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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten
Autoren: Katherine Pancol
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ihnen den Rücken zu. Sie sprach zu ihrem Vater, fragte: Bist du da? Passt du auf mich auf? Dann mach, dass Du Guesclin nicht wieder zum Bananentarzan wird. Mach, dass ich die Brandung noch einmal überwinde und ans Ufer zurückkehre …
    Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, wie der Mann einen Orangenkeks aus einer Schachtel nahm und Du Guesclin daran riechen ließ. Du Guesclin sabberte, zwei durchsichtige Speichelfäden hingen von seinen Lefzen herab. Dann winkte der Mann Joséphine, dass sie nun an der Reihe sei, mit Du Guesclin zu reden.
    Joséphine nahm ihn in die Arme und flüsterte: »Ich liebe dich, du dickes Pummelchen, ich liebe dich wie verrückt, und ich bin doch mehr wert als so ein blöder Orangenkeks. Er braucht dich, um sein schönes Haus zu bewachen, seinen schönen Fernseher, seine schönen Gemälde, seinen schönen Rasen, seinen schönen Pool. Aber ich brauche dich, um mich zu bewachen. Also denk gut nach …«
    Du Guesclin sabberte immer noch und ließ den Mann nicht aus den Augen, der die Kekspackung schwenkte. »Es ist nicht fair, was Sie da tun«, sagte Joséphine.
    »Jeder kämpft mit seinen Waffen!«
    »Ihre Waffen gefallen mir nicht!«
    »Fangen Sie nicht wieder an, mich zu beleidigen, sonst nehme ich meinen Hund gleich mit!«
    Sie wandten einander den Rücken zu wie Duellanten und gingen in entgegengesetzte Richtungen davon. Du Guesclin blieb lange sitzen und schnüffelte dem Keks nach, der sich immer weiter, immer weiter entfernte. Joséphine drehte sich nicht um.
    Sie ballte die Fäuste, betete zu allen Sternen am Himmel, zu all ihren Schutzengeln, die an der Deichsel des Großen Wagens hingen, dass sie Du Guesclin in ihre Richtung schubsten und ihn den verlockenden Duft des Orangenkekses vergessen ließen. Ich werde dir viel bessere Kekse kaufen, gefüllte, trockene, waffelförmige, knusprige Kekse, Kekse mit Zuckerglasur, samtige, weiche Kekse, Kekse, die ich nur für dich erfinden werde. Sie ging unbeirrt weiter, während ihr Herz auf dem Kopf stand. Ich darf mich nicht umdrehen, sonst sehe ich, wie er wegläuft, wie er hinter einem Orangenkeks herläuft, und dann werde ich nur noch verzweifelter sein.
    Sie drehte sich um. Sah Du Guesclin, der den Verfasser von Worten, die am Broadway gesungen wurden, eingeholt hatte. Mit wedelndem Hinterteil lief er neben ihm her. Er wirkte glücklich. Er hatte sie vergessen. Sie sah, wie er den kleinen Keks ins Maul nahm, ihn mit einem Happs verschlang und an der Schachtel kratzte, um noch einen zu bekommen.
    Ich werde niemals eine liebenswerte Frau sein. Ich verliere haushoch gegen einen Orangenkeks. Ich bin ein Nichts, ich bin hässlich, ich bin dumm, ich bin nicht genug, nicht genug, nicht genug …
    Sie zog die Schultern hoch und verbot sich, noch länger Bananentarzans Festschmaus mit anzusehen. Langsam ging sie weiter. Keine Lust mehr zu laufen. Leichtfüßig am dunklen Wasser und dem fedrigen Bambus entlangzujoggen. Ich muss unbedingt gute Gründe dafür finden, warum er mich verlassen hat, sonst werde ich zu traurig sein. Sonst wird mich die Brandung für alle Zeiten verschlungen haben … Dann hat sie gewonnen.
    Erstens gehörte er mir ja überhaupt nicht, bei diesem Herrchen hatte er ganz andere Gewohnheiten, und das Leben besteht viel häufiger aus Gewohnheiten als aus freien Entscheidungen. Zweitens wäre er sicher gern bei mir geblieben, aber sein Pflichtgefühl war stärker. Ich habe ihn nicht umsonst Du Guesclin genannt. Geboren, um ein Reich zu verteidigen, bleibt er seinem König treu. Er hat ihn niemals verraten. Hat niemals die Seiten gewechselt und sich in den Dienst des Königs von England gestellt. Er ist ein würdiger Nachkomme seines edlen Vorfahren. Ich habe mein Vertrauen keinem Verräter geschenkt. Und drittens habe ich seine Kriegernatur nicht respektiert. Ich hielt ihn für freundlich und sanft, weil er eine bonbonrosa Nase hat, aber ihm wäre es lieber gewesen, wenn ich ihn als kampferprobten Recken behandelt hätte. Ich war dabei, ihn in einen Schwächling zu verwandeln, er hat sich gerade noch rechtzeitig wieder gefangen!
    Sie kämpfte mit den Tränen. Nicht weinen, nicht weinen. Das würde noch mehr Salzwasser bedeuten, noch mehr Schiffbruch. Genug jetzt! Denk an Philippe, er wartet auf dich, das hat er dir gesagt. Und dieser Mann sagt so etwas nicht einfach dahin. Aber ist es meine Schuld, wenn in mir nur Nebel ist, wenn sich alles auflöst, ehe es mich erreicht, wenn ich wie betäubt bin? Ist es meine Schuld, dass
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