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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger
Autoren: L. S. Rydell
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von einem Schinkenbrot ab. Das Käsebrot hat sie schon aufgegessen.
    „Ich mache verschiedene Sachen. Momentan bin ich Rausschmeißer in einem Club in Brooklyn und Wachmann in einem der langweiligen Museen in Manhattan.“
    „Hey, das ist doch cool“, sagt sie und grinst.
    Er lächelt sie schwach an. „Ich könnte mir was cooleres vorstellen“, meint er dann.
    „Ein eigenes Restaurant. Ich weiß.“
    „Ein eigenes Restaurant, für das ich absolut kein Geld habe“, ergänzt er.
    Evelyn wickelt eine Locke um ihren Finger. Nach einer Pause sagt sie: „Ich könnte dir Geld leihen.“
    „Ich nehme von dir kein Geld an. Meine Exfreundin hat mich wegen geliehenem Geld verlassen.“
    „Ich kann dich nicht verlassen, weil wir gar nicht zusammen sind“, erinnert ihn Evelyn.
    „Trotzdem.“
    „Du willst also nicht, dass ich dir Geld leihe?“
    „Nein. Das will ich nicht.“
    „Ist das dein letztes Wort?“ Sie sieht ihn forschend an.
    Er nickt einfach nur und nimmt sich ein Stückchen ihres Schinkenbrotes, das sie auf den Teller gelegt hat.
    „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du hier in New York tatsächlich läufst“, gesteht er nach einer Weile. „Hast du dich dazu entschlossen, doch noch als Model weiterzumachen?“
    Evelyn rollt mit den Augen. „Mir geht der ganze Scheiß so auf den Keks. Ich habe keinen Bock mehr“, sagt sie frustriert und fährt sich durch die Haare. Dann starrt sie an die Decke. „Weißt du, manchmal kann ich nicht mal mehr in den Spiegel sehen. Es ist an der Zeit, aufzuhören.“ Nach einem kurzen Moment, in dem sie sich gegenseitig nur anschauen, meint sie: „Ich denke, das hier in New York ist das letzte Mal, dass mich jemand auf dem Runway sieht. Eines meiner größten Ziele war es irgendwann einmal, auf allen Kontinenten auf einem Laufsteg gestanden zu haben. Gut, zugegeben, Afrika hat nicht geklappt, Asien auch nicht wirklich und Australien leider ebenso wenig. Aber zumindest bis nach Amerika habe ich es geschafft. Und das ist mehr, als ich mir am Anfang erträumt habe. Ich finde, es ist ein guter Schlusspunkt für eine ganz passable Karriere.“
    Sie schweigen wieder eine Weile und Tom lässt sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Dann meint er: „Was willst du dann machen?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht nehme ich mein Studium wieder auf. Irgendwas wird mir schon einfallen.“
    „Weiß deine Agentin von deinen Plänen?“
    „Natürlich nicht. Tilda würde mich killen. Sie ist der festen Überzeugung, dass man mit mir noch immer viel Geld machen kann, obwohl sich immer mehr Label und Werbeagenturen zurückziehen. Ich werde kaum noch gebucht.“
    Tom sieht ihr in die Augen. „Wenn ich könnte, würde ich dich vor allen Unannehmlichkeiten beschützen, die da draußen auf dich lauern“, sagt er ernst.
    „Ich weiß“, flüstert Evelyn und streicht ihm mit den Fingerspitzen sanft über die Wange. „Und schon bald könnte es wohl so weit sein.“
    Tom runzelt die Stirn. „Was meinst du damit?“
    Evelyn nimmt die Finger aus seinem Gesicht und starrt an die Decke. Dann meint sie: „Hast du irgendwas, womit man eine DVD abspielen kann?“
    „Klar.“ Verwirrt holt er seinen Laptop unter dem Bett hervor.
    Evelyn fasst in ihre Handtasche und zieht eine CD heraus. Sie ist nicht beschriftet. Dann legt sie sie ins Laufwerk ein.
    Das Interview ist natürlich abgesprochen worden. Evelyn hat mit Rajesh zusammen seine Fragen ausgearbeitet, die er ihr stellen kann und sie haben ihre Antworten darauf abgestimmt. Sie haben dafür fast drei Wochen benötigt. Evelyn hätte sich nie von jemand anderem interviewen lassen.
    Man sieht Evelyn und den Journalisten Rajesh Singh, wie sie sich in zwei Sesseln gegenüber sitzen, ein kleiner, niedriger Tisch steht zwischen ihnen und darauf stehen zwei bis zur Hälfte gefüllte Wassergläser.
    Rajesh Singh hebt den Kopf und lächelt mit seinen weißen, makellosen Zähnen in die Kamera. „Guten Tag“, grüßt er höflich. „Mein Name ist Rajesh Singh und ich werde heute ein kleines Gespräch mit dem britischen Model Evelyn Williams führen, zu dem sie sich bereit erklärt hat.“ Er lächelt noch einmal und wendet sich dann an seine Gesprächspartnerin. „Evelyn, wie geht es Ihnen heute?“
    „Uninteressant“, brummt die Evelyn, die neben Tom im Bett sitzt und spult das Interview vor.
    „Was ist mit Magersucht?“, fragt Rajesh da.
    „Ich bin nicht hier, um über Essstörungen zu sprechen“, stellt Evelyn klar. „Jeder
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