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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home
Autoren: Danielle Steel
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Aufenthaltsort informiert worden? Warum hatte er sie nicht besucht und kein einziges Mal angerufen? Was konnte ihn daran gehindert haben?
    »Kurz nach ihrer Ankunft in Kalifornien. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört. Sie wollte mir nur mitteilen, wo du warst. Wahrscheinlich hat sie wieder geheiratet.«
    »Die ganzen dreizehn Jahre hast du's gewusst?«
    Seine Antwort gab ihr nicht den erhofften Aufschluss. »Nun, das Leben geht weiter, Gabriella. Die Menschen und die Dinge verändern sich. Für mich war's eine schwierige Zeit«, fügte er hinzu und schien zu erwarten, sie würde das verstehen. Dass die Zeit für seine Tochter viel problematischer gewesen war, schlimmer, als er's auch nur ahnte – das wollte er auf gar keinen Fall wissen.
    »Wann sehen wir uns«, fragte sie ohne Umschweife.
    »Äh – ich ...« Mit diesem Ansinnen hatte er nicht gerechnet, und er überlegte, ob sie Geld verlangen würde. Seine Karriere in der Investmentbranche verlief nicht brillant, aber halbwegs erfolgreich. »Hältst du das für eine gute Idee?«, fuhr er unsicher fort.
    »Ich würde dich sehr gern treffen ...« Nervös biss sie in ihre Lippen. Seine Freude über ihren Anruf hielt sich offensichtlich in Grenzen. Aber was durfte sie erwarten? Seit der letzten Begegnung waren immerhin vierzehn Jahre verstrichen. Vielleicht hätte sie einfach in seinem Büro auftauchen und ihn überraschen sollen. »Kann ich heute zu dir kommen?« Sie hatte sich einen Teil ihres kindlichen Überschwangs bewahrt, und der Klang seiner Stimme erweckte den Eindruck, die Zeit hätte sich zurückgedreht. Plötzlich fiel es ihr schwer zu bedenken, dass sie erwachsen war.
    Wieder zögerte er, von wachsendem Unbehagen erfasst. Was sollte er erwidern? Schließlich erfüllte er ihren Wunsch. »Besuch mich heute Nachmittag im Büro.« Diese heikle Begegnung wollte er möglichst schnell hinter sich bringen. »Um drei?«
    »Einverstanden.« Glückstrahlend legte sie auf.
    Während der nächsten Stunden flatterten ihre Nerven. Wie mochte er aussehen? Was würde er sagen? Wie würde er ihr erklären, was geschehen war? Das musste sie herausfinden. Natürlich lag die Schuld an den Ereignissen bei ihrer Mutter. Aber sie wollte von ihrem Vater hören, warum er nichts unternommen hatte.
    Sie zog ihr elegantes marineblaues Leinenkostüm an, das sie manchmal in der Buchhandlung trug, und fuhr mit einem Taxi zu seinem Büro an der Ecke Park Avenue und Fifty-third. Bewundernd stand sie vor dem eindrucksvollen Gebäude. Er arbeitete für eine hoch angesehene kleine Firma.
    Eine Minute nach drei betrat sie das Vorzimmer, wo sie von seiner Sekretärin erwartet wurde. Als sie durch einen langen Korridor zu seinem Büro geführt wurde, lächelte sie übers ganze Gesicht. Endlich würde sie ihren Daddy wiedersehen, und sie wusste ganz einfach, dass sich bei seinem Anblick das ganze Grauen in nichts auflösen würde.
    Die Sekretärin öffnete die Tür zu einem Raum mit imposanter Aussicht, und Gabriella sah ihn hinter dem Schreibtisch stehen. Zunächst glaubte sie, er hätte sich kaum verändert. Er war attraktiv wie eh und je. Doch dann schaute sie genauer hin und entdeckte Furchen in seinem Gesicht, die grauen Strähnen im Haar. Vor kurzem war er fünfzig geworden.
    »Hallo, Gabriella«, begann er verlegen, musterte sie aufmerksam und staunte über ihre Schönheit, ihre Anmut. Die blonden Haare und blauen Augen hatte sie von ihm geerbt. Er ging ihr nicht entgegen. »Setz dich«, bat er verlegen und zeigte auf einen Sessel vor dem Schreibtisch.
    Am liebsten hätte sie ihn umarmt und geküsst. Aber die feudale Umgebung schüchterte sie ein. Und so sank sie in den Sessel und nahm an, später würde er zu ihr herüberkommen und sie küssen – wenn sie die fehlenden Jahre nachgeholt und sich wieder besser kennen gelernt hatten.
    Auf dem Schreibtisch standen Fotos von vier Kindern in Silberrahmen, zwei Mädchen in ihrem Alter oder vielleicht ein bisschen älter, zwei kleine Jungen. Offenbar waren die Aufnahmen erst vor kurzem entstanden. Dann betrachtete sie das Porträt einer Frau im roten Kleid, die etwas streng und nicht besonders glücklich wirkte. Von sich selbst entdeckte Gabriella kein Bild. Kein Wunder – sie war ja auch nie fotografiert worden ...
    »Geht's dir gut?«, fragte ihr Vater förmlich – vielleicht ein wenig schuldbewusst. Immerhin hatte er seine Familie verlassen.
    Sie nickte. »Sind das deine Kinder, Daddy?«
    »Die beiden Mädchen hat Barbara in die
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