Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Ihnen ein freundliches Wort der Warnung zukommen lasse.«
      »Der Warnung, Mr. Holmes?«
      »Ich habe mich mit einiger Sorgfalt in dem Fall umgetan, und ich bin nicht davon überzeugt, daß Sie sich auf dem richtigen Weg befinden. Ich möchte nicht, daß Sie sich zu weit vorwagen, ehe Sie nicht sicher sind.«
      »Sehr freundlich von Ihnen, Mr. Holmes.«
      »Ich versichere Ihnen, ich will nur Ihr Bestes.«
      Für einen Augenblick kam es mir so vor, als huschte ein Zögern über Baynes’ kleine Augen.
      »Wir waren uns einig geworden, daß jeder seinen eigenen Methoden folgt, Mr. Holmes. Und nichts anderes tue ich.«
      »Wenn Sie es so wollen«, sagte Holmes. »Aber machen Sie mich für nichts verantwortlich.«
      »Das werde ich nicht tun, Sir; ich glaube ja, daß Sie es gut mit mir meinen. Aber wir haben jeder unser System, Mr. Holmes. Sie haben das Ihre, und ich habe vielleicht meines.«
      »Reden wir nicht mehr darüber.«
      »Ich werde Ihnen immer gern das Neueste berichten. Dieser Bursche ist ein ausgesprochener Wilder, stark wie ein Karrengaul und wütend wie der Teufel. Er hat Downing fast den Daumen abgebissen, ehe der ihn überwältigen konnte. Er spricht kaum ein Wort englisch, und wir kriegen nichts aus ihm heraus als hin und wieder ein Grunzen.«
      »Und Sie denken, Sie haben einen Beweis dafür, daß er seinen Herrn ermordet hat?«
      »Das habe ich nicht gesagt, Mr. Holmes, das habe ich wirklich nicht gesagt. Jeder hat seine Methoden, zum Ziel zu kommen. Sie versuchen es mit der Ihren, ich mit der meinen. So waren wir verblieben.«
      Holmes zuckte die Schultern, und wir gingen davon.
      Ich verstehe den Mann nicht. Er scheint auf eine Niederlage versessen. Nun, er sagt ja selber: Jeder muß seinen eigenen Weg gehen und sehen, wohin er führt. Dennoch ist da etwas in Inspektor Baynes, das ich nicht ganz verstehe.
      »Setzen Sie sich, Watson«, sagte Sherlock Holmes, als wir wieder in unserem Appartement im ›Bull‹ waren. »Ich möchte Sie mit der Situation vertraut machen, da ich Ihre Hilfe vielleicht heute abend in Anspruch nehmen muß. Lassen Sie mich Ihnen die Entwicklung des Falles erläutern, soweit ich sie nachvollziehen konnte. So einfach er sich darstellte, bereitet er dennoch erstaunliche Schwierigkeiten, was eine Verhaftung betrifft. In dieser Hinsicht gibt es leere Stellen, die wir auszufüllen haben.
      Gehen wir zurück bis zu der Nachricht, die Garcia am Abend seines Todes überreicht wurde, und lassen wir jetzt einmal Baynes’ Einbildung beiseite, daß Garcias Dienerschaft eingeweiht war. Das ergibt sich daraus, daß Garcia es war, der für die Anwesenheit von Scott Eccles gesorgt hat, was er nur aus dem einzigen Grunde tat, für sich ein Alibi zu schaffen. Also war es in jener Nacht Garcia, der etwas vorhatte, und zwar etwas Kriminelles, und in Verfolgung dessen hat er den Tod gefunden. Ich betone: etwas Kriminelles, denn nur ein Mann mit einem verbrecherischen Vorhaben ist darum bemüht, sich ein Alibi zu besorgen. Wer also hat ihn unter solchen Umständen höchstwahrscheinlich ums Leben gebracht? Sicherlich die Person, gegen die sich das verbrecherische Unternehmen richtete. Soweit, scheint mir, stehen wir auf festem Boden.
      Jetzt können wir auch einen Grund für das Verschwinden von Garcias Hausgenossen annehmen. Sie waren alle Komplizen in dem unbekannten Verbrechen. Wenn es dann verübt und Garcia zurückgekehrt war, konnte jeder womöglich auftauchende Verdacht durch die Aussage des Engländers abgewehrt werden, und alles wäre gut gewesen. Aber das Vorhaben war gefährlich, und wenn Garcia nicht zu einer bestimmten Zeit wieder zu Hause war, hatte er wahrscheinlich das Leben verloren. Deshalb war man übereingekommen, daß sich seine beiden Untergebenen in einem solchen Fall an einen vorher ausgemachten Ort begeben sollten, um sich so der Verfolgung zu entziehen und zugleich in eine Position zu gelangen, aus der sie den Versuch später aufs neue wagen konnten. Das erklärt die Tatsache völlig, oder nicht?«
      Das ganze unerklärbare Knäuel schien sich mir zu entwirren Ich fragte mich, wie immer, warum die Dinge zuvor für mich nicht einsichtig gewesen waren.
      »Aber warum ist dieser Diener zurückgekehrt?«
      »Wir können uns doch vorstellen, daß bei der kopflosen Flucht etwas Wertvolles, auf das er nicht verzichten wollte, zurückgeblieben sein kann. Das würde seine Hartnäckigkeit erklären, oder etwa
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher