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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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ein
entsprechendes Gehalt bekommen. Das klang alles großartig. Wir machten einen
Vertrag und unterschrieben ihn, und dann gingen wir an einem Abend aus, um zu
feiern. Der Bursche, dem das Grundstück gehörte, wollte Bargeld haben. Deshalb
verabredeten wir uns in der Kanzlei eines Rechtsanwalts, und Hank sollte das
Geld bringen. Nur tauchte er nie dort auf. Ich kam hierher zurück und
erkundigte mich bei Gail, was los sei. Hank war rechtzeitig weggegangen und
hatte das Geld bei sich gehabt — zehntausend. Nur war es nicht sein Geld,
sondern das Gails. Wir erkundigten uns bei der Polizei und in den
Krankenhäusern, aber niemand wußte etwas von ihm. Bald war es ganz
offensichtlich, daß Hank nie mehr zurückkehren würde. Aber auch da hatte ich
mich getäuscht.«
    Bryant zerdrückte seinen
Zigarettenstummel zu einem feinen Brei aus Papierfetzchen und Tabak. Seine
kräftigen, stumpfen Finger kneteten mechanisch im Aschenbecher herum. »Es war
etwa drei Monate später, in einer kalten Spätherbstnacht. Ich hatte die
Tankstelle eben geschlossen und war im Begriff, ins Bett zu gehen, als jemand
an die Tür klopfte. Da es fast Mitternacht war und ich ein paar hundert Dollar im
Safe hatte, ergriff ich einen großen Schraubenschlüssel, bevor ich die Tür
aufmachte. Hank kam hereingestolpert. Er sah aus wie durch die Wäschemangel
gedreht. Sein Gesicht war übel zugerichtet und geschwollen, sein rechtes Auge
geschlossen, und er blutete wie ein Schwein. Einen Augenblick lang hätte ich
ihn am liebsten mit dem Schraubenschlüssel niedergeschlagen, aber ein paar
Sekunden später drückte ich ihm statt dessen einen Drink in die Hand.« Er
grinste düster. »Vielleicht ist das der Grund, weshalb die echten,
vierzehnkarätigen Schufte immer mit heiler Haut davonkommen? Sie wissen immer
genau, daß sie sich auf die anständigen Reaktionen anderer Leute verlassen
können. Jedenfalls rückte er mit einer langen konfusen Geschichte heraus — er
habe >ihnen< gerade noch entkommen können, und wenn >sie< ihn
wieder erwischten, würden sie ihn umbringen. Deshalb müsse er sofort das Land
verlassen und dafür brauche er Geld.
    Ich fragte ihn, wer >sie<
seien; aber das, was er sagte, ergab keinerlei Sinn, und so erkundigte ich
mich, was zum Teufel er mit den zehntausend Dollar angestellt hatte; und er
behauptete, er habe versucht, sich loszukaufen, aber es habe nicht geklappt.
Was nun aus seiner Frau und seinem Kind werden solle, fragte ich ihn; und er
sagte, zum Teufel mit beiden, Gail sei stinkreich und könne für sich selber
sorgen. Danach erklärte ich ihm, er solle sich zum Kuckuck scheren; ich würde
ihm keinen roten Heller geben, sondern höchstens ein Messer, mit dem er sich
den Hals durchschneiden könne! Und wissen Sie, was er tat? Er packte den
Schraubenschlüssel, den ich auf den Tisch gelegt hatte und schlug mich damit
nieder! Als ich wieder zu mir kam, war er verschwunden und das Geld im Safe mit
ihm. Deshalb bin ich auch so überrascht, daß er den Nerv hatte, wieder hierher
zurückzukommen. Glauben Sie, Lieutenant, daß >sie< — wer immer das
gewesen ist — ihn schließlich doch erwischt haben?«
    »Wer weiß?« sagte ich
unschlüssig. »Haben Sie mit Mrs. Magnuson darüber gesprochen?«
    »Natürlich — sicher
hundertmal.« Er nickte schnell. »Aber sie wußte nichts darüber. Hank hatte sich
über seine Geschäfte, derentwegen er so oft verreisen mußte, nur immer sehr
unklar geäußert. Und er war ausgesprochen widerwärtig geworden, wenn sie Fragen
gestellt hatte. Er hatte ein sehr aufbrausendes Temperament; und Gail sagte,
sie habe bald nach ihrer Heirat gelernt, ihm überhaupt keine Fragen mehr zu
stellen.«
    »Wer ist Kendall?« fragte ich
ihn.
    »Kendall?« Seine Augen wurden groß.
»Woher, zum Teufel, haben Sie denn von dem gehört?«
    »Das spielt keine Rolle«,
brummte ich. »Wer ist er?«
    »Er ist Gails geistiger
Ratgeber.« Seine Stimme klang unsicher. »Oder zumindest bezeichnet sie ihn so.
Ich vermute, daß er entweder ein Schwindler ist, der hinter ihrem Geld her
jagt, oder einer dieser kalifornischen Verrückten, die von religiösem Wahn
besessen sind. Er hat knapp acht Kilometer von hier entfernt ein Haus, das er
den Tempel der Liebe nennt.« Er erstarrte kurz, als er Mrs. Magnusons Schritte auf der
Treppe hörte. »Tun Sie mir einen Gefallen, Lieutenant! Erwähnen Sie den Kerl
nicht vor Gail — jedenfalls nicht im Augenblick — , sonst gerät sie vielleicht
noch völlig aus den Fugen; und das,
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