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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1
Autoren: britain
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Hitze, die auf sie niederbrannte, kalt blieb. Es war die Stelle, an der die Tentakel der schwarzen Magie ihr das Fleisch versengt hatten; und wenn die verschiedenen Schwielen, Kratzer und blauen Flecke und selbst die Schwertwunde auch gut heilten, so konnte man das von dieser Stelle nicht sagen. Im Gegenteil, sie war völlig taub. Die Wundärzte hatten keine Erklärung dafür. Sie hatten es schon mit den unterschiedlichsten Salben versucht, doch keine schien große Wirkung zu haben.
    Sie war so sehr in ihre Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie sich ihr jemand näherte, und es erst bemerkte, als ein Schatten auf sie fiel. Sie blickte auf, und vor ihr stand die hochgewachsene blonde Lady mit den grünen Augen, die sie im Thronsaal gesehen hatte. Sie kam ihr bekannt vor, doch Karigan konnte sich einfach nicht erinnern, wo sie sich schon einmal begegnet waren.
    »Störe ich?«, fragte die Frau.
    »Nein«, sagte Karigan.
    »Darf ich mich setzen?«
    Karigan streckte die Beine aus und rutschte zur Seite, so dass nun Platz für zwei auf der Bank war.
    »Ohne die grüne Uniform hätte ich dich fast nicht erkannt«, sagte die Frau. Ihr eigenes tiefblaues und goldenes
Gewand bildete einen starken Gegensatz zu dem Schwarz, das sie im Thronsaal getragen hatte.
    Karigan versuchte herauszufinden, wer die Frau war. Ihr Akzent klang östlich, und ihre Haltung war eindeutig vornehm. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber sind wir uns schon einmal begegnet?«
    Die Augen der Frau funkelten. »Ja, unter sehr mysteriösen Umständen.«
    Plötzlich fiel Karigan ein, woher sie sie kannte, und sie fragte sich, weshalb sie nicht gleich darauf gekommen war. »Lady Estora!«
    »Ich bin froh, dass ich jetzt ohne Schleier vor dem Gesicht mit dir sprechen kann, damit du weißt, wem du geholfen hast. Ich möchte dir sagen, wie tröstlich es für mich war, F’ryans letzte Nachricht zu bekommen.«
    Karigan lächelte. »Und ich bin froh, dass ich Euch helfen konnte.«
    »Ich weiß jetzt, was dieses Schreiben noch enthielt. Hauptmann Mebstone hat mir alles darüber erzählt – und auch darüber, was du durchgemacht hast, um es zu überbringen.« Lady Estora zog die Brauen zusammen, und ihr Ton wurde ernster. »Weißt du, in jener Nacht im Thronsaal hattest du viel von F’ryan an dir.«
    »Ich habe ihn nicht gekannt«, sagte Karigan. »Jedenfalls nicht sehr gut.«
    Lady Estora schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Du warst entschlossen, dich nicht aufhalten zu lassen, und es konnte dich auch niemand aufhalten. Darin bist du F’ryan sehr ähnlich.«
    Karigan blickte auf ihre Knie. »Ich konnte nicht anders. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst um meinen Vater, ich hatte
Angst um den König, und ich hatte Angst um mich. Wenn ich mich hätte aufhalten lassen … « Sie breitete die Arme aus und ließ Lady Estora ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen.
    Lady Estora musterte sie nachdenklich.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Karigan.
    »Nein, nein.« Lady Estora schüttelte den Kopf, und ihr Haar glitzerte im Sonnenlicht wie ein goldener Strom. »F’ryan war nie, vergib mir, stark genug, um seine Angst zuzugeben. Er ging achselzuckend darüber hinweg, doch ich konnte sie in seinen Augen sehen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da, während hoch oben am Himmel weiße Wolkenberge dahinzogen und eine Kröte unter ein paar Sträuchern nach Schatten suchte. Ein Kolibri huschte mit schwirrenden Flügeln von Blüte zu Blüte. All diese kleinen Dinge des Lebens hatte Karigan bisher immer für selbstverständlich gehalten.
    Schließlich fragte Lady Estora: »Bleibst du in Sacor?«
    Karigan schüttelte den Kopf. »Nein, ich kehre nach Korsa zurück. Und Ihr?«
    »Mein Vater will, dass ich eine gute Partie finde.« Lady Estora verdrehte die Augen. »Durch die Windgesang-Berge und eine heimtückische Küstenlinie ist unsere Provinz Coutre ein wenig abgelegen. Er meinte, dass ich hier bessere Aussichten hätte, einen netten jungen Adligen kennenzulernen. Ich dachte, wenn du bleibst, könnten wir vielleicht Freundinnen werden.«
    Karigan lächelte bedauernd. »Ich …«
    Doch da merkte sie, dass Lady Estora quer über den Hof starrte. »Ich glaube, dort wartet jemand darauf, mit dir sprechen zu können.«
    Karigan folgte ihrem Blick. Auf der anderen Seite des Hofs
stand König Zacharias und sah sie erwartungsvoll an. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und leckte sich nervös die Lippen. Weshalb brachte der König sie nur so
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