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Der letzte Tag der Unschuld

Der letzte Tag der Unschuld

Titel: Der letzte Tag der Unschuld
Autoren: Edney Silvestre
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das für ein Heft?«
    »Schweinkram, ich bin mir sicher, die beiden haben sich ein Schmuddelheft angesehen.«
    »Habt ihr Schweinkram getrieben? War es das? Miteinander?«
    »Nein! Wir waren schwimmen!«
    »Aber der Rektor war nicht in seinem Büro, und da dachten wir, es ist besser, wir verschwinden.«
    »Wir dachten, wir hauen besser ab.«
    »Ihr wolltet Schweinkram mit ihr treiben.«
    »Wir haben sie nicht mal gesehen! Wir kennen sie nicht!«
    »Ich habe sie nie zuvor gesehen, das schwöre ich. Und Paulo auch nicht.«
    »Du lügst, Kaffer.«
    »Jeder kennt diese Frau.«
    »Wir nicht.«
    »Wir haben sie nie zuvor gesehen, das hab ich doch schon gesagt!«
    »Jeder kennt diese Frau, jeder kannte sie.«
    »Ich kenne sie nicht, Herr Wachtmeister.«
    »Klar kennst du sie. Sie war eine Nutte.«
    »Eine Nutte?«
    »Die Tote war eine Nutte?«
    »Eine Nutte. Eine Herumtreiberin. Und ihr wusstet das.«
    »Nein, das wussten wir nicht, Herr Wachtmeister. Ich bin noch nie wo gewesen, wo Nutten sind. Und Paulo auch nicht. Sein Vater geht dahin und sein Bruder. Er nicht, niemals. Wir beide nicht.«
    »Hat sie hier als Nutte gearbeitet?«
    »Ich stelle hier die Fragen, Kaffer. Was wolltet ihr von ihr?«
    »Ihr wolltet sie zu schweinischen Sachen zwingen.«
    »Und sie hat sich geweigert. Da seid ihr über sie hergefallen.«
    »Mit dem Taschenmesser.«
    »Ihr hattet sogar ein Schmuddelheft dabei.«
    »Wo ist das Heft?«
    »Das hat uns der Erdkundelehrer abgenommen, Senhor Lemos. Sie können ihn fragen.«
    »Ihr habt das Taschenmesser an ihrem Rock abgewischt. Die Klinge ist sauber, und der Rock ist voller Blutflecken.«
    »Nein, Herr Wachtmeister. Wir sind mit den Rädern zum See gefahren. Weiter nichts.«
    »Zum Schwimmen.«
    »Dann hat Paulo den Schwimmreifen umgekippt und mir die Unterhose runtergezogen, und da bin ich raus aus dem Wasser und hinter ihm hergelaufen.«
    »Ihr beide wart nackt? Am See?«
    »Also habt ihr doch Schweinkram gemacht.«
    »Nein, nein! Es war bloß Spaß!«
    »Schweinischer Spaß.«
    »Nein!«
    »Wir haben deinem Vater schon Bescheid gesagt. Und deinem Vater auch.«
    »Oh nein, bitte nicht meinem Vater!«
    »Reg dich nicht auf, Paulo. Ich erklär ihm, dass wir mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Dass wir zur Polizei gegangen sind. Dass die blonde Frau schon tot war, als du über sie gestolpert bist.«
    »Woher wusstet ihr, dass sie tot ist?«
    »Sie war schon ganz steif!«
    »Das Blut war schon getrocknet!«
    »Das heißt geronnen, Paulo.«
    »Also habt ihr die Leiche doch angefasst.«
    »Ihr habt an der Leiche rumgefummelt.«
    »Nein! Wir haben sie bloß berührt. Ganz leicht.«
    »Um zu gucken, ob sie noch lebt.«
    »Aber das hat sie nicht mehr.«
    »Das ging ja auch gar nicht. Bei den vielen Stichen!«
    »Stiche von einem Taschenmesser. Von deinem Taschenmesser.«
    »Das war nicht mein Taschenmesser! Das waren Stiche von einem großen Messer! Das weiß ich!«
    »Ach ja? Und woher weißt du das?«
    »Mein Vater ist Metzger. Sie hätten ihn nicht anrufen müssen.«
    »Hast du Angst?«
    »Was hast du getan? Sag schon, du kannst es ruhig erzählen.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Du bist noch minderjährig, dir kann nichts passieren.«
    »Sie hätten meinen Vater nicht …«
    »Kommt meine Mutter auch hierher? Haben Sie meiner Mutter auch Bescheid gesagt?«
    »Fahrt ihr immer zu diesem See?«
    »Was macht ihr, wenn ihr zusammen seid?«
    »Schwimmt ihr unbekleidet? Seid ihr unbekleidet zusammen?«
    »Wo habt ihr das Schmuddelheft versteckt?«
    »Wir haben nichts Schlimmes getan. Wir sind bloß von der Schule weggelaufen, weiter nichts.«
    »Schämst du dich gar nicht, Kaffer? Deine Mutter sitzt da draußen und weint.«
    »Das ist meine Mutter. Paulos Mutter ist tot.«
    »Umso schlimmer. Eure Eltern opfern sich auf, um ihren Kindern eine anständige Erziehung zu verschaffen, und dann treibt ihr euch rum.«
    »Aber Senhor Lemos, unser Lehrer, hatte uns doch rausgeworfen!«
    »Weil ihr euch ein Schmuddelheft angesehen habt.«
    »Lassen Sie mich mit meiner Mutter reden, Herr Wachtmeister. Um sie zu beruhigen.«
    »Später.«
    »Gleich.«
    »Sobald ihr alles erzählt habt, wie ihr euch gegenseitig die Unterhosen heruntergezogen und dann zusammen im See gebadet habt, wir ihr ihr den Schlüpfer ausgezogen habt, was ihr mit dem Taschenmesser gemacht habt, alles.«
    »Aber das haben wir Ihnen doch schon erzählt.«
    »Dann erzählt ihr es einfach noch mal. Von Anfang an.«
    »Warum hast du so eine Angst vor
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