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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer
Autoren: Lynn Raven
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Eigentlich habt Ihr keine Wahl.« Die Hände des Schwarzhaarigen strichen über den Deckel ihres Arzneikastens, als bewundere er die feinen Schnitzereien, mit denen er verziert war. Dann öffnete er ihn bedächtig.
    »Wenn Ihr mich zwingt, werde ich das ganze Gasthaus zusammenschreien.«
    Er sah auf, wieder zuckte Spott um seine Lippen. »Meint ihr, man wird Euch hören?
    Zwei Stockwerke tiefer?« Scheinbar nachdenklich untersuchte er die sauber beschrifteten Tiegel und Fläschchen.
    »Spätestens am Stadttor … - Was tut Ihr da?« Gerade hob er eine Phiole mit einer gelben Flüssigkeit in die Höhe, betrachtete ihren Inhalt. Lijanas holte scharf Luft.
    Woher weiß er ... ? »Nein!«
    »Nein?« Sein Lächeln war pure Gefahr, als er ein kleines Stückchen Leinen aus ihrem Vorrat nahm und etwas von der gelben Flüssigkeit darauf träufelte.
    Erneut schüttelte sie den Kopf. »Ich werde nicht mit Euch kommen! «
    » Diese Entscheidung liegt nicht mehr bei Euch, Heilerin! «, erklärte er ihr sanft und kam auf sie zu. Ein scharfer Geruch wehte ihr entgegen.
    Lijanas warf sich herum und floh - keine zwei Schritt weit, dann legte sein Arm sich um ihre Mitte und seine Hand presste ihr das Tuch auf Mund und Nase. Sie kämpfte zwei verzweifelte Atem, Züge, ehe sich zähe Dunkelheit über ihre Sinne legte.

    ***
    Sie musste vergessen haben, das Fenster ihrer Kammer zu schließen - oder die Vögel sangen heute besonders laut. Ausgerechnet jetzt, da ein dumpfer Schmerz hinter ihrer Stirn saß. Sie schmiegte die Wange tiefer in den weichen Pelz - könnte bitte jemand diese Vögel zum Schweigen bringen! - und zerrte die Decke über den Kopf Eigentlich sollte der Duft von Jaloe-Kraut und Fingerraute sie umgeben, doch sie roch Leder, Pferd, Stahl und ... noch etwas anderes. Mit einem Keuchen fuhr sie empor und stieß das Tuch von sich. Sie bereute die heftige Bewegung sofort, denn in ihrem Kopf wirbelte es und ein bitterer Geschmack war unvermittelt auf ihrer Zunge - die ganz normalen Nachwirkungen von Gurin Destillat. Die Handballen gegen die Schläfen gepresst, schloss sie fest die Augen und lehnte den Kopf gegen die angezogenen Knie. jetzt erinnerte sie sich auch wieder an alles. Die Kjer und ...
    Verdammter schwarzhaariger Mistkerl! In den endlosen Labyrinthen soll er verfaulen.
    »Ich entbiete Euch einen guten Morgen, Heilerin.«
    Wenn sie sich recht erinnerte, gehörte diese Stimme dem Grauhaarigen mit den Raubvogelaugen. Lijanas ließ ihren Kopf, wo er war. Würde sie ihn auch nur eine Fingerbreite bewegen, gäbe es ein Unglück.
    »Ich befürchtete schon, Mordan hätte es mit dem Gurin übertrieben und Ihr würdet ewig schlafen.«
    Mordan?! Endlich ein Name, damit ich ihn richtig verfluchen kann! Eine Bewegung zu ihrer Rechten.
    »Hier ist etwas zu essen, Heilerin. - Ich hoffe, Ihr mögt ... «
    Gebratener Speck! - Der Geruch gab ihrem Magen den Rest. Sie schlug die Hand vor den Mund, sprang auf, verfing sich in den Bettfellen, stÜrzte, raffte sich auf und floh. Als ihr Denken schließlich wieder einsetzte, kniete sie im Schatten mächtiger Bäume vor einem Busch und würgte nur noch trocken.
    »Dafür bist du verantwortlich.« Die Stimme des Grauhaarigen wieder, ein kleines Stück hinter ihr. »Also kümmere dich auch darum! « Ein Knurren antwortete, dann näherten sich Schritte.
    Lijanas wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, hörte, wie sich jemand hinter sie kauerte. Das leise Gluckern von Wasser, das ausgegossen wurde, erklang.
    » Hier! Säubert Euch damit! «
    Er!

    Das feuchte Tuch, das er ihr hinhielt, riss sie ihm geradezu aus den Fingern.
    »Verschwindet! « Sie drückte ihr schweißbedecktes Gesicht gegen den kühlen Stoff.
    »Diesen Wunsch werde ich Euch nicht erfüllen, Heilerin.«
    War da Belustigung in seiner Stimme? Verdammt sollte er sein.
    »Spült Euch den Mund aus.« Über ihrer Schulter erschien ein Wasserschlauch.
    Sie griff danach und tat, wie er gesagt hatte. Nachdem der widerliche Geschmack von ihrer Zunge verschwunden war, hörte endlich auch ihr Magen auf, zu rebellieren.
    Trotzdem blieb sie auf den Knien liegen, die Finger um den Lederbalg geschlossen. Er nahm ihn ihr weg und erhob sich.
    » Steht auf! «
    Als Lijanas nicht reagierte, fasste er sie am Oberarm und zog sie auf die Füße.
    » Da entlang! «
    Sie presste die Lippen zusammen und ging, ohne ihn anzusehen, in die Richtung, in die seine Hand wies. Ein Knacken zu ihrer Linken ließ sie überrascht innehalten. Zwei massige
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