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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch
Autoren: Christopher Moore
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Hulatänzerinnen bedruckt war, und knarrende schwarz-weiße Wingtips. Er legte seinen Gitarrenkoffer auf die Bar und kletterte auf einen der Hocker.
    Mavis betrachtete ihn voller Argwohn und zündete sich eine Tarryton 100 an. Als junges Mädchen hatte man ihr beigebracht, Schwarzen nicht über den Weg zu trauen.
    »Was darf's denn sein?« fragte sie.
    Er setzte seinen Fedora ab, und darunter kam ein kahler brauner Schädel zum Vorschein, der glänzte wie eine polierte Walnuß. »Gibt's irgendwelchen Wein?«
    »Chateau-Fusel weiß oder Chateau-Fusel rot?« Mavis stützte einen Arm in die Taille, wobei Motoren und Räderwerke sich knirschend in Gang setzten.
    »Die Chateau-Typen haben wohl expandiert. Früher gab's nur eine Sorte.«
    »Rot oder Weiß?«
    »Was süßer schmeckt, meine Süße.«
    Mavis knallte ein Glas auf die Bar und füllte es mit einer gelben Flüssigkeit aus einer eisbeschlagenen Karaffe aus dem Kühlfach. »Das macht drei Bucks.«
    Der Schwarze streckte die Hand aus - dicke, lange Fingernägel glitten kufengleich über den Tresen, lange Finger tasteten herum wie die Tentakel eines Meereslebewesens, das von den Gezeiten hin und her gespült wird - und verfehlte das Glas um knapp zehn Zentimeter.
    Mavis schob ihm das Glas in die Hand. »Was ist los? Blind oder was?«
    »Nee, is' so dunkel hier drin.«
    »Dann setz deine Sonnenbrille ab, Knalldepp.«
    »Unmöglich, Ma'am. Ohne Sonnenbrille läuft nix in meinem Geschäft.«
    »Was für 'n Geschäft? Versuchen Sie bloß nicht, hier drin Bleistifte zu verkaufen. Bettler will ich hier nicht haben.«
    »Ich bin Bluesman, Ma'am. Ich hab gehört, Sie suchen so einen.«
    Mavis ließ ihren Blick von dem Gitarrenkoffer auf der Bar zu dem Schwarzen mit seiner Sonnenbrille wandern; sie bemerkte, daß die Fingernägel seiner rechten Hand lang waren im Gegensatz zu seiner Linken, deren Fingerspitzen von einer knubbeligen grauen Hornhautschicht überzogen waren, und sie sagte: »Hätt ich eigentlich von selbst draufkommen können. Haben Sie denn Erfahrung?«
    Er lachte. Es war ein Lachen, das irgendwo tief unten seinen
    Ursprung hatte, auf dem Weg nach oben seine Schultern erzittern ließ und schließlich zu seiner Kehle herauspolterte wie eine Dampflok, die aus dem Tunnel rauscht. »Meine Süße, ich hab mehr Erfahrung als 'ne Busladung voller Nutten. Catfish Jefferson hat nicht einen Tag Staub angesetzt, sondern war auf Achse seit dem Tag, als Gott ihn auf diesen großen Klumpen Dreck gepackt hat. So heiße ich, nennen Sie mich Catfish.«
    Er schüttelt einem die Hand wie eine Schwuchtel, dachte Mavis. Reicht einem gerade mal die Fingerspitzen. Genauso wie sie selbst, bevor sie ihre arthritischen Gelenke hatte austauschen lassen. Einen alten Blues-Sänger mit Arthritis wollte sie sich auf keinen Fall aufhalsen. »Ich brauche jemand für bis nach Weihnachten. Können Sie solange bleiben, oder setzt sich dann zuviel Staub an?«
    »Ich denke, ich könnt's mal 'n bißchen langsamer angehen lassen. Ist zu kalt, um wieder nach Osten zu ziehen.« Er ließ seinen Blick durch die Bar schweifen und versuchte sich durch seine Sonnenbrille ein Bild von der rauchgeschwängerten Atmosphäre des Schuppens zu machen. Dann wandte er sich wieder an Mavis und sagte: »Ja, ich denke, ich könnt's in meinem Terminplan einrichten, wenn ...«, und an dieser Stelle grinste er so breit, daß Mavis seinen Goldzahn sehen konnte, in den eine Note eingraviert war, ... wenn die Bezahlung stimmt.«
    »Sie kriegen Unterkunft und Verpflegung und Prozente von den Einnahmen an der Bar. Sie bringen die Leute in den Laden, dann machen Sie Geld.«
    Nachdenklich kratzte er sich an der Wange, und die weißen Stoppeln gaben Geräusche von sich wie eine Zahnbürste auf Sandpapier. »Nee, nee, meine Süße. Sie bringen die Leute in den
    Laden. Sobald sie Catfish einmal gehört haben, kommen sie auch wieder. Also, wieviel Prozent haben Ihnen so vorgeschwebt?«
    Mavis strich sich über das Haar an ihrem Kinn und zog daran, bis es seine volle Länge von sieben Zentimetern erreicht hatte. »Ich muß Sie erst mal spielen hören.«
    Catfish nickte. »Kein Problem.« Er ließ die Schnallen an seinem Koffer aufschnappen und hob eine glitzernde National-Gitarre mit Stahlkorpus heraus. Dann zog er einen abgesägten Bottleneck aus der Tasche, der nach einer kurzen Drehung der Hand über den kleinen Finger seiner Linken glitt. Er schlug einen Akkord an, um zu sehen, ob die Gitarre stimmte, glitt mit dem Bottleneck vom
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