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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur
Autoren: Stephanie Laurens
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Minute lang stand er wie angewurzelt auf demselben Fleck, sein Blick war starr. Dann ging er langsam weiter, seine Gedanken mit dem beschäftigt, was sich seinen Augen bot. Seine Schritte wurden von dem dichten Rasen gedämpft. Er blieb vor einem großen Bogenfenster und dem halbkreisförmigen Blumenbeet stehen, das sich davor ausdehnte.
    Gleich hinter der Lady, die ein feines, im Wind wehendes Musselinkleid trug, das mit Blütenzweigen bestickt war, und die sich bückte und etwas in dem Blumenbeet suchte.
    »Du könntest ruhig helfen.« Patience Debbington blies sich die Locken aus dem Gesicht, die über ihre Augen fielen, und sah Myst, ihre Katze, mit gerunzelter Stirn an, die in dem Unkraut saß und einen rätselhaften Ausdruck auf ihrem unbeweglichen Gesicht zeigte. »Es muss hier irgendwo sein.«
    Myst blinzelte nur mit ihren großen blauen Augen. Mit einem Seufzer beugte sich Patience vor und suchte zwischen dem Unkraut und den Pflanzen. So weit vorgebeugt und mit den Händen in dem Blumenbeet, mit den dünnen Sohlen ihrer Schuhe auf dem weichen Boden, war das wohl kaum eine sehr elegante, geschweige denn sichere Haltung.
    Obwohl sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, dass jemand sie hier sah, denn alle zogen sich zum Essen um. Und genau das sollte sie eigentlich auch tun – das hätte sie auch getan, wenn sie nicht bemerkt hätte, dass die kleine silberne Vase, die auf dem Fensterbrett gestanden hatte, verschwunden war. Da sie das Fenster offen gelassen hatte und Myst genau dieses Fenster benutzte, um zu kommen und zu gehen, hatte sie überlegt, dass Myst die Vase wohl umgestoßen hatte und dass sie über den flachen Sims gerollt und dann in das Blumenbeet unter dem Fenster gefallen war.
    Die Tatsache, dass sie noch nie erlebt hatte, dass Myst unbeabsichtigt etwas umstieß, hatte sie beiseite geschoben. Es war noch immer besser, zu glauben, dass Myst ungeschickt gewesen war, als zu vermuten, dass der geheimnisvolle Dieb wieder einmal zugeschlagen hatte.
    »Sie ist nicht da«, schloss Patience. »Zumindest kann ich sie nirgendwo entdecken.« Noch immer gebückt, sah sie zu Myst. »Kannst du sie sehen?«
    Wieder blinzelte Myst und sah an ihr vorbei. Dann erhob sich die schlanke graue Katze und schritt elegant aus dem Blumenbeet.
    »Warte!« Patience wandte sich halb um, doch dann schwankte sie und bemühte sich, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Es kommt ein Unwetter – jetzt ist nicht die Zeit, Mäuse zu fangen.«
    Während sie das sagte, gelang es ihr, sich aufzurichten – sie sah zum Haus, direkt in die Fenster des Wohnzimmers in der unteren Etage. Da das nahende Unwetter den Himmel verdunkelte, spiegelte sich alles in den Fenstern wider. Sie entdeckte in diesem Spiegelbild einen Mann, der hinter ihr stand.
    Mit einem Aufkeuchen wirbelte Patience herum. Ihre Blicke trafen sich mit denen des Mannes – seine Augen waren hart, kristallgrau, blass in dem schwachen Licht. Sie waren eindringlich auf sie gerichtet, und den Ausdruck darin konnte sie nicht deuten. Er stand nicht mehr als einen Meter von ihr entfernt, groß, elegant und eigenartig bedrohlich. In dem Bruchteil einer Sekunde, in dem ihr Verstand all das registrierte, fühlte Patience auch, wie ihre Fersen in den weichen Boden des Blumenbeetes einsanken.
    Die Erde unter ihren Füßen gab nach.
    Sie riss die Augen weit auf, ihr Mund formte ein »Oh«. Mit ausgebreiteten Armen fiel sie rückwärts …
    Der Mann reagierte so schnell, dass seine Bewegung vor ihren Blicken verschwamm, griff nach ihren Oberarmen und zog sie nach vorn.
    Sie landete an seiner Brust, ihre Hüften an seinen Schenkeln. Der Aufprall war so heftig, dass er ihr den Atem nahm, und sie keuchte auf. Seine kräftigen Hände hielten sie, seine langen Finger lagen wie eiserne Klammern um ihre Arme. Seine Brust war hart wie Stein an ihren Brüsten, der Rest seines Körpers, seine langen Beine, die er gespreizt hatte, waren so fest wie Stahl.
    Sie fühlte sich hilflos, vollkommen und absolut hilflos.
    Patience blickte auf und sah dem Fremden ins Gesicht. Während sie das tat, verdunkelten sich seine grauen Augen. Der Ausdruck, den sie darin las – äußerst konzentriert – , schickte ihr einen eigenartigen Schauer durch den Körper.
    Sie blinzelte, dann senkte sie den Blick – zu den Lippen des Mannes. Sein Mund war breit, die Lippen schmal und dennoch wundervoll proportioniert und faszinierend. Sie konnte die Augen nicht davon losreißen. Die bezwingenden Konturen bewegten
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