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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison
Autoren: Ake Edwardson
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Beinen zu, genau vor dem Penis. Er trocknete sich den Mund und sah geradeaus aus dem Fenster. Ich habe vergessen, wie grün es sein kann, dachte der Jüngere.
    Der Ältere wandte sich ihm zu.
    »Howdy, Partner«, sagte er.
    »Hallo.«
    »Sechsundvierzig Jahre.«
    »Ja.«
    »Das ist schon was.«
    »Tja …«
    »Das ist kein Alter, aber es ist schon etwas.«
    Der Jüngere antwortete nicht.
    »Wie steht es mit den Frauen?«
    »Immer so auf und ab.«
    »Vielleicht geht es mich ja nichts an, aber ich habe von meiner Schwester gehört, dass du eine Scheidung hattest.«
    »Ja.«
    »Das ist hart.«
    Der Jüngere antwortete nicht.
    »Es gibt viele, die versucht haben, einen in eine Ehe zu zwingen, aber ich habe mich gewehrt«, sagte der Ältere.
    »Ich weiß.«
    »Da haben wir schon drüber geredet.«
    Der Jüngere antwortete nicht.
    »Ich will ja nicht sagen, dass ich dich gewarnt habe«, sagte der Ältere. »Das würde ich nie sagen.«
    »Nein.«
    »Wie steht es mit den Kindern?«
    »In Ordnung. Sie wohnen bei ihrer Mutter, aber inzwischen sind sie so groß, dass sie bald zu Hause ausziehen.«
    »Die Zeit vergeht«, sagte der Ältere. »Bring sie mal mit.«
    »Das mache ich, nächstes Mal.«
    »Gut so, Lennart.«
    Der Ältere trank aus der Flasche und das Telefon, das der Jüngere in der Brusttasche trug, klingelte. Vor Schreck zuckte der Ältere zusammen und vergoss etwas Alkohol. Der Jüngere griff nach dem Telefon, drückte einen Knopf und das Klingeln verstummte.
    »Willst du nicht rangehen?«
    »Es ist nichts Wichtiges.«
    »Was hat das dann für einen Sinn, so etwas mit sich herumzutragen, wenn man nicht rangeht, wenn es im Wald klingelt?«
    »Gerade hier sollte man nicht rangehen. Das gehört hier nicht hin. Ich hatte nur vergessen, es auszuschalten.«
    Sie saßen eine ganze Weile schweigend da.
    Der Ältere sah den Jüngeren an.
    »Du bist ein schweigsamer Junge, Lennart. Das gefällt mir.«
    Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich bin auch so, obwohl ich jetzt gerade rede und frage. Aber nur Schwuchteln quasseln und quasseln die ganze Zeit.«
    Es hatte aufgehört zu regnen und der Jüngere sah drei Pferde, die bei dem Holzzaun direkt am Auto standen. Er spürte ein warmes und leichtes Gefühl im Kopf.
    Sie stiegen gleichzeitig aus dem Auto aus und gingen zu den Pferden. Sie berührten die Köpfe der Pferde, die Mähnen, die wild die Hälse herunterwuchsen. Der Jüngere ließ los und wandte sich dem Älteren zu, machte eine Bewegung in der Hüfte, als würde er nach einer Pistole fassen.
    »Das habe ich dir beigebracht«, sagte der Ältere und hob die Hände.
    Die Pferde sahen sie an. Nach einer Weile machten sie kehrt, gleichzeitig und in dieselbe Richtung, und fingen an, die Wiese hinunterzugaloppieren. Es dröhnte weich durch die Luft und der Jüngere dachte, dass es klang, als würde das Dröhnen einen Kreis beschreiben und wiederkommen, als die Pferde fort waren.
    Die Sonne war wieder herausgekommen, aber sie besaß nicht mehr dieselbe Kraft. Sie war dabei unterzugehen. Von Westen hörte der Jüngere das Pfeifen des Zuges, aber auch sie sind ohne Kraft, dachte er. Die neuen Züge haben kleine Geräusche. Eine größere Geschwindigkeit, aber kleinere Geräusche.
    Der Ältere kratzte sich im Nacken und sah zum Himmel auf.
    »Bald wird es dunkel werden. Wir sollten wohl zurückfahren.«
    »Ja.«
    »Willst du das Auto fahren? Du willst es doch sicher mal probieren.«
    »Tja …«
    »Klar willst du fahren, Lennart. Von hier zum Eisenbahnübergang bei Bengtssons, oder noch weiter, wenn du willst.«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Du bist jetzt ein Mann, Lennart, kein Junge. Klar, dass du deinen alten müden Onkel ein wenig fährst.«
     
    Der Abend war voller Geräusche und von einem dumpfen Schimmer erfüllt. Es ist, als würde man in einem großen Raum fahren, dachte der jüngere Mann.
    »Du fährst gut«, sagte der ältere Mann. »In dieser Gegend ist es wichtig, gut zu fahren, weil man die Eisenbahn überall um sich herum hat.«
    Der jüngere Mann spürte die Oberfläche der Straße durch das Lenkrad. Die Straße verlief gerade und war schmal. Nach etwa einem Kilometer bog sie abrupt ab und er sah den Übergang. Er ist immer noch unbeschrankt, dachte er.
    »Gut so, Lennart«, sagte der Ältere, der die Arbeit des Jüngeren mit dem Schalthebel verfolgt hatte.
    Er fuhr im niedrigen Gang auf den Bahnübergang zu. Das Einzige, was zu hören war, war das Geräusch des Motors und ein paar Gänse, die von dem Weiher
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