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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch
Autoren: Christopher Moore
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bleiben mit ihren Wagen mitten auf der Straße stehen, um mit einem Nachbarn zu plaudern, der gerade des Weges kommt, ohne sich dabei über irgendwelche Touristen Gedanken machen zu müssen, die einen anhupen, weil man sie daran hindert, sich in ihrem Urlaub im Eiltempo zu erholen (verdammt noch mal!). Die Bedienungen in den Restaurants und die Angestellten der Hotels machen halbe Schichten, und der Geldfluß kommt nahezu zum Erliegen. Ehepaare verbringen ihre Abende vor dem Kamin, und der Duft regengeschwängerten Rauches von Feuerholz erfüllt die Luft, während die Singles den Entschluß fassen, irgendwo hinzuziehen, wo das Leben ein nie endendes Vergnügen ist.
    Der Winter an der Küste ist kalt. Der Wind schiebt einen salzigen Nebel an Land, und die See-Elefanten kommen zur Küste, wo sie herumtrompeteten, sich paaren und ihre Jungen zur Welt bringen. Rentner ziehen ihren Schoßhündchen Pullover über und zerren sie in allnächtlichen Hundeerniedrigungsparaden durch die Straßen. Die Surfer wappnen sich mit Taucheranzügen gegen die Kälte der sturmgepeitschten Wellen, und die
    Weißen Haie nehmen folienverschweißte Mackerhäppchen auf Fiberglas-Crackern in ihren Speiseplan auf. Doch es ist eine frische Kälte, die eine gewisse Nachsicht zeigt und sich nur allmählich über die Stadt legt, so daß der kollektive Stoffwechsel des Ortes sich ohne Schock zu einer Art Halbwinterschlaf verlangsamen kann.
    So jedenfalls ist es in den meisten Winter.
    Nach dem Auftauchen des Seeungeheuers war der Winter eine rauschende Party mit allen Höhen und Tiefen. Die Filmberichte aus den Helikoptern wurden über Satellit in die ganze Welt ausgestrahlt, und mit einem Mal war Pine Cove als Reiseziel unter den Spinnern dieser Welt noch beliebter als Roswell, New Mexico. Auf den Videobändern war zwar nicht viel zu sehen - lediglich eine Gruppe von Leuten am Strand und die verschwommenen Umrisse von etwas Großem im Wasser -, doch in Verbindung mit den Fußabdrücken und den Augenzeugenberichten, reichte es vollkommen aus. Die Läden füllten sich mit abgeschmackten Echsensouvenirs, und H. P.'s Cafe nahm ein Sandwich mit dem Namen Theosaurus in die Speisekarte auf, denn so lautete der offizielle wissenschaftliche Name des Seeungeheuers (geprägt von dem Biologen Gabriel Fenton). Die Hotels waren ausgebucht, die Straßen verstopft, und Mavis Sand mußte sogar einen zweiten Barmann anstellen, um all die herbeiströmenden Suffköpfe abfüllen zu können.
    Estelle Boyet eröffnete in der Cypress Street ihre eigene Galerie, wo sie eine neue Serie von Gemälden verkaufte, die den rätselhaften Titel Steve trugen, und daneben die neue CD von Catfish Jefferson mit dem Titel The What Do I Do Now That I'm Happy? Blues.
    Je mehr die Geschichte von dem Seeungeheuer verbreitet und aufgebauscht wurde, desto stärker erwachte das Interesse an einer obskuren B-Movie-Schauspielerin namens Molly Michon. Die Warrior-Babe-Serie wurde remastered und auf Picture Discs und Videokassetten neu aufgelegt. Das Publikum reagierte begeistert, und die Schauspielergewerkschaft fiel über die Produzenten her wie ein Racheengel in Gestalt eines Buchhalters, um Molly einen Teil der Einnahmen zu sichern.
    Valerie Riordans Praxis lief wieder in geordneten Bahnen, nachdem sie zu einer ausgewogenen Mischung aus Gesprächstherapie und dem Verordnen von Medikamenten gefunden hatte. Und sie war schließlich sogar in der Lage, ihre Praxis für einige Zeit zu schließen, um ihren Verlobten Gabe Fenton auf einer ozeanographischen Expedition an Bord eines Forschungsschiffes zu begleiten, von wo aus er nach Anzeichen dafür suchen wollte, daß sich der Theosaurus in den tiefen Meeresgräben vor der kalifornischen Küste aufhielt.
    Nachdem er gegen John Burton vor Gericht ausgesagt hatte und jener zu lebenslänglich verurteilt worden war, legte sich der Winter über Theophilus Crowe wie eine warme Decke. Nachdem er über einen Monat clean war, stellte er fest, daß seine Sucht nach Marihuana nichts weiter gewesen war als eine Reaktion auf seine Langeweile. Wie ein Kind, das einen ganzen Sommertag nur jammert und nörgelt, daß es nichts zu tun hat, dabei aber nicht die geringste Anstrengung unternimmt, irgendwas zu unternehmen, hatte Theo mit sich selbst nichts anfangen können, und es hatte ihm an jeglichem Ehrgeiz gemangelt, daran etwas zu ändern. Nun, da er sein Leben mit Molly teilte, löste sich dieses Problem, und Theo stellte fest, daß, so mitgenommen und erschöpft
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