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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel
Autoren: Anne Stuart
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wurde. Richard ärgerte sich maßlos, dass Libby an seiner Stelle auserwählt worden war. Lautstark machte er klar, dass er sich für weitaus höher qualifiziert hielt. Libby kannte ihn genau. Sie wusste, dass er die angebliche Ungerechtigkeit immer noch nicht verkraftet hatte. Wahrscheinlich tobte er heute noch.
    Und sie konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Sie hatte keinen blassen Schimmer, warum Edward J. Hunnicutt
    ausgerechnet sie für die Betreuung seines neusten
    Forschungsprojekts gerufen hatte. Das Projekt unterlag strengster Geheimhaltung. Wenn sie diesem verdammten Kerl jemals begegnen würde, würde sie ihn geradeheraus fragen, warum sie die Auserwählte war.
    Es war fast dunkel, als die Limousine anhielt. Libby blinzelte angestrengt und fragte sich, ob der Jetlag für ihre Schläfrigkeit verantwortlich war. Sie stolperte vom Rücksitz des Wagens hinaus in die heiße, stickige Tropenluft.
    Ehrfurchtsvoll richtete sie ihren Blick auf das Gebäude, das sich vor ihr erhob.
    Es war beeindruckend. Das Bauwerk wirkte wie eine
    Festung, glänzend und noch so neu, dass der Geruch von Bauholz und frischer Farbe den eindringlich leuchten Geruch des Dschungels hinter ihr mühelos überdeckte. Die Festung breitete sich bis zum Gipfel des Hanges aus. Endlich bemerkte sie, dass sie höher und höher gestiegen waren. Es war zu dunkel, um es mit Sicherheit sagen zu können, aber sie vermutete, dass sie auf dem höchsten Punkt der Insel angekommen waren. Wenn es Fenster an der Vorderfront des Gebäudes gab, würde sie die gesamte Gegend überschauen können. Es gab keine Fenster.
    "Was ist das hier?" fragte sie den Fahrer, der geschäftig ihre Koffer hinaufgeschleppt hatte. Er achtete auf sie und stieg die ersten Stufen der Vordertreppe hoch Ihr blieb keine Wahl. Sie musste ihm folgen. An der linken Seite konnte sie einige separate Gebäude erkennen die fast vollständig vom
    Dschungel verdeckt wurden. Sie sahen genauso neu aus wie das Bauwerk, vor dem sie sich jetzt befand. Hier hatte jemand weder Kosten noch Mühe gescheut. Aber weder Kosten noch Mühe hatten für Edward J. Hunnicutt irgendeine Bedeutung.
    Es gab keine Klinke an der Eingangstür, kein Fenster und keine Türklingel. Als der Chauffeur sich mit dem Gepäck in den Händen der Tür näherte, öffnete diese sich lautlos. Libby presste ihren Laptop fest gegen die Brust und ging hinein.
    Die Tür schloss sich lautlos hinter ihr. Sie stand allein in einer weißen leeren Halle. Der Chauffeur war verschwunden und hatte sie in der klimatisierten Stille zurückgelassen. Sie machte einen vorsichtigen Schritt vorwärts. Das Licht ging an.
    Sie trat zurück, und es ging aus. Sie versuchte es noch einmal, mit zwei Schritten. Weitere Lichter erleuchteten die Halle.
    Wirklich gruselig, dachte sie und fragte sich, ob sie ihren schweigsamen Fahrer wohl davon überzeugen konnte, sie zurückzubringen.
    Aber ihr Fahrer blieb spurlos verschwunden. "Ist da jemand?" rief sie laut und deutlich. Sie hoffte, dass ihre Stimme forsch und professionell klingen würde, aber sie vernahm ein verräterisches Schwanken in ihren Worten.
    Unzufrieden räusperte sie sich.
    "Hier hinten, meine Liebe." Edward J. Hunnicutt erschien durch eine versteckte Tür, die sie bislang noch gar nicht bemerkt hatte. Auf seinem Gesicht lag ein leicht amüsierter Ausdruck. "Haben Sie geglaubt, wir hätten Sie im Stich gelassen?"
    "Ich bin ein bisschen durcheinander. Der lange Flug", erklärte sie. Ihre Stimme versagte fast. "Ich wusste nicht, was ich glauben sollte."
    Sie wusste es immer noch nicht. Sie hatte den berüchtigten Edward J. Hunnicutt noch niemals leibhaftig gesehen - er lebte sehr zurückgezogen. Irgendwie hatte sie sich ihn anders vorgestellt.
    Sie war nicht besonders groß, aber er war nicht viel größer als sie. Durch ihre Forschungsarbeit war ihr bekannt, dass er sogar noch jünger war als sie. Sein erstaunliches Vermögen hatte er durch die Entwicklung von Computertechnik
    angehäuft, aber davon abgesehen interessierte sie sich nicht für ihn. Finanzielle Angelegenheiten langweilten sie. Sie interessierte sich nur für ihre wissenschaftlichen Daten.
    Hunnicutt war weder besonders hübsch noch auffallend hässlich. Im Grunde sah er auf alarmierende Weise
    durchschnittlich aus. Seine Gesichtszüge waren glatt und gleichmäßig. Das braune Haar kämmte er sich direkt in die hohe Stirn, und sein durchtrainierter Körper war mit einem leichten Tropenanzug bekleidet. Er wirkte weder wie ein
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