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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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noch einmal einzugehen, aber darüber sprach er jetzt nicht.
    »Es ist doch interessant, dass Feydon ausgerechnet drei
weibliche
Nachkommen gezeugt hat, und dann auch noch an Orten, die für uns so günstig gelegen sind«, bemerkte er.
    Nick warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Fast so, als seien seine Töchter von Anfang an für uns gedacht gewesen.«
    Lyon fuhr herum. »Verdammt! Glaubt ihr etwa, er hat sie mit der abstrusen Absicht gezeugt, uns mit Ehefrauen zu versorgen?«
    »Da er jetzt in die Schattenwelt zwischen Leben und Tod eingegangen ist, können wir über seine Motive nur mutmaßen«, sagte Raine.
    Nick lehnte sich zurück und brachte seinen Stuhl abermals dazu, protestierend zu knarzen. Sein rabenschwarzes Haar schimmerte bläulich im flackernden Kerzenschein.
    »Es sähe ihm allerdings ähnlich. Wir sind die Letzten unserer Art hier auf der Erdenwelt, und er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es unsere Pflicht sei, Nachkommen zu zeugen, damit das Land der Satyre nicht in Menschenhand fällt. Unsere Ländereien brauchen Erben, obschon wir uns bisher eher unwillig gezeigt haben, welche zu zeugen. Er hielt es für gerechtfertigt.«
    »›Mächte, die ihnen schaden können‹«, zitierte Lyon aus dem Brief. »Glaubt ihr, er meint damit Mächte aus seiner Welt oder aus der unsrigen?«
    »Könnte es nicht auch einfach nur eine List sein, um unsere Mitwirkung sicherzustellen?«, gab Raine zu bedenken.
    »Falls ja, dann ist es eine sehr effektive Taktik«, erwiderte Nick. »Feydon weiß, dass uns unser Beschützerinstinkt zum Handeln zwingt, wenn seine Kinder in Gefahr sein sollten.«
    »Es ist nicht richtig, uns diese Pflicht aufzubürden«, murrte Raine.
    »Da hast du verdammt recht, o Meister der Untertreibung«, meinte Lyon. »Das ist offene Manipulation!«
    »Ob Manipulation oder nicht, jedenfalls macht es unsere Entscheidung darüber, ob wir handeln sollen oder nicht, zu einer ziemlich dringenden Angelegenheit«, entgegnete Raine.
    »Sicher müssen wir etwas tun«, gab Lyon zu und brachte damit ungewollt seine Sorge zum Ausdruck. »Wir können diese Halbblut-Feen nicht ihrem Schicksal überlassen, oder?«
    Er und Raine schauten beide fragend zu Nick.
    »Wenn wir Feydons Ausführungen glauben können, dann waren die Frauen, denen er beiwohnte, sich dessen nicht bewusst«, sagte Nick. »Wenn dem so ist, dann sind weder die Mütter noch die Töchter an irgendeiner Verschwörung beteiligt.«
    »Höchstwahrscheinlich wissen die Töchter noch nicht einmal, dass sie aus der Anderwelt stammen«, meinte Raine.
    »Obwohl sie den schnelleren Herzschlag, den das Feenblut mit sich bringt, fühlen müssen«, ergänzte Lyon.
    »Und seine Bedeutung falsch auslegen, wenn sie niemanden haben, der es ihnen erklärt«, meinte Nick. »Dieser Gedanke beunruhigt mich sehr.«
    »Schon, aber er ist nicht gerade verlockend«, erklärte Raine geradeheraus. »Ich bin nicht daran interessiert, wieder zu heiraten.«
    Nick und Lyon wechselten einen Blick.
    »Die Ehe mit einem Feen-Halbblut könnte aus demselben Grund gelingen, aus dem die mit einer Menschenfrau scheiterte«, sprach Nick.
    Raine zuckte mit den Achseln. »Kann schon sein. Aber ich habe kein Interesse daran, es herauszufinden.«
    Lyon fuhr sich mit den Fingerspitzen durch sein dichtes braunes Haar. »Ich stimme Raine zu. Ich habe keine Lust, mich an eine Frau zu binden, die ich nicht selbst ausgesucht habe, ganz egal, ob sie nun Fee oder Mensch ist. Gibt es keine Möglichkeit, Feydons Töchter zu beschützen, ohne sie zu heiraten?«
    »Wie denn? Sollen wir sie jahrelang auf Schritt und Tritt verfolgen, um sie vor Unheil zu bewahren?«, fragte Nick. »Sie würden uns anzeigen.«
    »Ich meine trotzdem, dass wir nicht heiraten müssen. Warum holen wir sie nicht einfach hierher auf Satyrland und lassen sie in der Gegend herumstreifen, wie sie wollen?«, schlug Lyon vor.
    Nick lachte, und Raine warf seinem Bruder einen mitleidsvollen Blick zu.
    Lyon sah betroffen aus. »Was ist? Sie wären hier sicher und unter unserem Schutz.«
    »So wie deine anderen Haustiere?«, fragte Raine und bezog sich damit auf die Bewohner von Lyons kleiner Menagerie, die die Ländereien durchstreiften.
    »Es sind Frauen, keine Tiere«, sagte Nick. »Sie würden sich nie auf ein so lächerliches Arrangement einlassen. Wir müssen sie heiraten und so unter unseren Schutz stellen. Ich sehe keine andere Lösung.«
    Raine beäugte seinen älteren Bruder. »Du scheinst mir merkwürdig
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