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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand
Autoren: Nicolas David Carter
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geworden. Niemand traute dem Nächsten über den Weg. Nachbarn beobachteten sich voller Misstrauen. Zweifel, Angst und Wahnsinn waren an der Tagesordnung und die Nachrichten kamen nicht mehr nach. Es gab nichts mehr, das irgendwer hätte richten können. Erst gar nicht im Nachhinein, wie es das Wort Nachrichten implizierte. Die Regierungen hatten das weisse Tuch in den Ring geworfen. Aber der Schiedsrichter brach den Kampf nicht ab, weil es ihn nicht gab oder weil er sich schon lange verkrümelt hatte. Der Feind war unsichtbar, überall und skrupellos. Und manchmal hatte man das Gefühl, dass er ohne Plan und Ziel operierte. Ähnlich einem Krebsgeschwür, das ziellos zerstörte.
    Vielleicht hatte es so kommen müssen? Vielleicht war der ganze Wahnsinn eine Art Selbstheilungsversuch der Menschheit. Oder der Erde, die unter dem Szepter der Menschen zu Grunde zu gehen drohte?
    Natürlich ging das Leben weiter. Es war immer weiter gegangen, egal wie lange und wie brutal die Kriege geführt wurden. Doch alle wussten, dass diese Wunde der Menschheit so schnell nicht heilen würde, selbst wenn der Albtraum ein Ende fände. Wie auch immer, es war kein Ende in Sicht und das Leben ging weiter.
    Guillaume und Yeva hatten deswegen ohne weitere Probleme in dem Hotel einchecken können. Man tat gemeinhin, als ob alles in bester Ordnung sei.
    „Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in Paris!“, hatte der Portier gesagt, nachdem er ihr Gepäck ins Zimmer gestellt hatte. Eine Strategie, welche die Menschheit schon seit Urzeiten zelebrierte. Leugne es, dann ist es nicht real. Das war die Devise.
    Und doch konnte man dem Wahnsinn nicht entkommen. Es konnte jeden treffen. Immer und überall. Ohne Vorwarnung, ohne Sinn und ohne Erklärung. Das Ganze war bereits so weit fortgeschritten, dass niemand mehr nach einer Erklärung verlangte.
    Vor zwei Jahren hatte es die Stellungnahmen noch gegeben. Damals hatten sich die Organisationen noch zu ihren Attentaten bekannt. Doch diese Zeiten waren längst vorbei. Die Medien begnügten sich jetzt damit über die Anschläge zu berichten, die mehr als hundert Menschenleben gekostet hatten. Nur eine Internetseite namens World Terror Update machte sich noch die Mühe, auch über kleine Anschläge zu berichten. Alles andere hätte den Rahmen der Sendezeit der grossen Fernsehsender gesprengt. Zudem interessierte es die Leute nur noch am Rande. Man war froh es heil zur Arbeit zu schaffen, ohne dass die Metro oder der Zug in die Luft gejagt wurde. Jeder begnügte sich damit, das eigene Überleben sicher zu stellen. Und das war bei Gott nicht einfach. Wie sollte man wissen, welche Mittel die Organisationen und ihre Splittergruppen als nächste anwenden würden? Das Schicksal der Anderen interessierte niemanden mehr.
    In Paris gingen die meisten Leute zu Fuss zur Arbeit. Das Gehen war mittlerweile die sicherste Transportvariante; doch auch so konnte man den eigenen plötzlichen Tod nicht wirklich verhindern. Alle wussten das. Verrückte Selbstmordattentäter, die sich mitten in der Gesellschaft in die Luft sprengten, gab es in jeder grösseren Stadt. Giftgas-Alarm, sabotierte Autos, deren Bremsen plötzlich versagten und die infolgedessen Fussgänger über den Haufen fuhren, oder Heckenschützen, die aus dem Hinterhalt unschuldige Opfer abknallten. Das alles war Alltag.
    Der einzige Weg um einigermassen sicher am Leben zu bleiben war auf‘s Land zu ziehen. Und genau diese Strategie verfolgten immer mehr Menschen. Es fand eine Umverlagerung statt: die Städte leerten sich und die Dörfer auf dem Land wurden langsam zu Städten. Vielleicht gab es einfach zu viele Menschen und der ganze Wahnsinn war eine Methode um die Bevölkerungsdichte zu dezimieren? Doch wessen Methode?
    Guillaume träumte immer wieder von den Wirren des Alltags. Vielleicht war das die Art und Weise mit der das Bewusstsein sich vom Dreck der Alltagserfahrungen reinigte. Nur diese Nacht war sein Schlaf tief, ruhig und traumlos gewesen.
    Der Tag X war seit sechs Monaten das Ziel jeder seiner Handlungen gewesen. Und dasselbe traf auf Yeva zu.
    Kennen gelernt hatten sie sich erst vor einer Woche. Es war ein Teil des Plans, so sagte man ihnen, dass die B-Teams sich erst kurz vor ihren Einsätzen kennen lernten. Der erste Moment war eigenartig gewesen. Eine Mischung zwischen Erinnerung und Sympathie. Guillaume erkannte Yeva sofort. Das heisst er erkannte etwas in ihr, das ihm bekannt vorkam und das ihn irgendwie aufrüttelte. Und
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