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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten
Autoren: Lucinda Riley
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tapfer gewesen, aber …«
    »Ich komme sofort«, versprach Emilie.
    »Anton macht einen Spaziergang«, teilte Jean Emilie mit, als diese bei ihm eintraf.
    »Haben Sie es ihm gesagt?«
    »Ja. Er ist ganz ruhig geblieben. Ich habe die Tante in Grasse angerufen, die ihn zu sich nehmen würde, aber darüber ist Anton nicht glücklich.«
    »Wir müssen ihm irgendwie helfen«, erklärte Emilie.
    »Er mag Sie sehr«, bemerkte Jean.
    »Und ich ihn. Er könnte eine Weile bei mir bleiben, aber …«
    »Verstehe.« Jean nickte.
    »Ich gehe zu ihm«, sagte Emilie und stand auf.
    Als sie zwischen den Rebstöcken hindurchlief, fragte Emilie sich, was sie eben mit dem Aber gemeint hatte. Sie war reich, allein, besaß ein riesiges Haus und hatte im Moment die Zeit, sich um den Jungen zu kümmern, der ihr in den vergangenen Wochen ans Herz gewachsen war. Damit, dass sie nach den Erfahrungen mit Sebastian noch einmal heiraten würde, rechnete sie nicht. Und sie könnte niemals selbst Kinder haben.
    Plötzlich wurde Emilie klar, was sich hinter dem Aber verbarg: Sie hatte Angst vor der Verantwortung, davor, für jemanden da sein zu müssen, der sie brauchte und der immer, anders als bei ihrer Mutter, an erster Stelle stand.
    Würde sie so werden wie ihre Mutter?
    Davor fürchtete sich Emilie am meisten.
    »Der Junge braucht mich. Er braucht mich …«
    Wäre sie dieser Aufgabe gewachsen?
    Natürlich. Sie war wie ihr Vater – das behaupteten alle. Und Édouard hatte ihr oft genug gesagt, dass die Freude darüber, gebraucht zu werden, viel schöner sei, als selbst etwas zu bekommen.
    Mit einem Mal wurde Emilie klar, dass sie sich geehrt fühlen durfte, wenn Anton bei ihr bleiben wollte, nicht umgekehrt.
    Sie suchte zwischen den Rebstöcken nach ihm. Schließlich entdeckte sie ihn, wie er mit hängenden Schultern zum Château hinüberblickte. Da stand ihr Entschluss fest. Sie ging mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
    Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich um und versuchte, seine Tränen wegzuwischen.
    »Anton, es tut mir sehr leid.« Sie nahm ihn in die Arme, und nach ein paar Sekunden brachte er den Mut auf, ihre Umarmung zu erwidern.
    »Ich kann dir kaum tröstende Worte sagen, Anton, weil mir klar ist, wie sehr du sie geliebt hast.«
    »Jacques hat mir heute Morgen erklärt, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. Ich weiß, dass ich das irgendwie akzeptieren muss, bin mir aber nicht sicher, ob ich das schon schaffe.«
    »Jacques ist ein sehr kluger Mann«, sagte Emilie. »Anton, vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, das zu besprechen, aber wie wäre es, wenn du, wenigstens eine Weile, zu mir ins gîte kommst und mir Gesellschaft leistest? Hier ist es ziemlich einsam. Ich könnte einen Mann im Haus gebrauchen.«
    Er sah sie erstaunt an. »Echt?«
    »Ja. Lässt du es dir durch den Kopf gehen?«
    »Emilie, darüber muss ich nicht nachdenken! Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen nicht zur Last falle, und ich kann mich nützlich machen«, bot Anton ihr an.
    »Ja, das kannst du. Schließlich sind wir beide Waisen, stimmt’s?«
    »Und wenn es mir am Ende so gut gefällt, dass ich nicht mehr gehen will …?«
    »Vielleicht …«, Emilie drückte ihn lächelnd an sich, »… musst du das auch gar nicht.«
    An: [email protected].
    Von: [email protected]
    Dienstag
    Liebste Em,
    was für eine Erleichterung, von Ihnen zu hören! Nicht dass ich Sie-wissen-schon-wer zugetraut hätte, sich sofort mit einer Pistole auf den Weg nach Frankreich zu machen, um mein wertvolles Buch zurückzufordern. Er ist und bleibt ein Feigling. Auch hier ist er bisher nicht wieder aufgetaucht, was bedeutet, dass ich in meinem Mona-Lisa-Turm auf seine Rückkehr warte. Ich vermute, dass er Schadensbegrenzung betreibt und der guten Bella seine unsterbliche Liebe erklärt hat. (Sorry.) Jedenfalls ist es in Blackmoor Hall, wie Sie sich vielleicht vorstellen können, sehr einsam. Es heißt schon etwas, wenn man zugeben muss, dass einem die Beschimpfungen des Bruders fehlen. Deshalb fühle ich mich in meinen Plänen bestätigt, die ich in meiner letzten Mail erwähnt habe. Wie Sie wissen, machen sich meine »Kinder« gut – sogar so gut, dass ich sie dem höchsten Bieter gegen eine Mitgift in beträchtlicher Höhe überlassen habe. ( BITTE ERZÄHLEN SIE DAS UM HIMMELS WILLEN NICHT IHREM FAST-EXEHEMANN! ) Der Betrag reicht, um mir ein Leben lang Foie gras leisten zu können. Und sogar noch für eine Bleibe, die weniger abgeschieden ist als
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