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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer
Autoren: Lynn Raven
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und wandte sich ihr zu, als sie eintrat. Ein paar Kerzen auf dem Tisch neben ihm tauchten den Raum in schwaches Dämmern. Ein zweiter Mann, etwa ebenso alt wie der erste, lag in einem breiten Bett an der Schmalseite des Raumes und stöhnte leise. Sofort war alles Misstrauen vergessen. Lijanas eilte an die Seite des Kranken und berührte mit der Hand seine Stirn. Sie war zwar feucht, aber weder besonders heiß noch besonders kalt. Sie zog die Decke von der Brust des Mannes. Die Tunika, die er trug, war nass.
    Am Ausschnitt kräuselte sich dunkles Haar.
    »Holt mir heißes Wasser und sorgt dafür, dass die Wirtin trockenes Bettzeug heraufbringt. Und zündet mehr Kerzen an! Hier sieht man ja kaum die Hand vor Augen! « Lijanas wandte sich halb um. Levan, der gerade ihren Arzneikasten auf den Tisch gestellt hatte, warf dem anderen Mann einen fragenden Blick zu. Der nickte leicht und der jüngere verließ den Raum.
    Es war, wie Heiler Udelar es beschrieben hatte. Kaum dass sie die Hand auf den Körper des Mannes legte, begann der zu brüllen, als versenge sie ihn mit glühenden Kohlen - aber da war nichts Krankes in ihm zu fühlen. Lijanas runzelte die Stirn und beugte sich über ihn.
    »Könnt Ihr mich verstehen, Herr?«
    Haselnussbraune Augen öffneten sich langsam und sahen sie an - erstaunlich klar.
    »Könnt Ihr mir sagen, wo genau -« Hinter ihr klackte die Tür. War Levan so schnell zurück? Überrascht richtete sie sieh auf.
    Er stand tatsächlich in der Tür, jedoch von heißem Wasser keine Spur. Stattdessen waren zwei Männer bei ihm, beide ebenso hochgewachsen wie er selbst. Das Haar des vorderen musste früher einmal blond gewesen sein, doch nun hatte es die graue Farbe von Asche. Helle braune Augen, die sie an einen Raubvogel erinnerten, musterten sie aufmerksam. Doch es war der Anblick des zweiten Neuankömmlings, der Lijanas zurückprallen ließ. Er mochte vier oder fünf Winter älter sein als Levan und trug das tiefschwarze Haar auf die gleiche Art wie der jüngere. Um seinen Mund lag ein erschreckend harter Zug, ein Auge von der blaugrauen Farbe eines Sturmhimmels starrte sie kalt an - über dem anderen lag eine schwarze Lederklappe.
    »Ist sie das?«
    Lijanas schrak zusammen und schaute zu dem Mann mit den Raubvogelaugen hin, der seinen dunklen Reitmantel eben Levan übergab. Auch er trug Handschuhe.
    »Ja.« Die Antwort kam vom Bett, wo ihr >Patient< gerade die Beine über den Rand schwang und mit einer nachlässigen Bewegung die Hosen auffing, die der Mann am Tisch ihm zuwarf.
    Atemzüge lang starrte sie ihn an, dann begriff sie. Entsetzt ging ihr Blick von einem zum anderen - und blieb an Levan hängen. Er lächelte Verzeihung heischend. Für einen winzigen Moment glaubte sie, es zwischen seinen Lippen blitzen zu sehen. Wie hatte sie sich nur von seinen unschuldigen blauen Augen täuschen lassen können.
    »War es schwer, sie hierher zu locken?«
    Nein, weil sie eine einfältige Gans ist.
    »Nein, Herr«, Levan schüttelte den Kopf »Sie schöpfte keinen Verdacht, so wie Ihr es vorausgesagt hattet. « Auf einen Wink des Grauhaarigen entzündete er mehrere Kerzen, bis der Raum in goldenes Licht getaucht war.
    Neben Lijanas stieg der >Kranke< in bis über die Knie reichende Stiefel und zog am Fußende des Bettes einen Waffengurt unter der Decke hervor. Sie brachte rasch einen Schritt Abstand zwischen sich und ihn.
    »Weiß außer diesem Heiler jemand, dass sie hier ist?« Langsam kam der Grauhaarige auf sie zu. Lijanas wich zurück, bis sie den Bettpfosten im Rücken spürte.
    »Nein, Herr! «
    »Corfar wird sich um ihn kümmern! « Die Arme unter dem Mantel verschränkt, stand der Schwarzhaarige noch immer bei der Tür. Die Kälte in seiner Stimme jagte Lijanas einen Schauer über den Rücken. Als ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurde, schnappte sie nach Luft.
    » Ihr könnt Udelar doch nicht töten wollen?! «
    Ein sturmgraues Auge blickte sie in einer Mischung aus Ärger und Verblüffung an.
    Erstaunte es ihn, dass sie gewagt hatte, ihm zu widersprechen, oder war es der Umstand, dass sie überhaupt reden konnte? Sein Blick kehrte zu dem >Kranken< zurück.
    » Corfar! Bis zum Morgengrauen!«
    Der nickte. »Ja, Herr. «
    »Nein! « Sie wurde nicht beachtet.
    Als sich die Hand des Grauhaarigen unter ihr Kinn schob, zuckte sie zusammen. Aus der Nähe wirkten seine Augen noch stärker wie die eines Raubvogels - gelbbraun, kühl und tödlich. Einen Moment betrachtete er ihr Gesicht. »Sie ist
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