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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann
Autoren: Burgess Gemma
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öfter. Kurz gesagt, er ist ein Mann, der, wie ich finde, seine Bestimmung gefunden hat … Sophie, die schöne, ruhige, liebe Sophie, musste in sein Leben treten, um diesen Mann aus ihm zu machen.«
    An diesem Punkt bricht lauter Beifall aus, und ich blicke zu Sophie und Luke mit Tränen in den Augen. Es stimmt. Sie sind füreinander bestimmt.
    » Nun, als langjähriger Single hatte ich viel Zeit, mir Gedanken über die Kunst zu machen, die Liebe zu finden. Meine Mutter sagte immer, dass man viele Drachen töten müsse, um die Prinzessin zu gewinnen…«, aus dem Publikum kommt ein einzelnes » Whooo!«, » …und ich glaube, das ist wahr. Aber der Drache, den man unbedingt besiegen muss, ist die eigene Angst– das wird jetzt schmalzig klingen, aber da müssen Sie mit mir durch–, die eigene Angst davor, etwas für die Liebe zu riskieren.« Er unterbricht sich kurz. Der ganze Saal lauscht gebannt. » Luke hat es riskiert, in den Pub zu gehen, als er Sophie dort entdeckte. Die meisten von Ihnen kennen die Geschichte bereits: Er kam vorbei am Walmer Castle in Notting Hill, sah sie durch das Fenster und wusste sofort, sie war die Richtige. Also ging er hinein und hockte sich zwei Stunden allein an die Theke, bis er den Mut hatte, sie anzusprechen.«
    » Den musste er sich wohl erst antrinken!«, ruft jemand im Saal, gefolgt von kollektivem Stöhnen.
    » Den Spruch wollte ich eigentlich selbst bringen, aber ich habe ihn weggelassen, weil ich ihn zu direkt fand«, kontert Robert rasch und erntet noch mehr Gelächter. » Für Luke und Sophie war es, mehr oder weniger, Liebe auf den ersten Blick. Das ist eine Sache, die mir schon immer Angst gemacht hat.« Robert wartet, bis das Gelächter verklingt, und fährt fort. » Die Frage lautet nämlich: Was, wenn Luke nicht in den Pub gegangen wäre? Was, wenn er nie den Mut gehabt hätte, Sophie anzusprechen? Manche von uns denken vielleicht, das klingt nach einem einfachen Kennenlernen, aber es wäre für Luke viel einfacher gewesen fortzulaufen. Es ist immer einfacher fortzulaufen.« Ich starre einen Augenblick auf den Tisch. Ich fand es auch einfacher fortzulaufen. » Es ist viel mutiger, sich zu stellen. Dafür braucht man Courage.« Robert räuspert sich und macht eine kleine Pause. » Ich bin mir sicher, ich spreche für alle Singles hier, wenn ich sage, dass ich diese Courage immer aufbringen will. Ich will nicht meine beste Freundin und große Liebe verlieren, nur weil ich die Kontrolle behalten und kein Risiko eingehen will. Selbst wenn sie fortläuft, selbst wenn sie auf die andere Seite der Welt flieht, selbst wenn ich glaube, dass ich nicht die geringste Chance habe, möchte ich trotzdem die Gewissheit haben, dass ich nichts unversucht gelassen habe, um es wahrzumachen.« Ich blinzle, während ich den letzten Satz in meinem Kopf zurückspule. Was? Robert räuspert sich wieder. » Darum, Ladys und Gentlemen, möchte ich Sie nun auffordern, sich dem Menschen zuzuwenden, den Sie lieben– oder, wenn Sie momentan nach der Liebe suchen, der Person des anderen Geschlechts, die Ihnen am nächsten sitzt, vorausgesetzt natürlich, sie hat nichts dagegen– und diesem Menschen zu sagen, dass Sie ihn lieben. Ohne Vorbehalte, ohne zeitliche Einschränkung, ohne Bedingungen: Seien Sie ehrlich zu sich selbst, wagen Sie ein Risiko, und gestehen Sie Ihre Liebe. Auf die Liebe!«
    Im Saal schallt es von allen Seiten » Ich liebe dich!« und » Auf die Liebe!«, bevor alle aufstehen und ihre Gläser erheben, jubelnd und applaudierend. Ich höre Henry besonders laut heraus. Das nennt man wohl einen Publikumsliebling.
    Und ich? Ich bekomme kaum Luft. Alles, was ich tun kann, ist, Robert anzustarren.
    Er beugt sich vor, stützt sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und schließt die Augen. Sieh mich an, denke ich beschwörend, bitte, sieh mich an. Er holt tief Luft, öffnet die Augen, und einen Herzschlag später sieht er zu mir. Für einen langen Moment schauen wir uns an, und zum dritten Mal heute verschwimmt alles um Robert herum. Ich sehe nur noch ihn.
    Diese Rede war für mich, wird mir bewusst. Sie war nur für mich.
    » Ich liebe dich«, sage ich.
    Er kann mich nicht hören, wegen des Lärms um uns herum. Aber er kann von meinen Lippen ablesen.
    » Ich liebe dich«, erwidert er, und in seinem Gesicht breitet sich ein riesiges Lächeln aus.
    Ich erwidere sein Lächeln, und plötzlich kommt es mir vor, als würde ein Lichtstrahl aus meiner Körpermitte scheinen, durch jeden
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