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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache
Autoren: Marcus Schneider
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war es allerdings an Baldur, überrascht zu sein. War sein Ruhm in Insiderkreisen größer als er dachte?
    “Ja, genau, der bin ich. Woher kennen sie meinen Namen?”
    “Den hat man mir in der Touristeninfo gesagt. Sie seien stadtbekannt.”
    Touristeninfo? Ah, jetzt fiel der Groschen. Dort arbeitete doch seine Nachbarin, Frau Strate. Na prima. Er musste dringend an seinem Verhältnis zu seinen Nachbarn arbeiten. Diese Art Gerede mochte er überhaupt nicht.
    Auch wenn sie verschiedener kaum sein konnten, hatten sie ein gemeinsames Thema gefunden und auch Frau Kwant gefiel der israelische Wein. Und als das Restaurant sich lehrte war man bester Stimmung wenn auch nicht allzu klaren Kopfes.
    “Baldur, ich glaube ,” lallte sie, “diese Stadt ist der Stüssel zu allem. Rüssel, nee, Schlüssel. Ich habe einige der Inschriften am Rathaus mit verschiedenen Berichten aus Chroniken und Sagen verglichen und bin überzeugt..” Sie machte eine Kunstpause, erhob sich von ihrem Stuhl, kaum wankend, mit höchstens 10 Grad Schieflage und hielt das Glas in die Höhe, “.. überzeut, zeugt, dass in dieser Stadt eine Karte verborgen ist, die den Weg zu einer echten Drachenhöhle beschreibt.”
    Sie trank den Rest des Glases in einem Zug aus und setzte sich wieder.
    “Ella, ich muss dir auch ein Geimnis verratschen, äh raten.”
    Baldur rückte näher heran und flüsterte ihr ins Ohr:
    “Ich habe endlich den Libro Dragensis bekommen und dort steht eine genaue Beschreibung des Verstecks der Drachenkarte. Du hast völlig Recht. Es gib sie und sie is hier.”
    Ellas Wangen färbten sich rosa, was ein wenig albern mit ihrem gelben Kostüm kontrastierte. Allerdings war kaum noch jemand im Restaurant, den das stören konnte, und die Sehfähigkeit ihrer Tischgenossen war eingeschränkt.
    Ahim, der Besitzer kam nun zu ihnen an den Tisch und spendierte ihnen eine Runde Kumys, einen aus Stutenmilch gewonnenen Schnaps aus Syrien. Sie tranken auf Ex. Doch seiner Funktion als “Rausschmeißer” wurde er nicht gerecht. Ganz im Gegenteil. Ella hob nun an und sang “Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner..” Dabei stand sie auf, schnappte sich Baldur und begann eine Polonäse, die abrupt vor Ahim endete, der sich ihnen in den Weg stellte.
    In diesem Moment schlug Jason mit dem Kopf auf dem Tisch auf. Er war in Sachen Weinkonsum deutlich in Führung gelegen und war vom Schlaf besiegt worden.
    Das beruhigte die Situation und sie setzten sich wieder, sehr zur Erleichterung von Ahim.
    “Baldur, bitte, bitte, lass mich mitsuchen”, flehte Ella ihn an. Baldur war in Gönnerlaune.
    “Na klar, ist doch Ehrensache.” Er grinste.
    “Wir treffen uns Morgen um acht vor dem Rathaus.”
    In diesem Moment schlug die Glocke. Ahim wies sie darauf hin, dass sie nun gerne schließen würden, es war zwei Uhr Nachts.
    “Ok, wir treffen uns wohl doch besser erst um neun”, lenkte Baldur ein.
    “Und jetzt brauchen wir ein Taxi, ich kann Jason jedenfalls nicht tragen.”
    Ella war aufgeregt. Sie war dem größten Geheimnis der Menschheit so nah gekommen, wie nie zuvor, und Morgen würden sie das Tor in eine andere Welt öffnen.

07 Linoleum
    Baldur gähnte alle drei Minuten. Das Gähnen half aber leider nicht gegen die pochenden Kopfschmerzen. Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann er jemals derartig viel Alkohol getrunken hatte. Genaugenommen konnte er sich nicht erinnern, wann er jemals so betrunken gewesen war, dass er sich an einige Passagen der letzten Nacht überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Frau Strate hatte ihn am Morgen vor seiner Tür gefunden und geweckt. Offensichtlich war er nicht mehr in der Lage gewesen, seine Wohnungstür aufzuschließen. Dieses Aufeinandertreffen war sicherlich das peinlichste seines Lebens gewesen, doch Gott sei Dank war er noch so benommen gewesen, dass er keine Details mitbekommen hatte. Sein Plan, das Verhältnis zu seinen Nachbarn zu verbessern, hatte jedenfalls einen herben Rückschlag erlitten, noch bevor er beginnen konnte, ihn in die Tat umzusetzen.
    Die frische Morgenluft tat ihm gut, er hatte sich trotz allem pünktlich um halb neun aus seinem Bett geschält, in dem er kaum noch Zeit verbracht hatte, so heiß geduscht wie es ging ohne Verbrennungen zu erleiden und nur ein großes Glas Wasser zum Frühstück getrunken. Pünktlich um neun Uhr stand er vor dem Rathaus. Und wartete. Das machte ihm nichts aus, jede Art von Ruhe war Balsam für seinen Schädel. Er ließ sich auf dem
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