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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Freund Hugo von Silberglanz mit einer tiefen Verbeugung, »Sie haben nur zu befehlen.«
    »Zu bitten, Verehrtester, zu bitten, nämlich um einige Data über Ihre französische Reise. – Ach, Paris, Baron – es gibt doch nur ein Paris!«
    »Da kommen Sie uns zu Hilfe, mein lieber Staatsrat,« sagte Fräulein von Zahbern, die an seiner Seite stand. »Aus dem Baron ist aber nicht so viel herauszubekommen. Wissen Sie, daß ich ihn in Verdacht habe, in Paris unter die Freimaurer gegangen zu sein?«
    »Ich glaube schwerlich, daß er dazu in Paris wird Zeit gehabt haben,« lächelte die Frau Staatsrätin, eine volle üppige Gestalt, neben der ihr Gatte sich in den Falten seines Fracks zu verlieren schien.
    »Allerdings nicht, gnädige Frau,« sagte von Silberglanz, sich verneigend, »ich war sehr beschäftigt dort, wenn auch nicht in der Weise, wie Sie zu glauben scheinen. Aber auch Fräulein von Zahbern tut mir unrecht, denn ein so schlechter Erzähler bin ich doch wahrhaftig nicht.«
    »Mein lieber Silberglanz,« nahm aber auch Herr von Zühbig gegen ihn Partei, indem er seine kleine Gestalt mit dem vom genossenen Weine seligen Gesicht zwischen die Gruppe schob. »Die Damen haben vollkommen recht – ganz ausschließlich. Sie sind eine Sphinx, eine wahre steinerne Sphinx, und da wir Sie jetzt hier eingefangen und fest haben, mache ich den Vorschlag, Sie nicht eher wieder frei zu geben, als bis Sie uns Ihr Abenteuer aus Schildheim gebeichtet haben.«
    »Aber, Baron, ich bitte Sie um tausend Gottes willen,« flüsterte leise und erschreckt Hugo von Silberglanz.
    »Tut mir leid, hilft Ihnen aber nichts,« lachte von Zühbig, der sich gerade in einer Stimmung befand, alle leichten Hindernisse des menschlichen Lebens als gar nicht bestehend zu betrachten. »Machen Sie keine unnötigen Schwierigkeiten, Freund, Sie sitzen einmal in der Falle.«
    »Bravo! bravo!« rief fröhlich in die Hände schlagend Fräulein von Zahbern, die sich heute schon den ganzen Tag in ausnahmsweise froher und heiterer – selbst harmloser Stimmung befand – etwas, das sich von der jungen Dame nicht immer sagen ließ. »Da in die Ecke wollen wir ihn setzen lassen, Herr von Zühbig, und dann Wache bei ihm stehen, bis er auch das letzte gebeichtet hat.«
    »Aber was ist das mit Schildheim?« fragte die Frau Staatsrätin. »Ist das nicht das Gut, das der Gräfin Geyerstein gehört und da oben irgendwo an der schwedischen oder norwegischen Grenze liegt?«
    »Dasselbe, Verehrteste,« schmunzelte von Zühbig, »und unser leichtfertiger Baron hat da, wie ich fürchte, ein paar abnorme Abenteuer bestanden, von denen es seine Bescheidenheit jetzt nicht erlaubt, Rechenschaft zu geben.«
    »Ein paar gleich?« fragte die Frau Staatsrätin, »und sollte ihm seine Bescheidenheit dabei wirklich im Wege stehen? Die ist sonst Ihr Fehler nicht, nicht wahr, Baron?«
    »Gnädige Frau,« erwiderte von Silberglanz etwas pikiert, »es tut mir leid, Ihnen diesmal widersprechen zu müssen, denn meine Bescheidenheit verbietet mir allerdings, verschiedene Abenteuer zu erwähnen, und diese nicht allein, sondern auch meine Diskretion.«
    »Aber, Herr Baron,« klagte Fräulein von Zahbern, »Sie machen uns dadurch ja nur noch immer neugieriger.«
    »Seien Sie nicht ängstlich, mein gnädiges Fräulein,« beruhigte sie von Zühbig mit einer entsprechenden Handbewegung, »seine Diskretion erstreckt sich nicht bis auf Hölderleins Keller, und dort hat er mir schon, gleich gestern nach seiner Ankunft und trotz dieser entsetzlichen Diskretion, ein offenes Bekenntnis der Hauptdata wenigstens abgelegt ...«
    »Aber dabei auf die Ihrige gerechnet, Baron.«
    »Ohne Vorbehalt, Freundchen,« schmunzelte von Zühbig gnädig den kleinen Mann an, »ohne den geringsten Vorbehalt.«
    »Aber Sie werden doch nicht ...«
    »Erzählen, daß Sie die göttliche Georgine Bertrand wirklich entführt und sie jetzt, ein zweiter Aeneas, auf Naxos haben sitzen lassen? Gott bewahre,« lachte von Zühbig, »das wäre in der Tat indiskret.«
    »Ich will doch nicht hoffen –« mischte sich hier etwas rasch Frau von Zühbig in das Gespräch.
    »Daß er so glücklich war? – allerdings,« lachte ihr Gatte, »aber das Interessanteste verschweigt er grausamerweise.«
    »Aber, Baron, ich bitte Sie ernstlich.«
    »Bst! Freundchen, jeder solcher der Gesellschaft vorenthaltene Punkt ist ein Raub, den wir an ihrer Unterhaltung, also an ihrer ganzen Existenz begehen, und sollte einen Platz im Kriminalgesetzbuche
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