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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur
Autoren: Stephanie Laurens
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fluchte Vane leise vor sich hin und widerstand dem Wunsch, den Blick zum Himmel zu heben.
    Das Schicksal sah ihn aus ihren klaren, haselnussbraunen Augen an.
    Missbilligende haselnussbraune Augen.
    »Wenn Sie mitkommen möchten« – mit einer Handbewegung deutete sie auf die Tür in ihrer Nähe, dann führte sie ihn hochmütig in die Richtung – , »dann werde ich Masters sagen, dass er meine Tante von Ihrer Ankunft unterrichten soll.«
    Nachdem sie die Eleganz und somit auch den Stand von Minnies unerwartetem Besucher bemerkt hatte, machte Patience sich nicht die Mühe, ihre Meinung vor ihm zu verbergen. Abweisende Verachtung lag in ihrer Stimme. »Erwartet meine Tante Sie?«
    »Nein – aber Sie wird erfreut sein, mich zu sehen.«
    War das etwa ein unterschwelliger Tadel, den sie in seiner viel zu glatten Stimme hörte? Patience unterdrückte eine hochnäsige Bemerkung und ging einfach weiter. Sie fühlte seine Anwesenheit hinter sich, groß und eindringlich männlich. Ihre Sinne verwirrten sich, sie versuchte, sie unter Kontrolle zu halten, und hob das Kinn. »Wenn Sie im Wohnzimmer warten würden – es ist die erste Tür rechts – , Masters wird Sie holen, wenn meine Tante bereit ist, Sie zu empfangen. Wie ich schon erwähnte, der Haushalt bereitet sich im Augenblick auf das Abendessen vor.«
    »In der Tat.«
    Diese Worte, leise ausgesprochen, erreichten sie, gerade als sie vor der Seitentür stehen blieb. Patience fühlte einen kühlen Schauer, der ihr über den Rücken rann. Und sie fühlte den Blick seiner grauen Augen auf ihrer Wange, auf der empfindsamen Haut ihres Halses. Sie erstarrte und widerstand dem Wunsch, sich zu bewegen. Sie blickte nach unten, entschlossen, sich nicht umzuwenden und seinem Blick zu begegnen. Mit unbeirrt vorgerecktem Kinn griff sie nach der Türklinke, doch er kam ihr zuvor.
    Patience erstarrte. Er war gleich hinter ihr stehen geblieben und hatte die Hand um sie herum nach dem Türgriff ausgestreckt. Sie sah, wie sich seine langen Finger darum schlossen. Dann hielt er inne.
    Sie fühlte ihn hinter sich, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, fühlte die Kraft, die von ihm ausging. Eine unerklärliche Sekunde lang fühlte sie sich gefangen.
    Dann bewegten sich seine langen Finger, und mit einer schnellen Bewegung öffnete er weit die Tür.
    Mit laut klopfendem Herzen holte Patience Luft, dann eilte sie in den dämmrigen Gang. Ohne langsamer zu werden, nickte sie ihm über die Schulter hinweg königlich zu. »Ich werde sofort mit Masters sprechen – ich bin sicher, meine Tante wird Sie nicht lange warten lassen.« Mit diesen Worten ging sie weiter den Gang entlang und verschwand in dem dunklen Flur.
    Vane blieb auf der Schwelle stehen und sah ihr mit zusammengezogenen Augenbrauen nach. Er hatte gefühlt, wie sie bei seiner Berührung zusammengezuckt war, hatte den Schauer des Bewusstseins gespürt, den sie nicht vor ihm hatte verbergen können. Für einen Mann wie ihn war das Beweis genug für das, was geschehen konnte.
    Sein Blick fiel auf die kleine graue Katze, die sich um Patience Debbingtons Beine gedrängt hatte. Sie saß jetzt auf dem Läufer und betrachtete ihn. Während er sie noch ansah, stand sie auf, wandte sich um und ging mit hoch erhobenem Schwanz den Flur entlang – dann blieb sie stehen. Sie wandte den Kopf und sah ihn an. »Miau!«
    Ihrem hochmütigen Klang nach nahm Vane an, dass es sich um eine weibliche Katze handelte.
    Hinter ihm zuckte ein Blitz. Er blickte zu dem dunklen Himmel hoch. Donner grollte – und eine Sekunde später öffnete sich der Himmel. Regen rann herab, dicke Tropfen fielen und ließen die Landschaft hinter einem Vorhang verschwinden.
    Die Botschaft des Schicksals hätte deutlicher nicht sein können, eine Flucht war völlig unmöglich.
    Mit grimmigem Gesicht schloss Vane die Tür – und folgte der Katze.
    »Nichts könnte gelegener kommen!« Araminta, Lady Bellamy, strahlte Vane glücklich an. »Natürlich musst du bleiben. Aber in jedem Augenblick wird der Gong zum zweiten Mal geschlagen, also beeile dich. Wie geht es allen?«
    Vane lehnte sich gegen den Kamin und lächelte. Minnie, eingehüllt in ihre teuren Schals, ihre wohlgerundete Gestalt in Seide und Spitze gekleidet, mit einer gerüschten Witwenhaube auf ihren weißen Locken, sah ihn aus leuchtenden, intelligenten Augen an, die in einem sanften, faltigen Gesicht lagen. Sie saß in einem Sessel vor dem Feuer in ihrem Schlafzimmer, neben ihr Timms, eine vornehme, gebildete Dame
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