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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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von dem Ort fortzugehen, an dem er zuvor gewesen war, einfach weil dieser nicht mehr da war, oder genauer gesagt, weil er jetzt unter einem Dutzend Fuß Wasser, Schlamm und verrottetem Laub begraben war.
    »Was ist? Hat dir die Katze die Zunge abgebissen?«
    »Hier es geben keine Katzen, Exzellenz«, sagte der Kleine. Endlich war ihm die ehrerbietige Anredeform für Menschen wieder eingefallen. Der seine schien ja maßlos verrückt zu sein, und da war es besser, er ging durch Respekt auf Nummer sicher. »Der Name sein Hund, Exzellenz... und wenn er mir die Zunge abbeißen, da sein jetzt Blut auf dem...«, begann er respektvoll und umständlich zu erklären, aber der Mensch unterbrach ihn.
    »Ist gut, ist ja gut. Hör auf.«
    Der Mensch sah ihn an, tat einen tieferen Atemzug als sonst und schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte er irgendeine Krankheit und bekam deswegen nicht gut Luft.
    »Vermutlich kommen Intelligenz und Zauberkraft später, wie die Weisheitszähne.«
    »Die was, Hoheit?«, erkundigte sich der Kleine, alarmiert von dem Wort »Zähne«. Wenn er nur sicher gewesen wäre, welches die richtige Höflichkeitsform war!
    »Die Zähne hier hinten, die später kommen als alle anderen.«
    Er zeigte sie ihm. Eine miserable Idee. Der Kleine fing wieder an zu weinen.
    »Du gesagt, du mich nicht aufessen, Majestät«, jammerte er.
    Wieder tat der Mensch einen tiefen Atemzug. Er musste tatsächlich irgendeine Krankheit haben.
    »Stimmt, das habe ich gesagt«, versetzte er munter. »Also dann ist da nichts zu machen, ich kann dich nicht essen.«
    Mit einem Fingerschnippen rief er den Hund und ging zur Tür. Der kleine Elf fühlte sich traurig. So unberechenbar und verrückt er war - der Mensch war immerhin etwas, immer noch besser, als bis zum Horizont nur ganz allein zu sein. Und vielleicht hatte er ja auch noch ein Stück Maiskolben. Das Herz des kleinen Elfen krampfte sich zusammen, und er fühlte, wie die Traurigkeit sich überall in ihm ausbreitete, wie die Dunkelheit bei Einbruch der Nacht.
    Die Tür war dick, aus schlecht gehobelten und grob zusammengefügten Tannenbrettern, aber die Türangeln waren solide, aus Bronze.
    »Das muss die Hütte von Jägern oder Pelzhändlern sein«, sagte der Mensch. »Keine einfachen Köhler.«
    Der Hund trabte fröhlich durch den Regen davon.
    Der Mensch dagegen blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete die Hütte. Er sah hinauf zu den Steinziegeln, die in gutem Zustand waren, dann zu den Holzstückchen, die im unteren Teil zwischen die Steine geschoben waren, um den Luftzug abzuhalten. Sie waren schön trocken, nicht vermodert, die Kanten ungehobelt und voll frischer Splitter und Späne.
    »Diese Hütte ist nicht verlassen«, bemerkte er. »Die Eigentümer könnten jeden Augenblick zurückkommen.«
    Der kleine Elf begann, den Sinn dieser Rede zu verstehen.
    »Sie essen Elfen?«
    »Mögen tun sie sie sicher nicht. Ich an deiner Stelle würde nicht hierbleiben und sie danach fragen.«
    Noch geschwinder als der Hund war der kleine Elf zur Tür hinaus.
    Sie machten sich auf den Weg.
    »Hast du vielleicht auch einen Namen?«
    »Ja«, antwortete der Kleine im Brustton der Überzeugung.
    Wieder tat der Mensch diesen komischen Atemzug.
    »Und wie wäre dieser Name?«
    Ihm kam in den Sinn, was ihm die Großmutter über menschliche Grammatik beigebracht hatte.
    »Nein, nicht wäre . Wäre ist für unsichere Dinge, aber der Name ist eine feststehende Sache. Jeder kennen seinen Namen, deshalb du nicht fragen sollen, wie wäre der Name, Exzellenz, sondern wie ist er...«
    »Und wie ist dieser Name?«, brüllte die Frau. »Schon gut, schon gut, ich schrei nicht mehr, versprochen. Fang nicht wieder an zu weinen. Ich schreie nicht und ich esse dich nicht. Wie heißt du?«
    »Yorschkrunsquarkljolnerstrink.«
    »Kannst du das wiederholen?«
    »Ja sicher, kann ich das«, bestätigte der Kleine stolz.
    Der Mensch seufzte schon wieder. Er musste wirklich krank sein.
    »Dann wiederhol also!«, sagte er.
    »Yorschkrunsquarkljolnerstrink.«
    »Hast du einen Kosenamen?«
    »Sicher habe ich den.«
    Pause und wieder dieses komische Luftholen des Menschen. Die Unterhaltung mit ihnen war wirklich eine Qual, Großmutter hatte es gesagt.
    »Und wie ist dieser Kosename?«
    »Yorschkrunsquarkherzljolnerstri.«
    »Ah ja«, sagte der Mensch und wirkte plötzlich sehr müde.
    Bestimmt war er krank.
    »Ich werde dich Yorsch nennen«, schloss der Mensch.
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Wahrscheinlich habe
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