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Der letzte Exfreund meines Lebens

Der letzte Exfreund meines Lebens

Titel: Der letzte Exfreund meines Lebens
Autoren: C Murphy
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einmal jemand anderes die Kontrolle übernommen hatte. Und im Schutz des Handtuchs hatte er gegrinst und es einfach genossen, verhätschelt zu werden, weil das völlig neu für ihn gewesen war.
    Lorcan hatte ihn mit raufgenommen und in seinem Schrank nach trockenen Kleidern für den Freund gewühlt. Dann waren sie wieder in die Küche zurückgekehrt, und Kate hatte ihm Brot und Suppe, Schokoladenkuchen sowie literweise heißen, süßen Tee – das beste Mittel gegen einen Schock – serviert. Conor, der Älteste, hatte das Gästezimmer aufgeräumt, Rachel hatte dort ein Bett für ihn gemacht, Jack hatte ihm auf die Schulter geklopft und ihm erklärt, es würde alles gut, und Grace hatte versucht herauszufinden, was genau geschehen war.
    »Ich gehe nicht zurück.« Mehr hatte er nicht gesagt. Er hatte gehofft, es würde hart klingen, aber alle hatten sehen können, dass er den Tränen nahe gewesen war.
    »Ah, also bitte, Junge, es wird alles gut«, hatte Jack geknurrt. »Wie wäre es mit einem Tropfen Whiskey in deinem Tee?«
    Jacks mürrische Freundlichkeit hatte bewirkt, dass er tatsächlich in Tränen ausgebrochen war. Er hatte sich die Fäuste vors Gesicht geworfen, doch eine fette Träne war in seinen Suppenteller getropft.
    Schließlich hatte Grace ihm Philips Telefonnummer entlockt.

    »Ich gehe nicht zurück«, hatte er sie erneut gewarnt, als sie zum Telefon gegangen war.
    »Natürlich nicht«, hatte sie ihn beruhigt. »Wir werden dich nicht zwingen.« Wie jede ordentliche irische Mutter hatte sie nämlich eine abgrundtiefe Abscheu gegen jede Form von Privatschulen gehegt.
    Dann war sie zu mütterlicher Höchstform aufgelaufen und hatte mehr als eine Stunde mit Philip telefoniert, um ihn dazu zu bewegen zu erlauben, dass Will hier in Irland blieb.
    Was nicht leicht gewesen war. Anfangs hatte er darauf bestanden, dass Will umgehend zurück nach England kam und dort wieder zur Schule ging. Außerdem ging es ums Geld. Zwar hatte Helen ihrem Sohn ein Vermögen hinterlassen, aber das würde ihm erst mit einundzwanzig ausbezahlt werden. Bis dahin, hatte Philip Grace erklärt, war er für Will verantwortlich, und er würde ihn ganz bestimmt nicht unterstützen, wenn er tatsächlich in Irland bliebe.
    »Sagen Sie ihm, dass ich mir eine Arbeit suchen werde«, hatte Will erklärt. »Ich brauche nicht mehr zur Schule zu gehen.«
    »Er ist erst sechzehn«, hatte Philip eingewandt. »Er kann unmöglich allein irgendwo leben und tun und lassen, was er will.«
    »Er bräuchte nicht allein zu leben«, hatte Grace Philip beruhigt. »Er könnte hier bei uns bleiben und wieder zusammen mit Lorcan zur Schule gehen. Das wäre für uns kein Problem. Wir alle haben Ihren Jungen furchtbar gern und hätten ihn wirklich gerne hier.«
    »Er kann ja wohl nicht einfach losmarschieren und sich wie ein streunender Kater eine Familie suchen, die ihm besser als die eigene gefällt«, hatte Philip erbost geschnaubt.
    »Ich habe Katzen wirklich gern«, hatte Grace erklärt.

    Philip hatte geseufzt. »Hören Sie, geben Sie ihn mir.«
    Schließlich hatte Will sich überreden lassen, kurz mit ihm zu sprechen. Doch er hatte ihm einfach in kaltem Ton erklärt, er ginge nicht zurück aufs Internat. Und wenn man ihn zwingen würde, liefe er noch einmal weg.
    Letztendlich, nach langem Hin und Her, hatte Philip seine Niederlage eingestehen müssen. Da es zu der Möglichkeit, dass Will bei seinen Freunden bliebe und dort weiter in die Schule ginge, nur die Alternative gegeben hatte, dass der Junge sich mit irgendwelchen Aushilfstätigkeiten über Wasser hielte, bis er endlich einundzwanzig wäre, hatte er das kleinere Übel gewählt.
    Aber Will hatte ihm nie verziehen und seit jenem Abend in der Küche der O’Neills nie wieder Kontakt zu ihm gehabt.

2
    »Okay, die Vorstellung beginnt!«, verkündete Kate. Sie hatte die letzten fünf Minuten in der Hocke zugebracht und Rachels Röcke aufgebauscht. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie machen sollte, hatte aber die ungefähre Vorstellung, dass von ihr als Brautjungfer erwartet wurde, sie würde eine gewisse Zeit an Rachels Brautkleid nesteln, bevor es endlich in die Kirche ging. Sie zog ein letztes Mal so kräftig an dem Rock, dass ihre Schwester einfach denken musste, sie meinte es ernst, und verkündete: »Auf geht’s!«
    »Mein Schleier! Denk an meinen Schleier!«, trällerte Rachel aufgeregt.
    Mensch, dieser rote Teppich war ihr tatsächlich zu Kopf gestiegen, dachte Kate, ordnete jedoch
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