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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit
Autoren: Nelson Mandela
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Eine Gruppe, die sich Afrikandische Volksfront nannte und von General Constand Viljoen geführt wurde, einem ehemaligen Chef der südafrikanischen Streitkräfte, sollte die weißen konservativen Organisationen vereinen und um die Idee eines »Volkstaats«, eines weißen Homeland, sammeln.
    Am 18. November, unmittelbar nach Mitternacht, billigte eine Plenarsitzung der Viel-Parteien-Konferenz eine Interimsverfassung. Die Regierung und der ANC hatten die verbliebenen Hürden genommen. Das neue Kabinett würde sich zusammensetzen aus jenen, die mehr als fünf Prozent der Stimmen auf sich vereinigen würden, und es würde Beschlüsse durch Konsens fassen, und nicht nach Zweidrittelmehrheit, wie von der Regierung vorgeschlagen; Nationalwahlen würden nicht vor 1999 stattfinden, so daß folglich die Regierung der nationalen Einheit fünf Jahre im Amt wäre; und schließlich fügte sich die Regierung unserer Forderung nach einem einzigen Wahlzettel statt getrennten Wahlzetteln für die National- und die Regionalparlamente. Zwei Wahlzettel würden eine Mehrheit der Wähler nur verwirren, von denen die meisten zum erstenmal zur Wahl gehen würden. In dem Zeitraum bis zur Wahl sollte ein Übergangs-Exekutivrat mit Mitgliedern aus jeder Partei das richtige Wahlklima sicherstellen, Tatsächlich würde dieser Exekutivrat (TEC) zwischen dem 22. Dezember und dem 27. April die Regierung bilden. Eine unabhängige Wahlkommission mit Sonderbefugnissen würde für die Organisation der Wahl verantwortlich sein. Wir standen wahrlich an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter.
     
     
    Aufpersönliche Auszeichnungen und Preise habe ich nie viel Wert gelegt. Ein Mann wird nicht Freiheitskämpfer in der Hoffnung, Auszeichnungen zu bekommen, doch als mir mitgeteilt wurde, ich hätte gemeinsam mit Mr. de Klerk den Friedensnobelpreis 1993 erhalten, war ich tief bewegt. Der Friedensnobelpreis hatte aufgrund seiner Verwicklung mit der Geschichte Südafrikas eine besondere Bedeutung für mich.
    Ich war der dritte Südafrikaner seit Ende des Zweiten Weltkriegs, der vom Nobelpreis-Komitee geehrt wurde. Häuptling Albert Luthuli gewann den Preis 1960, und im Vergleich mit solch einem Giganten fühlte ich mich vergleichsweise klein. Der zweite war Erzbischof Desmond Tutu, der während der schlimmsten Tage der Apartheid selbstlos gegen die Übel des Rassismus gekämpft hatte.
    Der Preis war ein Tribut an alle Südafrikaner und speziell an jene, die sich am Kampf beteiligt hatten. Ich würde die Auszeichnung für sie entgegennehmen. Doch an den Nobelpreis für mich hatte ich nie gedacht. Selbst während der schwärzesten Jahre auf Robben Island hatte sich amnesty international nie für uns eingesetzt und dies damit begründet, wir hätten einen bewaffneten Kampf geführt; die Organisation werde sich nie für jemanden verwenden, der zur Gewalt greife. Daher hatte ich angenommen, das Nobelpreis-Komitee werde niemals einen Mann für den Friedenspreis in Erwägung ziehen, der Umkhonto We Sizwe begonnen hatte.
    Für Norwegen hatte ich großen Respekt. Als wir in den fünfziger und sechziger Jahren westliche Regierungen aufsuchten, um über Beiträge für den ANC zu verhandeln, wurden wir schlankweg abgewiesen. Nur in Norwegen und Schweden wurden wir mit offenen Armen empfangen und erhielten Unterstützung und Stipendien sowie Geld für Rechts- und humanitäre Hilfe zugunsten politischer Gefangener.
    Meine Rede in Norwegen nutzte ich nicht nur zum Dank an das Nobelpreis-Komitee und zur knappen Darstellung einer Vision des künftigen Südafrika in Gerechtigkeit und Gleichheit, sondern auch dazu, meinem Mit-Preisträger Mr. F. W. de Klerk Tribut zu zollen.
    »Er hatte den Mut, einzuräumen, daß unserem Land und seinen Menschen durch die Auferlegung des Apartheidsystems schreckliches Unrecht zugefügt worden ist. Er besaß die Voraussicht, zu verstehen und zu akzeptieren, daß alle Menschen von Südafrika auf dem Wege von Verhandlungen und als gleichberechtigte Teilhaber an dem Prozeß gemeinsam entscheiden müssen, was sie aus ihrer Zukunft zu machen gedenken.«
    Ich bin oft gefragt worden, wie ich hätte gemeinsam mit Mr. de Klerk, den ich so hart kritisiert hatte, den Preis in Empfang nehmen können. Auch wenn ich nichts von meiner Kritik zurückzunehmen habe, so kann ich doch sagen, daß er zu dem Friedensprozeß einen echten, unverzichtbaren Beitrag geleistet hat. Ich habe niemals versucht, Mr. de Klerks Stellung zu untergraben, aus dem praktischen Grund,
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