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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten
Autoren: Lucinda Riley
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angesichts der Tatsache, dass es lediglich um ein Buch geht, möglicherweise übertrieben erscheinen mögen, und ließ das Schloss auswechseln. Jetzt sitze ich in einem Hochsicherheitsgefängnis, das einer Mona Lisa würdig wäre. Ich habe eine Gegensprechanlage an der äußeren und der inneren Tür anbringen lassen, dazu eine Reihe von Schlössern und Riegeln. Das mag dramatisch klingen, aber ich möchte in der Nacht ruhig schlafen können.
    An jenem Nachmittag verließ Seb das Haus. Das traf sich gut, weil so die Installation meines Sicherheitssystems ungestört erfolgen konnte, aber es wurde a) noch keiner Prüfung unterzogen, weswegen ich mich schon ärgere, so viel Geld dafür ausgegeben zu haben, und er ist b) möglicherweise auf dem Weg nach Frankreich zu Ihnen.
    Liebste Em, ich habe keine Ahnung, wie es Ihnen geht und wo Sie im Moment wohnen, und wahrscheinlich übertreibe ich aus Sorge um Sie, aber weiß er, wo Ihre Bibliothek eingelagert ist? Ich traue ihm zu, dass er sie noch einmal aufsucht. Da er Ihr Mann ist, hätte er freien Zugang. Falls er tatsächlich bei Ihnen in Frankreich auftauchen sollte, treffen Sie sich bitte nicht allein mit ihm.
    Wahrscheinlich übertreibe ich wirklich – wir wissen beide, dass Sebastian nicht gewalttätig ist, jedenfalls nicht mehr seit der Zeit damals mit mir –, aber ich möchte Sie bitten, auf der Hut zu sein. Schließlich geht es um sehr viel Geld.
    Das Durcheinander mit meinem Bruder hat mich – insbesondere, da ich im Moment faktisch in einem Gefängnis sitze – dazu gebracht, über meine Zukunft nachzudenken. Vielleicht war die Tatsache, dass Sie mir den Brief meiner Großmutter vorgelesen haben, der Auslöser … jedenfalls bin ich zu einigen wichtigen Beschlüssen gelangt, die ich Ihnen irgendwann gern mitteilen würde, jedoch noch nicht heute. Sie haben momentan genug Sorgen. Übrigens ›vermache‹ ich Ihnen hiermit offiziell das Buch – verfahren Sie mit Band eins, falls Sie ihn finden sollten, und Band zwei, wie Sie wollen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich das Geld nicht brauche – zum Glück machen sich die neuen »Kinder«, die ich mir zugelegt habe, alle außergewöhnlich gut.
    Ich hoffe auf eine Antwort von Ihnen, erstens, weil ich gern wüsste, ob Sie meine Warnung wegen Seb erhalten haben, und zweitens, weil ich gern von Ihnen hören würde.
    Hier im Haus ist es ohne Sie sehr still.
    Mit besten Grüßen, alles Liebe,
    Alex x
    Emilie griff entsetzt zum Handy und rief bei dem Unternehmen an, das die Bücher eingelagert hatte, um den Leuten dort mitzuteilen, dass sie sich scheiden lassen wolle und ihrem Mann keinesfalls Zugang zu den Dingen aus dem Château gewährt werden dürfe, am allerwenigsten zu den Büchern. Der zweite Anruf ging an Jean. Sie bat ihn, Sebastian, falls er bei ihm auftauchen sollte, zu sagen, dass er sie nicht gesehen habe.
    »Das hatte ich mir schon gedacht, Emilie«, erklärte Jean.
    Anschließend machte Emilie sich daran, Alex’ E-Mail zu beantworten. Sie bedankte sich für seine Warnung, entschuldigte sich für ihre späte Antwort und teilte ihm mit, dass Sebastian bisher nicht gesichtet worden sei. Des Weiteren schrieb sie ihm, dass sie gern mehr über seine Zukunftspläne erfahren würde, und verabschiedete sich mit einem Kuss.
    Inzwischen war es dunkel. Emilie schenkte sich ein Glas Wein ein und begann rastlos im gîte auf und ab zu laufen.
    Alex machte sich Sorgen um sie, und sie machte sich Sorgen um ihn.
    Mehr als Sorgen …
    Gleich nach dem Abendessen legte Emilie sich ins Bett. Die neue Matratze, die deutlich weicher war als die gewohnte aus Pferdehaar, ließ sie nicht einschlafen.
    Was, wenn Sebastian nach Blackmoor Hall zurückkehrte und es ihm gelang, sich trotz Alex’ Sicherheitsmaßnahmen Zugang zu seiner Wohnung zu verschaffen?
    Nein, ermahnte sie sich selbst. Alex war nur der Bruder ihres Exmannes und sie nicht für ihn verantwortlich.
    Aber … Emilie stand auf und lief wieder hin und her. Er fehlte ihr.
    Plötzlich hielt Emilie inne, weil ihr einfiel, was Jean gesagt hatte.
    »Sieht fast so aus, als hätten Sie sich den falschen Bruder ausgesucht …«
    Sie war müde und bildete sich Gefühle ein, die nicht existierten.
    Emilie legte sich wieder ins Bett und schloss die Augen.

34
    Zwei Tage später erhielt sie einen Anruf von Jean.
    »Ich habe leider schlechte Nachrichten. Margaux ist heute in den frühen Morgenstunden gestorben. Ich weiß nicht, wie ich es Anton sagen soll. Bis jetzt ist er sehr
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