beteuerung die Hand aufs Herz zu legen. Ich steckte meine Papiere in die Brusttasche me iner Jacke.
    „Und jetzt wollen Sie natürlich eine Belohnung.“
    „Streng genommen keine Belohnung, sondern eine Wiedergutmachung.“
    „Was soll das heißen?“
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, wenn Sie mich nicht laufen lassen, dann schiebt die Polizei mich ab.“
    „Erst werden Sie ja wohl mal vor Gericht gestellt.“
    „Mit 10.000 Mark könnte ich vorher untertauchen.“
    Ich hörte, wie hinter mir Melanie das Beifahrerfenster wieder heru nter kurbelte. Ich drehte mich halb zu ihr um.
    „Alles in Ordnung“, rief ich ihr zu und machte eine beschwicht igende Handbewegung.
    „Sag ihm“, drohte sie laut, „dass ich übers Autotelefon jede rzeit die Polizei holen kann. Das Revier ist gleich um die Ecke.“
    „Das kann er sich schon denken“, behauptete ich.
    „Eine hübsche Frau haben Sie, wirklich attraktiv.“
    Er machte mit Daumen und Zeigefinger das Kreiszeichen vulgär-vertraulicher Anerkennung. „Aber das mit dem Autotelefon gla ube ich ihr nicht. Und das Polizeirevier... ist ganz woanders.“
    Diesen Satz sprach er zum ersten Mal mit einem drohenden Unte rton. Ich fasste einen Entschluss.
    So zum Wagen gedreht, dass Melanie möglichst nicht sehen konnte, was ich machte, holte ich meinen Geldbeutel aus der Tasche und gab dem Mann das, was für mich d amals ein mittlerer Vorrat an Kleingeld war: ein Fünfhunderter, ein paar Hunderter und Fünfziger, insgesamt vielleicht knapp über 1.000 Mark. Er knüllte die Scheine in seine Hosentasche.
    „Und wann bekomme ich den Rest?“
    „Wenn Sie zurück in Ihrer Heimat sind.“
    „Ich gehe nicht zurück. Ich will weiter nach Am erika.“
    „Das ist mein Angebot. Sie haben jetzt ein paar Scheine, mit d enen Sie in nächster Zeit zurechtkommen. Von dem Geld, das ich Ihnen schicke, können Sie daheim eine ordentliche Ausbildung machen und danach ein anständiges Leben führen.“
    Er lachte mit grimmig verzogenem Mund.
    „Sie haben doch keine Ahnung.“
    „Wenn Sie hier bei uns untertauchen, kommen Sie nie mehr von der schiefen Bahn runter.“
    „Behalten Sie Ihre Scheiß-Fernsehkrimiweisheiten für sich! Ich hab nicht mit Ihnen zu verhandeln!“
    „Ich meine es doch nur gut mit Ihnen.“
    Er packte mich, von einer Sekunde zu anderen aggressiv geworden, an der Jacke.
    „Sie blöder Wichser. Sie haben ein solches Haus, und ich habe die Autos in der Garage gesehen. Sie könnten mir auch locker ne Mi llion geben.“
    Ich riss mich los und stieß ihn von mir.
    „Genau. Wenn ich Ihnen heute gebe, was Sie wollen, dann sind Sie nächste Woche wieder hier und wollen mehr und übernächste Woche noch mehr, und ich zahle bis ich pleite bin.“
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Wenn Sie mir g eben, was ich will, sitze ich nächste Woche im Flugzeug nach New York, und Sie sehen mich nie wieder.“
    „Ich halte auch Wort. Wenn Sie mich und meine Familie bis zu I hrer Abreise in Ruhe lassen, schicke ich Ihnen
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