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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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anderen Greifen waren solche Wesen. Sie waren Geschöpfe der Dualität, geformt an der Schnittstelle zweier Tiere, auf der Schwelle der Veränderung von Zeit und Raum. Löwe und Adler. Gemeinsam mit den anderen Wyr lernten sie, ihre Gestalt zu verwandeln und sich unter den Menschen zu bewegen, und so waren sie außerdem Wyr-Wesen und Menschen. Sie hatten eine Affinität zu Orten zwischen den Welten, konnten Übergangspassagen und Anderländer finden, die allen anderen verborgen blieben, und in der Frühgeschichte waren sie bei allen Alten Völkern als furchtlose Entdecker bekannt. Es gab niemanden, der ihnen glich. Dann war die nur rudimentär geformte Zeit der Schöpfungsphase vorübergegangen, und alles hatte feste Formen angenommen, sogar die Übergangspunkte.
    Die Vergangenheit spielte sich hinter ihm ab. Die Zukunft war das unbekannte Etwas, das mit einem Mona-Lisa-Lächeln auf ihn wartete. Und das stets flüchtige Jetzt wurde fortwährend geboren und starb fortwährend, aber niemals konnte man es mit den Händen greifen und festhalten, weil es einen schon zum nächsten Ort drängte.
    Ja, er wusste so einiges über das Leben auf der Schwelle.
    Aryal und er waren zum Cuelebre Tower in New York zurückgekehrt.
    Die sieben Reiche der Alten Völker überlagerten die menschliche Geografie der amerikanischen Festlandstaaten. Der Sitz des Wyr-Reichs war New York City, das Elfenreich hatte sein Zentrum in Chicago, South Carolina. Das Reich der Dunklen Fae hatte seinen Stammsitz in Chicago, während das der Hellen Fae in Los Angeles ansässig war. Die Nachtwesen, zu denen alle vampyrischen Daseinsformen gehörten, beherrschten die San Francisco Bay und den Pazifischen Nordwesten, und die menschlichen Hexen (die zu den Alten Völkern gehörten, weil sie über magische Energie verfügten) hatten ihren Sitz in Louisville, Kentucky. Das Volk der Dämonen bestand ebenso wie das der Wyr und der Nachtwesen aus vielen unterschiedlichen Arten – unter anderem Goblins und Dschinns. Ihr Hauptsitz lag in Houston.
    Bei Runes und Aryals Rückkehr führte ihr erster Weg sie zu einer Nachbesprechung mit Dragos Cuelebre, dem Lord der Wyr. Dragos war ein gewaltiger, dunkelhaariger Mann mit goldenen Augen, seine Wyr-Form war ein Drache von der Größe eines Privatflugzeugs. Mit sieben unsterblichen Wyr als Wächtern an seiner Seite hatte er jahrhundertelang über das Wyr-Reich geherrscht.
    Rune war Dragos’ Erster Wächter. Neben ihren anderen Pflichten sorgten Rune und die drei anderen Greifen Bayne, Constantine und Graydon für den Frieden im Reich. Aryal war die für Ermittlungen zuständige Wächterin, und der Gargoyle Grym fungierte als Sicherheitschef von Cuelebre Enterprises.
    Gerade erst hatte Dragos seinen siebten Wächter verloren und bisher noch keinen Ersatz eingestellt. Tiago, Wyr-Donnervogel und lange Zeit Wächter und Kriegsherr, hatte sein Leben und seine Stellung verlassen, um bei seiner neu entdeckten Gefährtin Niniane zu sein.
    Selbst an seinen besten Tagen war Dragos nicht sonderlich ausgeglichen, und die Nachbesprechung hatte ihm von Anfang an nicht gefallen. Sie hatte ihm überhaupt nicht gefallen.
    »Du hast ihr WAS versprochen?« Das tiefe Brüllen des Drachen rüttelte an den Fenstern seines Büros, in dem sie standen. Dragos stemmte die Hände in die Hüften, in seinen dunklen, scharfkantigen Zügen lag Ungläubigkeit.
    Runes Mund trug die Unbewegtheit eines Mannes zur Schau, der darum ringt, seine Beherrschung zu wahren. »Ich habe versprochen, in einer Woche zu Carling zu kommen und ihr einen Gefallen ihrer Wahl zu tun«, sagte er.
    »Scheiße, das ist einfach unglaublich«, knurrte der Wyr-Lord. »Hast du auch nur eine Ahnung, was du da zugesagt hast?«
    »Ja, in der Tat«, brachte Rune zwischen den Zähnen hervor. »Ich glaube, ich habe da vielleicht einen Anhaltspunkt.«
    »Sie könnte dich um alles bitten. Und jetzt bist du durch die Gesetze der Magie daran gebunden, es zu tun. Du könntest für JAHRHUNDERTE fort sein, um diesen einen verdammten Gefallen einzulösen.« Der Drache schritt auf und ab, und sein vor Wut lodernder Blick stand kurz vor der Weißglut. »Ich habe schon meinen Kriegsherrn verloren, und jetzt haben wir keine Ahnung, wie lange ich ohne meinen Ersten Wächter auskommen muss. Hättest du dir nicht irgendwas anderes für diesen Handel einfallen lassen können? Irgendwas. Egal, was.«
    »Offenbar nicht – schließlich war ich es, der diesen gottverdammten Deal gemacht hat«, schnauzte
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