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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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Einige seien völlig vernichtet«, erzählte Signore Rossini. »Und es ist kein Heilmittel in Sicht. Soweit ich informiert bin, ist man sich noch nicht einmal über die Ursache im Klaren.«
    »Auch meine Familie ist wegen der Seuche natürlich in großer Sorge. Doch wie ich bereits sagte, schätzen wir uns glücklich, dass unsere Weinberge bisher noch nicht davon betroffen sind«, entgegnete Nick kühl.
    »Merkwürdig«, murmelte Lord Hillbrook.
    »Bitte?« Nick wandte dem Gentleman seine volle Aufmerksamkeit zu. Prompt senkte dieser unter seinem stechenden Blick den Kopf.
    Die Satyr-Ländereien wurden durch die Kräfte der Anderwelt geschützt, die er und seine Brüder heraufbeschworen. Deshalb waren ihre Reben von den dunklen Flecken verschont geblieben, die begonnen hatten, sich auf den Blättern nahezu sämtlicher Weinstöcke Europas auszubreiten. Es war ihm bewusst gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis die Menschen anfingen, darüber zu spekulieren, warum seine Weinberge nicht betroffen waren.
    »Äh, ich … ich habe mir nichts weiter dabei gedacht«, sagte Hillbrook und wurde so rot wie Signora Rossinis Kleid. »Ein jeder weiß, dass der Satyr-Wein ohne Fehl und Tadel ist. Daran ist gar nichts merkwürdig. Wahrscheinlich ist es einfach nur Glück, dass –«
    Seine Frau runzelte die Stirn und schüttelte missbilligend den Kopf, was ihn verstummen ließ, ohne den Satz zu Ende gesprochen zu haben.
    »Ich kann Euch versichern, dass wir uns nicht auf Glück allein verlassen«, sagte Nick. »Solange die Pest umgeht, haben wir jede nur mögliche Vorkehrung getroffen, unsere Reben davor zu schützen. Es ist schwierig, da wir die Gründe für die Krankheit nicht kennen. Jedenfalls ist der Zutritt zu den Weinbergen limitiert, und wir achten darauf, dass potenzielle Gefahrenquellen oder Überträger draußen bleiben.«
    Signora Rossini brach die peinliche Stille, die sich nach seinen erklärenden Worten ausgebreitet hatte. »Also wirklich, solche Gespräche sind einfach viel zu ernst für einen so hinreißenden Tag. Lord Satyr, Ihr müsst uns eines sagen: Habt Ihr Euch bereits die botanische Ausstellung angesehen?«
    Begeisterung blitzte in Lady Hillbrooks Augen auf, und sie beugte sich vor. »Das Studium der Flora ist in England gerade en vogue. Ich selbst interessiere mich sehr dafür und habe bereits viele interessante Exemplare gesammelt.«
    Nick lächelte sie charmant an. »Tatsächlich? Ich bedaure, dass ich bisher noch nicht die Gelegenheit hatte, die Ausstellungsstücke zu begutachten. Ihr werdet mich sicherlich entschuldigen. Ich bin äußerst begierig, dieses Versäumnis nachzuholen.« Mit einer höflichen Verbeugung verabschiedete er sich von den vieren.
    Er verbannte die Sorge wegen der Krankheit aus seinen Gedanken und ließ sich durch die Menge treiben, immerzu sortierend, prüfend und verwerfend. Als er am Drachenbrunnen im Zentrum des Gartens vorbeiging, versuchten die jungen Damen mit allen Mitteln zu erreichen, dass der geradezu obszön wohlhabende Signore Satyr sich nach ihnen umdrehte. Wenn er solche Hartnäckigkeit auch nur annähernd in einem Feldarbeiter fände, würde er ihn von der Stelle weg für die Arbeit in seinem Weinberg verpflichten.
    In ihren Augen war zu lesen, dass sie ihn wollten – oder zumindest seinen Reichtum. Aber sie wussten nichts darüber, wie er wirklich war. Denn wenn auch nur eine von ihnen eine Ahnung von der Stärke und Tiefe seiner dunklen körperlichen Begierden hätte, dann würde ihn nicht einmal sein enormer Reichtum als Heiratskandidaten qualifizieren, dessen war er sicher.
    Der Nachmittag wurde zum Abend, und immer noch schwebte der liebliche Feenduft in der sich abkühlenden Luft, lockte ihn und entzog sich ihm wieder. Er umkreiste ihn, spielte das Kinderspiel vom Topfschlagen ohne Topf, wurde heiß und kalt und dann wieder heiß, während er ihn geduldig verfolgte. Endlich, als er sich den Fischteichen näherte, wurde der Duft nach Magie stärker und bestätigte ihn darin, dass er seinem Ziel ganz nahe war. Sein Jagdinstinkt verschärfte sich.
    Er umkreiste ein Zelt, das mit einigen anderen zwischen zwei Kräuterlabyrinthen aufgestellt war. Eine Gruppe junger englischer und italienischer Damen hielt sich mit ihren Beaus dort auf. Die jungen Leute unterhielten sich angeregt. Als sie ihn bemerkten, hoben sich die Köpfe der Damen, als witterten sie Beute. Einige von ihnen vergaßen auf der Stelle die Herren, mit denen sie soeben noch
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