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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache
Autoren: Marcus Schneider
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einer kleinen Seitenstraße, die weitgehend menschenleer war. Nur vor dem Restaurant stand eine Gruppe von Menschen. Es schien tatsächlich total voll zu sein. Als sie näherkamen, lüftete sich allerdings das Geheimnis. Es waren die Raucher, die aus dem warmen, gemütlichen Innenraum in den kühlen Abend vertrieben worden waren. Das Restaurant selbst bot noch hinreichend Platz. Ganz so In war es wohl doch nicht mehr.
    Baldur nannte das Codewort und wurde sogleich zu seinem Platz geführt. Das Restaurant gefiel ihm, es hatte die richtige Größe, war eher gemütlich eingerichtet und es war gelungen, arabischen Flair zu erzeugen und dabei auf Kitsch zu verzichten. Die Wände waren in einem rötlichen Erdton gestrichen und große Messingwandlampen bestimmten das Design. Auch die Karte las sich gut, kein Verzicht auf Fleisch, die Gerichte auf den Nachbartischen wirkten üppig. Die vielen exotischen Gewürze, die in der Küche benutzt wurden, gaben auch dem Raum ein aufregendes Aroma. Es duftete nach Koriander, Limette und einem Hauch von Knoblauch. Schon stand eine sympathische Kellnerin bei ihnen und sie konnten bestellen. Langsam fiel die Anspannung des Tages und der Ärger über das defekte Internet von Baldur ab und er erzählte Jason von dem Buchvorfall. Sie begannen den Abend mit einem Glas Wein. Der Tropfen der Golan Heights Winery von den, wie der Name schon sagt, Golanhöhen, schmeckte ausgezeichnet. Und nun richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf einen der Nachbartische. Dort saß eine junge, eigentlich gut aussehende Frau. Aber in was für einem Aufzug. Sie war von Kopf bis Fuß in Kanarienvogel gelb gekleidet und hatte selbst die passende Handtasche dabei. Soweit Baldur das beurteilen konnte, war sie perfekt geschminkt und war trotzdem damit beschäftigt, mit Hilfe eines kleinen Spiegels Notkorrekturen an ihren Augenlidern vorzunehmen, offensichtlich fühlte sie sich unbeobachtet.
    “Hey, Jason, hast du die gesehen? Oh, wie affig.” flüsterte er seinem Nachbarn zu.
    “Ja, wollte ich dir auch grad zeigen. So etwas eitles, kriegen wir hier wohl auch so eine gewisse Szene.”
    “Ich wette einen Café darauf, dass sie ein stilles Wasser geordert hat.”
    “Täusch Dich nicht, ich denke eher sie ist der Bionade Typ. Ich halte dagegen.”
    In dem Moment brachte der Kellner ihr einen Hugo.
    Die beiden Freunde schauten sich genervt an.
    “Natürlich, wie offensichtlich, da hätten wir drauf kommen können”, kapitulierte Jason.
    Nach dem ersten großen Schluck aus ihrem Glas schaute die Fremde plötzlich in Baldurs Richtung, Baldur konnte sich gerade noch rechtzeitig seinem Freund zuwenden, bevor es zu peinlich wurde.
    In dem Moment sprang sie auf, hechtete zum Nachbartisch und wagte einen erstaunlichen Sprung, an dessen Ende sie mit einer Lampe in der Hand hinter Baldur stand.
    Baldur und Jason verschlug es die Sprache.
    “Kein Ursache”, sagte die blonde Frau.
    “Danke. Was war denn passiert?”, fand Baldur als erster die Stimme wieder.
    “Ich sah, wie die Lampe sich von der Wand löste. Sie konnten sie nicht sehen, die hing ja genau hinter ihnen. Hab sie aber gerade noch erreicht, ist nichts passiert.”
    Die Lampe war ein massives Gebilde, die in ihrer Heimat wahrscheinlich als Straßenlaterne diente. So eine Lampe auf dem Kopf hätte das Abendessen fraglos vor der Zeit beendet, vielleicht auch mehr. Vielleicht hatte die Fremde Baldur sogar gerade das Leben gerettet, auch wenn er in diese Richtung nicht denken mochte, das war ihm zu dick aufgetragen.
    Aber jetzt, im Nachhinein, wurde er doch etwas fahl im Gesicht.
    Jason sprang ihm zur Seite.
    “Wollen sie sich nicht zu uns setzen? Das Mindeste was wir tun können, ist sie zum Essen einzuladen.”
    “Danke, ich bin nur zu Besuch in der Stadt und kenne hier keine Menschenseele, da nehme ich ihr Angebot gerne an.”
    Sie holte ihr Glas und setzte sich auf einen der freien Stühle. Auch Baldur kam langsam zu sich. Nach der seltsamen Erfahrung mit Lara war ihm eigentlich der Sinn nach einem ruhigen Abend gewesen. Und dann auch noch so ein Püppchen. Aber OK. Jason hatte ja Recht.
    Sie stellten sich gegenseitig vor.
    “Mein Name ist Ella Kwant. Ich bin hier auf Drachensuche.”
    “Na, da haben Sie mit meinem Freund hier ja den richtigen Spezialisten gefunden.” Jason musste lächeln. Gab es also tatsächlich noch mehr Verrückte.
    “Sind sie etwa Herr Doktor von Hohenstein?” Ella wurde ganz aufgeregt. Baldur hatte nur seinen Vornamen genannt. Nun
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