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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers
Autoren: Sarah Lukas
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Vorwurf sorgfältig prüfen.«
    »Wenn Sie Beweise suchen, sehen Sie sich das Mausoleum auf dem Père
Lachaise an, wo das alles passiert ist. Sie können doch sicher die Blutspuren
dort mit meinem Blut vergleichen. Außerdem werden Sie dort schwarze und rote
Kerzen finden und Seidenbänder, mit denen ein Pentagramm auf den Boden gelegt
worden war, bevor ich gerettet wurde.« Ihr fiel auf, dass das alles gar nichts
bewies – außer ihrer eigenen Anwesenheit. Oder nicht? Wir
leben in Zeiten von CSI ! Die Spurensicherung wird
nachweisen können, dass nicht ich diese Gegenstände angefasst habe.
    Lacour sah Gonod an.
    »Woran können Sie sich am Tatort noch erinnern?«, wollte der
Brigadier wissen.
    Waren sie bereits dort gewesen? Sie durfte nicht so naiv sein. Jean
musste noch auf dem Friedhof verhaftet worden sein, und seitdem war ein voller
Tag vergangen. Die Polizei hatte das Mausoleum längst untersucht,
wahrscheinlich sogar Jeans Wohnung auf den Kopf gestellt. Er stand unter Mord verdachtund hatte sie als
Entlastungszeugin genannt. Hielten die Ermittler sie etwa für eine mögliche
Komplizin?
    »Ich weiß nicht. Ich wurde irgendwann bewusstlos, aber ich glaube,
sie haben ihre Taschen zurückgelassen, unauffällige Sporttaschen. Und da war
eine silberne Schale, in der sie mein Blut auffingen. Jean hat die Scheibe
eingeworfen, weil er die Tür nicht aufbekommen hat. Danach weiß ich nichts
mehr.«
    Gonod nickte.
    »Sie kennen also Jean Méric?«, vergewisserte sich der Capitaine.
    »Ja. Wenn er nicht eingegriffen hätte, wäre ich jetzt tot.«
    »Woher wusste Méric, wo er sie finden würde?«
    »Das weiß ich nicht. Er … beobachtet die satanistische Szene schon
länger«, gab sie zu. Daran war doch nichts Verwerfliches, oder? »Vielleicht
wusste er, wo sie sich treffen?«
    »Nun, er behauptet, er habe es nicht gewusst und deshalb Monsieur
Caradec ›befragt‹, der dabei ums Leben gekommen ist.«
    »O Gott!« Er kann ihn nicht umgebracht haben.
Rafe war bei ihm. Sie müssen doch andere Mittel … Und wenn es Rafe war? Zu jenem Zeitpunkt war Rafe noch ein gefallener Engel, ein Dämon gewesen. Ein
Wesen der Hölle, das keine Skrupel kannte …
    »Das wussten Sie noch nicht?«
    »Nein! Woher denn? Dieser Kerl, der mich … Der brüllte nur, dass
Caradec ein Verräter sei und in diesem Augenblick zur Hölle fahre.«
    »Hm.«
    Wieder wechselten die Ermittler einen nachdenklichen Blick.
    »Kommen wir auf diesen Mann zu sprechen«, schlug Lacour vor. »Können
Sie ihn beschreiben? Kannten Sie ihn?«
    Fahnden Sie nach einem Dämon namens Kafziel. »Ich … bin mir sehr sicher, dass es derselbe Mann ist, der mir hier in Paris
schon einige Male auf der Straße gefolgt ist. Aber da trug er immer eine Sonnenbrille.
Zum ersten Mal ist er mir an einem Abend im Les Étages in der Rue Vieille du Temple aufgefallen. Da hat er mich angestarrt. Oh, es
gibt sogar Zeugen dafür! Nun ja, zumindest indirekt. Als er mich am Samstag vor
zwei Wochen am Seineufer verfolgte, habe ich Polizeireiter darauf aufmerksam
gemacht, aber er war schon verschwunden.«
    Der Capitaine hob wieder eine Braue. »Wo genau war das?«
    »Zwischen der Pont Neuf und der Pont Alexandre.«
    »Wir werden dem nachgehen. Und vorgestern? Da haben Sie ihn ohne
Sonnenbrille gesehen?«
    »Ja. Er hat ein schmales Gesicht, aber nicht hager. Dunkle Haare,
fast schwarz und etwas länger als Ihre. Und er hat dichte, ausgeprägte Augenbrauen.
Die Augen liegen darunter so verborgen, dass sie schwarz wirken. Außerdem sah
er immer unrasiert aus, aber er hat keinen Bart.«
    Gonod hatte sich das alles auf einen rasch gezückten Block notiert.
»Wie groß ist er etwa?«, erkundigte er sich.
    »Vielleicht 1 , 80 ?
Normale Statur, würde ich sagen. Er fällt in der Menge nur durch diese düstere
Ausstrahlung auf.«
    »Aber Sie haben nie mit ihm gesprochen?«, hakte Lacour nach.
    »Nein. Vorgestern zum ersten Mal.«
    »Als er in das Mausoleum kam?«, bohrte er, als sie zögerte.
    Jetzt wird’s heikel. »Nein … Wir sind uns
gegen Mittag auf dem Turm der Sacré-Cœur begegnet. Er hat … mich mit einer
Mischung aus Versprechungen und Drohungen dazu gebracht, ihn zu begleiten.«
    »Womit hat er Ihnen gedroht? Was wollte er von Ihnen? Das müssen Sie
uns genauer erklären.«
    »Er wollte, dass ich an einem magischen Ritual teilnehme. Es würde
mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen.« So weit, so wahr. »Natürlich traute ich seinen Worten nicht, aber er … drohte, dem Mann, den
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