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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS
Autoren: S. Landauer
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und er hat dich ausgewählt. Hab ich doch gesagt, du wirst der Star des Abends. Also, los, Baby, mach mich stolz!“
    So langsam realisierte Sina, dass die Helligkeit und die Wärme von einem Scheinwerfer stammten, der auf sie gerichtet war. Und jetzt hörte sie auch zum ersten Mal die Worte, die LeNormand – oder wem immer diese faszinierende Stimme gehörte – sagte.
    „Mylady, das Schicksal hat Sie heute Abend ausgewählt, an meiner Seite echte Magie zu erleben. Verschließen Sie sich nicht der höheren Macht! Kommen Sie auf die Bühne. Sie haben nichts zu befürchten, das versichere ich Ihnen. Aber ohne Sie kann ich heute Abend nicht auftreten.“
    Jetzt runzelte Lugo die Stirn. „Was fällt dem denn ein? Der soll mal nicht so einen auf dicke Hose machen, sonst …“
    „Schon gut, ich gehe“, flüsterte Sina.
    Auf einmal hatte sie das Gefühl, gar nicht schnell genug auf die Bühne kommen zu können. Seltsam, sonst hatte sie immer wahnsinniges Lampenfieber, wenn sie nur vor drei Leuten etwas sagen sollte. Aber jetzt wusste Sina nur, sie musste näher zu der Quelle dieser Stimme kommen.
    Schneller, als sie es für möglich gehalten hätte, stand sie an der schmalen hölzernen Treppe, die zur Bühne hinaufführte. Bloß nicht stolpern …
    Etwas nervös blinzelte sie in das Scheinwerferlicht. Die Bühne war jetzt hell erleuchtet – oder täuschte das? Mussten nicht überall die Leitern, Kisten oder Stühle herumstehen, auf denen der Magier vorher herumgeturnt war, als es so ausgesehen hatte, dass sein Gesicht durch den Raum schwebte? Oder war das alles wie von Zauberhand im Boden versunken?
    Jetzt war die Bühne jedenfalls vollkommen leer. Bis auf den Magier selbst natürlich, der Sina, als sie die oberste Stufe erreicht hatte, beinahe überlebensgroß vorkam. Er war ganz in Schwarz gekleidet – oder doch nicht? Verwirrt blinzelte sie wieder. Der Mann schien wie eine Fata Morgana zu sein, den sie nur durch flimmernde Luft sah und doch nicht klar wahrnehmen konnte.
    „Keine Angst, Lady, Ihnen wird nichts geschehen“, hörte sie seine Stimme plötzlich sagen, so nah, als stünde er direkt neben ihr.
    Und das tat er auch. Sie hatte ihn nicht kommen sehen und konnte sich nicht erinnern, auf ihn zugegangen zu sein. Doch von einem auf den anderen Moment befand sie sich in der Mitte der Bühne an seiner Seite und schaute ins Publikum.
    „Meine Damen und Herren, ich bitte Sie um einen herzlichen Applaus für meine reizende Assistentin Sina, die mich heute Abend dabei unterstützen wird, wahre Magie zu weben.“
    Woher kannte er ihren Namen? Hatte sie ihm den schon gesagt? Sina schluckte. Was ging hier vor? Hatte ihre Mutter das etwa alles eingefädelt? Oder Lugo? Beide hatten doch irgendetwas davon gesagt, dass sie der Star des Abends sein würde. Am Ende steckten sie womöglich unter einer Decke, um ihr ein besonderes Erlebnis zu schenken. Das wäre eine schöne Überraschung …
    Sina atmete tief durch und konzentrierte sich. Sie zwang sich, nicht daran zu denken, dass sie hier auf einer Bühne stand und Hunderte von Leuten ihr zusahen, und nahm sich vor, auf den Magier zu achten und seinen Anweisungen zu folgen.
    Aber sie hatte ja keine Ahnung, auf was das Ganze hinauslaufen sollte. War er ein Typ, der Jungfrauen schweben ließ oder sie zersägte? Nein, so sah er eigentlich nicht aus.
    Er sah aus wie … Sina lächelte ins Publikum, bis der Beifall abebbte, und drehte sich dann ein wenig in seine Richtung. Erschrocken stellte sie fest, dass er keineswegs in den Zuschauerraum geschaut, sondern sie betrachtet hatte. Als sie seinen intensiven Blick auffing, schossen Sina auf einmal Vorstellungen durch den Kopf – seltsame Bilder, von seltsamen Orten. Und sie spürte Berührungen, spürte eine Hand auf ihrer Wange, jemand drückte ihre Hand …
    Nein, das war keine Einbildung, der Magier hatte tatsächlich ihre Hand genommen. Er sprach auch wieder, allerdings nicht zu ihr, sondern zum Publikum. Sina hatte große Mühe, seinen Worten zu folgen. Denn dort, wo seine Finger sich um ihre schlossen, kribbelte ihre Haut. Von seiner Berührung ging eine angenehme Wärme aus, obwohl seine Hand eher kühl war.
    Vage nahm sie wahr, dass sie sich bewegte, auf etwas zuging, dass er sie führte. Jetzt nimm dich aber mal zusammen, ermahnte sie sich. Du willst doch nicht auf der Bühne rumtappen wie eine Idiotin! Trotzdem fiel es ihr unheimlich schwer, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Womöglich lag das auch daran, dass
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