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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier
Autoren: Horst Bosetzky
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3. Januar 1351 hatte Ludwig der Römer die Huldigung der beiden bedeutendsten Städte der Mark, Berlin und Cölln, empfangen, und seitdem hatte sich seine Herrschaft beständig gefestigt. Waldemar und seine Anhaltiner gerieten mehr und mehr ins Hintertreffen, und um das Jahr 1355 trat der vor sich hin schwelende Konflikt zwischen beiden Parteien in die letzte Phase ein, nachdem auch ein Bündnis der askanischen Partei mit Pommern-Wolgast der Sache keine andere Wendung gegeben hatte. Städte vom Range Perlebergs unterwarfen sich den Wittelsbachern, worauf sich auch der Erzbischof von Magdeburg und Herzog Rudolf von Sachsen mit Bayern aussöhnten. In Waldemars Umgebung konnte man die Augen nicht länger vor der Niederlage verschließen, und man sann auf Frieden mit Ludwig dem Römer.
    Ende Februar 1355 wurde dann in Prenzlau, das bis zuletzt zu Waldemar gestanden hatte, folgender Vertrag geschlossen:
    1. Die Fürsten von Anhalt verzichten für sich und im Namen des Markgrafen Waldemar auf alle ihre Ansprüche an die Mark Brandenburg und deren zugehörige Lande, auf alle damit verbundenen Würden, Ehren und Rechte und erkennen Ludwig den Römer als Markgrafen von Brandenburg und der Lausitz an, als Kurfürsten und obersten Kämmerer des Reichs.
    2. Sie entlassen die Untertanen der noch von ihnen in Besitz gehaltenen Lande und Städte, namentlich die Vogteien Prenzlau und Templin mit ihren Städten, Schlössern, Landen und Leuten, der Alt- und Neustadt Brandenburg, der Stadt und des Schlosses Görzke, und treten dem Markgrafen Ludwig diese Lande und Städte als sein Eigentum ab.
    3. Damit diese Lande und Städte, welche nicht durch Kriegsgewalt unterworfen wurden, dem Markgrafen Ludwig den Huldigungs- und Untertaneneid leisten können, was sie nicht vermögen, solange sie durch einen anderen Huldigungs- und Untertaneneid gebunden sind, so soll Markgraf Waldemar als solcher sie des ihm geleisteten Eides der Treue und der Untertänigkeit gänzlich entbinden und sie damit an den Markgrafen Ludwig abtreten.
    4. Für dieses alles verspricht Markgraf Ludwig der Römer zugleich im Namen seines Bruders Otto, dessen Vormundschaft er führt, und ihrer Erben, den Fürsten von Anhalt, Albrecht und Waldemar und deren Erben und zu getreuer Hand den Herzögen Rudolf dem Jüngeren und Wenzeslav von Sachsen zu bezahlen 10.000 Mark Brandenburgischen Silbers.
    Von Prenzlau aus zogen Ludwig der Römer und die Fürsten zu Anhalt, Waldemar und Albrecht, über Templin weiter nach Brandenburg, in die Doppelstadt also, wo am 10. März 1355 öffentlich der folgende Brief Waldemars verlesen wurde:
    Wir Waldemar, von der Gnade Gottes Markgraf zu Brandenburg und zur Lausitz und zu Landsberg, des heiligen Reiches Erzkämmerer, bekennen öffentlich in diesem Briefe allen guten Leuten, die ihn sehen, hören und lesen, daß Wir mit gutem Willen und vorbedachtem Mute den treuen Leuten, den Ratsmannen und Bürgern insgemein in beiden Städten Brandenburg und Görzke erlassen und aufheben die Huldigung, die sie uns getan haben, so daß nicht Wir noch keiner unserer Freunde einige Anforderungen darum tun sollen. Und danken ihnen fleißig und weisen sie an den durchlauchtigen Fürsten Ludwig den Römer, Markgrafen zu Brandenburg, und seinen Bruder Otto. Zu einem steten Zeugnis haben wir diesen Brief gegeben mit unserem Insiegel zu Dessau, nach Gottes Geburt 1355, am Dienstage nach dem Sonntage Oculi in der Fasten. Die Zeugen sind die würdigen Fürsten Albrecht und Waldemar, Gebrüder von Anhalt, Herr Heinrich von Isenburg, Herr Zorre, Ritter, ihre Mannen und andere viele gute Leute, denen wohl zu glauben ist.
    Rehbock hatte sein Zimmer im Dessauer Schloß seit langer Zeit nicht mehr verlassen. Die anhaltinischen Fürsten ließen für ihn sorgen, und stets waren genügend Bediente zur Stelle, wenn er etwas brauchte, doch seine Krankheit war so weit fortgeschritten, daß kaum noch einer kam, um mit ihm zu reden, und manchmal meinte er, schon in der Gruft zu liegen. Sie scheuten den Umgang auch deswegen, weil er sich oft nicht zügeln konnte, seine jungen Nichten an sich preßte oder einen Neffen ohrfeigte, wenn der ihm nicht gefiel. Auch fürchteten sie seine Wutanfälle, die schon bei geringsten Kleinigkeiten zu befürchten waren. Das Gespräch mit ihm wurde schnell zur Qual.
    Das mußte auch Albrecht erfahren, der gekommen war, mit ihm über Karl IV. zu reden.
    »Er ist gen Süden gezogen, um sich in Mailand zum König von Italien krönen zu lassen. In Rom
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