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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand
Autoren: Nicolas David Carter
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handelte. LTG wäre nicht der erste grosse Sender, der den Laden dicht machen müsste. Einige waren schon gefallen, und Staatssender gab es soviel Pete wusste nur noch einen, nämlich in Cuba. Die Regierungen mussten sparen, um den Alltag aufrecht erhalten zu können, und da wurden solch unnütze Dinge wie Fernsehketten und Radiostationen eben aufgegeben.
    Pete zwang sich logisch nachzudenken.
    Die Situation war wie sie war, daran konnte man nichts mehr ändern. Die Vergangenheit war geschrieben, aber man konnte versuchen die Gegenwart zu formen und der Zukunft eine leichte Kursänderung zu verpassen. Was also konnte er noch in die Wege leiten, was die Konkurrenz in diesem spezifischen Fall ausstechen würde. Wie konnte er dafür sorgen, dass LTG wirklich an Informationen über diese Konferenz herankommen würde?
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an. Gewohnheit. Die Schreie seines Körpers, der das Zeug nicht mehr ausstehen konnte, überhörte er dabei genauso, wie die Stimme seines Gewissens, die ihn dazu aufforderte mit dem ganzen Scheiss Schluss zu machen, anstatt wieder nach neuen Strategien zu suchen, die das weitere Überleben des Senders garantierten.
     
    ☸
     
    Washington, 202 Tage bis „Tag X“
     
    Oliver Palms stieg die drei Stufen zum Podest langsam und gemächlich hoch. Er war die Ruhe in Person. Palms war einer der Typen, die immer gleich alt zu sein schienen, als unterstehe er keinem Alterungs-Prozess. Sein schwarzer Anzug mit dem dunkelblauen Seidenhemd darunter, sein Gang, sein Ausdruck, und nicht zuletzt auch seine Begleitung, eine etwa dreissigjährige Frau mit rabenschwarzen Haaren, die ihm vorausging, machten den ganzen Eindruck zu einem rituellen Erlebnis. Vielleicht auch deshalb, weil es allen schmerzlich bewusst war, dass kaum noch Zeit war, das Ruder noch einmal herum zu reissen. Zudem wussten, nein, hofften alle, dass er vielleicht die Lösung hatte.
    Wenn nicht er, wer dann?
    Palms hatte den Nobelpreis drei Mal nacheinander gewonnen. Seine revolutionären Anschauungen und Thesen hatten schon vieles auf der Welt neu definiert. Beispielsweise seine Arbeit über den Welthunger: Sie hatte nicht nur Millionen das Leben gerettet, sondern ihre Umsetzung hatte den Regierungen sogar zusätzliches Geld eingebracht.
    Die Aufmerksamkeit des Abends gehörte ihm. Der grosse Saal im weissen Haus war bis auf den letzten Platz besetzt. Etliche Staatsoberhäupter mussten sogar stehen, weil es nicht genügend Stühle gab. Aber es schien, als mache das niemandem wirklich etwas aus. Nicht heute. Angesichts der Not wurden Helden wieder zu Normalsterblichen ohne den Sonderstatus, auf den sie üblicherweise bestanden. Zu sehr wussten alle Teilnehmer dieser letzten offiziellen Konferenz, was von dem Abend abhing. Die Zivilisation war kurz davor aufzugeben.
    Man hatte dem Terrorismus den Krieg erklärt. Das war jetzt viele Jahre her. Doch der Terrorismus hatte sich ausgeweitet; wie ein Waldbrand hatte er schonungslos jeden Versuch der Welt ihn zu stoppen hinweggefegt. Dann hatten sich die Industriestaaten verbündet, und wenig später hatte sich die ganze Welt, das heisst alle Regierungen dieser Welt verbündet, um gegen den Terror zu bestehen. Aber je mehr man gegen den Terror unternahm, desto grösser wurde sein Ausmass. Und als man vor einem halben Jahr geglaubt hatte, die federführenden Personen in einem Überraschungsangriff eliminiert zu haben, ging es erst richtig los. Seit dann waren Terrorangriffe an der Tagesordnung und die Zivilisation war quasi nur noch damit beschäftigt, die Scherben wieder aufzuwischen und die Toten zu begraben. Das letzte halbe Jahr war die Hölle gewesen, was dadurch noch schlimmer wurde, dass niemand wusste wer der Feind war. Natürlich wurde ab und zu ein Terrorist gefasst, aber es gab so viele Splittergruppen, dass das nur ein Tropfen auf den heissen Stein war.
    Die Frage war, wer hinter dem ganzen Wahnsinn steckte. Gab es überhaupt eine übergeordnete Instanz, die alles organisierte, oder hatte sich alles verselbstständigt?
    In der Zwischenzeit schien es, als spiele es keine Rolle mehr, ob man die Antwort auf diese Fragen kannte oder nicht. Es würde keinen Unterschied mehr machen. Die meisten Menschen hatten die Hoffnung aufgegeben, dass man die Lawine noch zum Stoppen bringen konnte, indem man den Leithammel tötete. Falls es denn überhaupt so etwas wie einen Chef gab.
    Im Saal war es still. Überall ernste Gesichter mit starrem Blick auf Palms oder seine
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