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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition)
Autoren: Ben Winters
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lange?«
    Sie lächelt, zum ersten Mal, seit ich hier bin.
    »Bis sich die Menschheit so weit erholt hat, dass sie sie zurückholen kann.«
    Sorgfältig im Innern der Kugel verstaut sind ein Packen DVD s, Zeichnungen, zusammengerollte Zeitungen in Glaskästen und Proben diverser Materialien. »Salzwasser, ein Klumpen Lehm, menschliches Blut«, sagt Mrs. Talley. »Er war ein helles Köpfchen, mein Mann. Ein helles Köpfchen.«
    Ein paar Minuten lang gehe ich das Inventar des kleinen Satelliten durch, betrachte die seltsame Ansammlung von Gegenständen, nehme sie in die Hand, drehe sie hin und her, nicke anerkennend. Die menschliche Gattung und ihre Geschichte in Kurzform. Während sie die Auswahl zusammenstellten, hatten sie mit einem kleinen privaten Luft- und Raumfahrtunternehmen vertraglich vereinbart, dass es den für Juni geplanten Start durchführen würde, aber dann war ihnen das Geld ausgegangen. Dazu der Versicherungsanspruch; dazu der Selbstmord. Jetzt, sagt Mrs. Talley, stehe der Start wieder auf dem Programm.
    »Und?«, sagt sie. »Was möchten Sie hineinlegen?«
    »Nichts«, sage ich. »Warum stellen Sie mir diese Frage?«
    »Das ist es, was der andere Mann wollte.«
    »Mr. Zell? Er wollte etwas hineinlegen?«
    »Er hat etwas hineingelegt.« Sie greift in die gesammelten Materialien, wühlt darin herum und nimmt eine unauffällige Versandtasche heraus, dünn und klein und einmal gefaltet. Sie war mir zuvor nicht aufgefallen. »Ich glaube sogar, dass er deshalb hergekommen ist, um Ihnen die Wahrheit zu sagen. Er hat so getan, als müsste er unseren Anspruch persönlich prüfen, aber ich hatte ihm alles erzählt, und dann ist er trotzdem hier aufgetaucht. Mit diesem kleinen Band, und dann hat er ganz leise gefragt, ob er es hineinlegen könne.«
    »Darf ich?«
    Sie zuckt die Achseln. »Er war Ihr Freund.«
    Ich hebe den kleinen Umschlag hoch und schüttle den Inhalt heraus: eine Mikrokassette, wie man sie früher zur Aufzeichnung von Nachrichten in Anrufbeantwortern benutzte. Eines dieser Dinger, auf denen hochrangige Manager ihre Diktate aufnahmen.
    »Wissen Sie, was drauf ist?«
    »Nein.«
    Ich stehe da und betrachte das Band. Es könnte mich einige Mühe kosten, ein Gerät aufzutreiben, mit dem ich dieses Band abspielen kann, denke ich, aber machbar wäre es. In einem der Lagerräume im Präsidium waren früher ein paar alte Anrufbeantworter. Vielleicht sind sie immer noch dort, und vielleicht könnte Officer McConnell einen für mich ausgraben. Ich könnte auch zu einer Pfandleihe gehen oder auf einen der großen Märkte unter freiem Himmel, die in Manchester jetzt jede Woche stattfinden, große Flohmärkte auf öffentlichen Plätzen – dort könnte ich bestimmt einen finden und das Band abspielen. Wäre zumindest interessant, seine Stimme zu hören … ja, interessant wäre es …
    Mrs. Talley wartet und beobachtet mich, den Kopf leicht schräg gelegt, wie ein Vogel. Die kleine Kassette liegt in meiner Hand, als wäre es die Hand eines Riesen.
    »Okay, Ma’am.« Ich stecke das Band wieder in den Umschlag und lege ihn in die Kapsel zurück. »Danke für Ihre Zeit.«
    »Gern geschehen.«
    Sie bringt mich zur Tür und winkt mir zum Abschied. »Passen Sie auf der Treppe da auf. Ihr Freund ist auf dem Weg nach draußen ausgerutscht und hat sich ziemlich übel das Gesicht angeschlagen.«
    Auf dem grünen, zentralen Platz von New Castle, der jetzt von Feiernden bevölkert ist, mache ich mein Fahrrad los und trete den Heimweg an. Der fröhliche Lärm des Festes verebbt hinter mir, bis es sich nur noch so anhört, als käme er aus einer Spieldose, und verklingt dann vollends.
    Ich fahre auf dem Seitenstreifen des Highway 90 entlang, spüre die Brise in meinen Hosenbeinen und in den Ärmeln meiner Jacke, gerate in den Luftwirbeln eines gelegentlichen Lieferwagens oder staatlichen Fahrzeugs hin und wieder ins Schwanken. Letzten Freitag haben sie mit einer ziemlich aufwendigen Zeremonie im Weißen Haus die Postzustellung beendet, aber Privatunternehmen lie fern immer noch Päckchen aus, FedEx-Fahrer mit bewaffneten Gorillas auf dem Beifahrersitz. Ich habe mich vom Concord Police Department frühpensionieren lassen, mit einem Ruhegehalt, das fünfundachtzig Prozent meines Gehalts zum Zeitpunkt der Pensionierung entspricht. Insgesamt habe ich ein Jahr, drei Monate und zehn Tage als Streifenpolizist und drei Monate und zwanzig Tage als Detective bei der Criminal Investigations Division gearbeitet.
    Ich wechsle mit
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