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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison
Autoren: Ake Edwardson
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meinte der Sohn.
    »Da kommen sie doch schon«, sagte er.
    Er ging hinaus und half dem Mann, das Auto festzumachen. Er fragte nicht, warum es so lange gedauert hatte. Darauf kann dieser Mann hier ja nicht antworten, dachte er und dann antwortete der Mann doch.
    »Heute sind viele liegen geblieben, deshalb hat es ein wenig gedauert.«
    »Viele?«
    »Auf dieser Straße sind heute Nachmittag mehrere liegen geblieben.«
    »Sieh mal, ein Pferd!«, rief die Tochter vom Rücksitz.
    Er beugte sich halb zum Fenster herein und sah seine Frau an.
    Das war eine Gelegenheit, wo nichts passierte. Jetzt im Moment bewegt sich niemand oder ist auf dem Weg irgendwohin. Wenn ich das festhalten könnte. Bald bewegt sich das Bild wieder und wir sind zurück in der Stadt und dann weiß keiner, wie es gekommen ist.
    Jetzt öffnete die Ehefrau die Tür auf ihrer Seite, stieg wortlos aus dem Auto aus und ging zum Zaun und zu dem Pferd, das dort stand. Der Regen hatte aufgehört und das Licht war zurückgekehrt. Es dampfte von den Wiesen. So weit man sehen konnte, dampfte es.
    Sie stieg auf den Zaun.
     
    Er hatte den Juli über davon geredet und Anfang August war dann das Fest, nach der zehnten Schicht. Sein Traktor stand noch mit der letzten Sägemehlfuhre auf dem Anhänger vor der Baracke. Er hatte drin Licht gemacht und Pappteller und Pappbecher auf die Tische gestellt. Das Licht leitete uns vom Häckselplatz her und der kühle Abendwind trocknete den Schweiß auf unseren erhitzten Körpern.
    Wenn man sägte, bemerkte man nie, wann die Wärme vorbei war und die Kühle zusammen mit der Dunkelheit kam. Der Häckselplatz lag neben einem Tümpel und dort stieg kalter Dampf auf und glitt über die Bretterstapel. Ich fröstelte und strich die Sägespäne aus dem Nacken. Die Häckselmaschine war etwas früher am Abend plötzlich stehen geblieben und ich war mit der Schaufel drin gewesen.
    Auf dem Tisch in der Baracke stand eine Kiste mit Fleischwurstringen und eine mit Branntweinflaschen. Bier gab es nicht. Er hatte kein Besteck hingelegt. Wir benutzen unsere eigenen Messer, um die Wurst zu schneiden. In seinem Gesicht war kein Lächeln, als er uns zu Tisch willkommen hieß. Nur eine flehentliche Hoffnung in den Augen, dass alles gut gehen würde, dass es gelingen würde.
    »Trinkt ordentlich«, sagte er und goss uns ein.
    Wir waren sieben Männer und keiner war Antialkoholiker. Ich war der Jüngste, doch ich hatte ernsthaft angefangen zu trinken und war den unverdünnten Branntwein inzwischen gewohnt. Normalerweise trank ich direkt aus der Flasche, so dass der Becher fast wie Luxus wirkte. Der Geschmack von Wurst und Branntwein im Mund war süß und scharf.
    In diesem Sommer hatte niemand Urlaub genommen. So war es oft. Wir zogen es vor, ihn übers Jahr verteilt zu nehmen, da hatte man das Gefühl, als hätte man das ganze Jahr etwas, worauf man sich freuen konnte.
    Ich trank wieder und man hörte das Geknatter der Motorcrossbahn auf der anderen Seite des Berges. Der Klub testete die Bahn vor dem Rennen am Abend.
    »Wenn ich noch mehr esse, muss ich kotzen«, sagte Ingo, der rechts von mir saß.
    »Aber die Wurst ist es jedenfalls nicht, von der du kotzen musst.«
    »Ich habe gar nicht so viel getrunken.«
    Ich antwortete nicht. Der Alte vom Sägewerk sah wieder beunruhigt aus, als bestünde die Gefahr, dass das Fest schon vor Mitternacht zu Ende sein könnte. Die Gefahr war offenkundig, da viele schon Anzeichen von Trunkenheit aufwiesen.
    Wir sagten nicht viel am Tisch. Wenn wir arbeiteten, konnte man nicht reden wegen des Lärms von der Häckselmaschine. In den Pausen war das Geräusch immer noch in den Ohren und wir brauchten alle Stille, die wir kriegen konnten. Viele dort hatten mindestens fünf Jahre zusammen gearbeitet, doch keiner neigte zu Gerede. Wir wussten nicht viel voneinander, jedenfalls nichts davon, wie es den anderen so ging. Wenn jemand etwas sagte, dann nur, um eine lustige Geschichte über Frauen zum Besten zu geben.
    Der Alte vom Sägewerk ging rum und füllte Branntwein in die Becher.
    »Hab ich schon erzählt von dem Knecht, der es beim Tanz in der Scheune nicht auf die Reihe kriegte?«, fragte er direkt in die Stille hinein, als würde er auch die Verantwortung für die Unterhaltung übernehmen wollen.
    Alle schüttelten den Kopf, auch die, die die Geschichte schon kannten.
    »Der Knecht suchte den ganzen Abend«, sagte er.
    »Am Ende fand er eine Magd, die scheußlich aussah und noch schlimmer roch. Aber sie war willig
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