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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison
Autoren: Ake Edwardson
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sagen solle. Das ist das Problem, sagte sie. Ich versuche es und ich habe meine Gedanken, meinte er, es geht nur darum, sie als Worte herauszubekommen. Bist du am Ende also doch eins geworden mit deinem Computer, bemerkte sie. Das verstehe ich nicht, meinte er. Du brauchst einen Drucker, sonst kriegst du die Worte nicht heraus, sagte sie.
    »Ich kann die Zeichen deuten«, sagte der Mann, der ihn zuvor angesprochen hatte.
    »Was?«
    »Als wir nach Süden gesegelt sind, habe ich ins Meer hinuntergeschaut, wir hatten Wind aus Süden, aber Strömung von Norden, und als ich diese schneidenden Strudel sah, wusste ich, dass der Sommer vorüber war, und wir segelten zur Küste und flogen nach Hause, um uns zu trennen.«
    Er hörte ihm jetzt zu.
    »Ich komme nie mehr von dieser letzten Reise los«, sagte er. »Auf der Höhe einer Insel sah ich, wie an einer Klippe eine kleine Jolle vertäut war, und als wir um die Landzunge kamen, hörten wir Rufe von Kindern. Wir hörten ein paarmal ein klares Lachen, so klar und glitzernd wie Tausende von Spiegeln auf der Wasser-Oberfläche. Es war furchtbar warm. Es war August. Da ist es da unten am heißesten.«
    »Ich weiß.«
    »Die Kinder kletterten auf einen großen Salzberg, der sich am Strand gebildet hatte, und dann rutschten sie mit ordentlichem Schwung hinunter und landeten im Wasser«
    »Woher kamen sie?«
    »Die Kinder? Nicht die geringste Ahnung. Es war komisch. Da war nichts in der Nähe.«
    »Hm.«
    »Aber es war ein schönes Bild. Und es sah verdammt lustig aus. Es ließ einen wünschen, dass man dieses verdammte Erwachsenenleben auf immer verlassen könnte.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Tust du das?«
    »Vor allem heute, wo ich Geburtstag habe.«
    »Ach so, du bist es, der Geburtstag hat.«
    »Das spielt keine Rolle.«
     
    Er ging hinaus. Es war kühl draußen, verglichen mit der Hitze in der Wohnung. Er ging über die Straße, wandte sich um und sah zu dem Haus hinüber, das hell erleuchtet war. Inzwischen war es dunkel draußen, doch ein Teil der Hitze des Tages saß noch zwischen den Häusern. Nicht alles war mit dem Tageslicht gestorben. Er hörte den Verkehrslärm von der größeren Straße unten und ging unter den Straßenlaternen in diese Richtung. Das Licht von den Laternen war fest und durchsichtig, starr und weich zugleich, aber es löste sich völlig auf, wenn er in den Lichtkegel hineintrat. Es war ein besonderes Gefühl. Er konnte das warme Licht unter der nächsten Laterne sehen, doch wenn er hinkam, war es nicht mehr da. Sobald man ein Teil des Lichtes wird, verschwindet es, dachte er.
    Vor dem Kiosk standen drei Männer, und als er näher kam, gingen sie weg und setzten sich in ein Auto. Er blieb auf der anderen Straßenseite stehen, als würde er darauf warten, dass das Auto wegfuhr. Die drei Männer saßen immer noch darin, ohne dass jemand den Motor anließ. Sie waren unbeweglich. Ihre Silhouetten zeichneten sich durch das Fenster ab. Plötzlich meinte er, jemanden im Auto schreien zu hören, kurz und schneidend.
    Er ging über die Straße, an dem Auto vorbei und dann weiter die Straße hinunter. Er hatte kein Ziel. Er hörte einen Schrei aus einer Wohnung. Jetzt startete jemand ein Auto, doch es kam aus einer anderen Richtung.
    Er zog das Hemd aus, spürte den Wind aber nicht.
     
    Als er zurückging, sah er, dass das Auto noch immer neben dem Kiosk stand. Jetzt war es dunkler um ihn, der Kiosk hatte geschlossen und die Beleuchtung war ausgeschaltet. Über dem Schalter war noch eine Leuchtstoffröhre an. Das Licht reichte nicht bis zum Auto. Als er näher kam, sah er die Konturen der Männer in dem Fahrzeug. Als er an dem Auto vorbeiging, wurde es angelassen. Er hörte das Geräusch hinter sich wie ein Dröhnen von vielen Motoren.
    Es fuhr nach Norden, er drehte sich um und blieb stehen, bis die Rücklichter nicht mehr zu sehen waren. Das Geräusch hörte er noch lange.
    Er ging zurück zu seiner Straße, stellte sich vor das Haus und beobachtete die Bewegungen da drin. Sein Zuhause war voller Leben, doch in den angrenzenden Häusern war es still.
    Er blieb stehen und sah, wie alles zur Ruhe kam. Leute kamen aus dem Haus und er zog sich in den Schatten des Baumes hinter ihm zurück. Seine Gäste gingen vorbei, aber er hörte ihnen nicht zu. Im ganzen Haus wurde es still. Er konnte sich nicht mehr bewegen.
     
    Ich brachte ihr bei, wie man Auto fährt, zumindest, wie die Gangschaltung funktioniert. Sie würde bald achtzehn werden und ich war
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