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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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dann stahl sich ein Grinsen auf Rons Gesicht. »Warum hab ich nur das Gefühl, dass DuCraine nicht auf diesen Zug aufspringen wird?«, erkundigte er sich. Anstelle einer Antwort klopfte Neal ihm auf die Schulter. Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer, wo Cynthia es sich grazil auf der Couch gemütlich gemacht hatte. Als hätten wir ein stillschweigendes Abkommen getroffen, waren wir alle äußerst höflich zu ihr - immerhin ging es um Neals und Rons Kopf - und schafften es doch irgendwie gleichzeitig, sie weitestgehend zu ignorieren.
    Tyler, der etwa zehn Minuten später kam, wurde von Neal an der Haustür abgefangen und auf Cynthias Anwesenheit vorbereitet. Damit fehlte nur noch Beth. Als es Viertel nach sieben war, begann ich mir Sorgen zu machen. Es sah ihr nicht ähnlich, sich zu verspäten. Nur Cyn schien nicht beunruhigt. Es war kurz vor halb acht, als Neal versuchte bei Beth zu Hause anzurufen. Erfolglos. Auf ihrem Handy ging nur ihre Mailbox ran. Allmählich wurde es draußen dunkel. Ich postierte mich an einem der beiden Fenster zur Straße und beobachtete angespannt jedes Scheinwerferpaar, das sich dem Haus näherte. Alle glitten sie vorbei. Susan schlug vor, dass wir schon einmal eine DVD auswählen sollten, damit wir gleich anfangen könnten, wenn Beth endlich da wäre. Wir entschieden uns einstimmig für die Dracula-Verfilmung von Francis Ford Coppola.
    Es war fast acht, als Neal hinauf in sein Zimmer ging, um seine Autoschlüssel zu holen. Er war schon wieder halb die Treppe herunter, als ein einzelner Scheinwerfer die Auffahrt erhellte. Susan und ich waren noch vor ihm an der Haustür. Neal, Mike, Ron und Tyler rannten in uns hinein, weil wir auf der obersten Stufe abrupt stehen geblieben waren. Vermutlich sahen wir aus wie eine Herde mondsüchtiger
    Hammel,
    während
    wir
    fassungslos
    beobachteten, wie Beths zierliche Gestalt von dem Sozius einer schwarzen Rennmaschine kletterte und die Schüssel mit ihrem Salat von dem Fahrer entgegennahm, die dieser vor sich balanciert hatte. Er deutete zu seinem Kopf hin, worauf sie etwas von ihrem Ohr herunterfingerte und ihm gab. Als sie sich dann zu uns umdrehte, wirkte sie ein bisschen blass und irgendwie verträumt, aber sie bedachte uns mit ihrem üblichen Lächeln, während sie ein wenig unsicher auf den Beinen auf uns zukam.
    »Mein Käfer ist nicht angesprungen«, erklärte sie entschuldigend.
    Sie
    gestikulierte
    zu
    dem
    dunkel
    gekleideten Typen auf dem Motorrad, der jetzt endlich den Helm abnahm. Wir gafften nur, als wir ihn erkannten. Beth schien es gar nicht zu bemerken. Sie plapperte einfach weiter. »Julien hat mich vor einem endlosen Marsch bewahrt. Er kam vorbei, als ich zu Fuß loswollte, und hat mich mitgenommen.« Eine halbe Sekunde runzelte sie die Stirn, als versuche sie sich an etwas zu erinnern, doch dann schüttelte sie den Kopf. Was auch immer es war, sie hatte es für nicht wichtig befunden. »Ich habe ihm gesagt, dass er gerne bleiben kann.«
    Beinahe gleichzeitig schauten wir zu ihm hin. Selbst jetzt trug er seine getönte Brille. Hie Arme locker über den schwarz glänzenden Helm gelegt, schien er unsere Blicke mit einer Art wissendem Spott zu erwidern, so als sei er sicher, dass wir Beths Worte nicht beachten und ihn mit einem »Danke und auf Wiedersehen« abspeisen würden. Neal war der Erste, der aus seiner Erstarrung erwachte.
    »Logisch kann er bleiben, wenn er sich bei ein paar alten Vampirfilmen nicht langweilt«, meinte er erstaunlich leutselig. Überrascht sah ich ihn an, doch dann begriff ich: Mit ein bisschen Glück war DuCraine unsere Chance, Cynthia vorzeitig loszuwerden. Zugegeben, der Plan war nicht besonders fair DuCraine gegenüber, aber ich hoffte trotzdem, er würde funktionieren.
    Unter der Brille hob sich einer der Mundwinkel DuCraines zu einem zynischen, halben Lächeln und er stellte den Motor ab.
    »Was für einen wollt ihr euch denn ansehen?«, fragte er. Seine Stimme klang dunkel und weich. Sie passte zu seinem Äußeren. Plötzlich war meine Kehle rau und mir wurde schlagartig klar, dass ich sie noch nie zuvor gehört hatte. Sprich weiter!, flehte ein Teil von mir, der von der Idee, ihn an Cynthia zu verfüttern, gar nicht mehr so überzeugt war.
    »Den Coppola-Dracula.« Neal verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Guter Film.« DuCraine nickte leicht. »Vor allein dieses
    >Gib mir Frieden< am Schluss.« Er verstellte seine Stimme zu einem heiseren Krächzen, sodass er fast genauso klang wie Gary Oldman in
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