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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger
Autoren: L. S. Rydell
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versucht, jedes noch so kleine Detail in sein Gedächtnis aufzunehmen. Dann meint er: „Sag, warum bist du hier? Doch nicht nur, um mich zu sehen.“
    Evelyns Lächeln wird etwas kleiner und verschwindet schließlich ganz. „Ich wollte eigentlich nur meinen Teil unseres Deals einlösen.“
    Tom zieht verblüfft eine Augenbraue hoch. „Das nenne ich mal Timing. Nächste Woche beginnt mein Prozess.“
    „So bald schon?“
    „Was heißt hier ‚so bald schon’. Es hat ewig gedauert, weil ständig irgendwas dazwischen gekommen ist.“ Dann ist er nur noch auf die ausstehenden Informationen fixiert. „Was weißt du über Kingsley?“
    Evelyn sieht an ihm vorbei. Dann holt sie kurz Luft, sieht ihm in die Augen und sagt nüchtern: „Ich weiß gar nichts über Brian.“
    Tom ist für einen Moment wie vor den Kopf geschlagen. Er starrt sie an. „Was soll das heißen?“
    Sie zuckt mit den Schultern. „Das heißt, dass ich zwar eine Affäre mit ihm gehabt habe, aber ich weiß keine Dinge über ihn, die ihn belasten könnten. Ich weiß ja nicht mal, warum ihr euch geprügelt habt. Ich habe geblufft.“
    Tom ist für eine Sekunde sprachlos.
Sie hat mich reingelegt. Verdammt, sie hat mich tatsächlich reingelegt.
    „Du hast mich angelogen“, stellt er richtig.
    „Nenn es wie du willst“, meint Evelyn müde.
    So ein gerissenes Miststück.
Tom schüttelt über seine eigene Naivität den Kopf. „Du bist so was von abgebrüht, Evelyn“, sagt er dann.
    Sie lächelt schwach. „Das muss man manchmal sein. Ansonsten geht man unter.“
    „Für dieses wertlose Zeug hättest du nicht extra herkommen brauchen. Ein Telefonanruf hätte genügt.“ Tom ist sauer.
    „Ich wollte es dir lieber persönlich mitteilen.“
    „Ach ja? Um deinen Triumph voll auskosten zu können, oder was?“
    So ein eingebildeter und arroganter Arsch.
Evelyn verschränkt ihre Arme vor der Brust und lächelt kühl. „Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, was du mich kannst?“
    Tom verschränkt ebenfalls seine Arme. „Und habe ich dir schon gesagt, dass ich mir das denken kann?“
    Sie starren sich einen Moment angriffslustig an. Zwei Sekunden später liegen sie sich in den Armen, küssen sich und klammern sich wie zwei Ertrinkende aneinander.
    „Oh, scheiße, habe ich dich vermisst“, sagt er, während er sie fest an sich drückt.
    „Und ich dich erst“, haucht Evelyn.
    „Heißt das, wir haben ein ganzes Wochenende?“
    „Mhm.“
    „Was ist mit Lin?“, fragt Tom zwischen zwei Küssen, als er mit einem Fuß seine Wohnungstüre aufschiebt und Evelyn in seine düstere Höhle mit hineinzieht.
    „Die kann warten“, meint sie leichthin und zieht ihm das fleckige T-Shirt aus.
    ***
    „Deine Wohnung ist so dermaßen geschmacklos.“ Evelyn nimmt Tom seine Zigarette aus den Fingern und saugt den Rauch ein.
    „Meinst du vielleicht, dass deine Behausung besser ist? Mann, sind mir diese gammligen Tapeten auf den Keks gegangen.“ Tom dreht sich auf die Seite und stützt seinen Kopf mit den Händen ab.
    Evelyn betrachtet die Zigarette zwischen ihren Fingern. „Was ist da eigentlich drin? Drogen?“
    „Das ist gut möglich. Ein Nachbarsjunge hat sie mir geschenkt. Ich habe sie für besondere Anlässe aufgehoben.“ Er betrachtet Evelyn.
    „Hier ist es schweinekalt“, sagt sie und zieht die Bettdecke noch ein Stückchen höher.
    Er küsst ihre Schulter. „Was ist eigentlich mit deinem Ehemann?“
    „Ach, vergiss ihn.“ Sie zieht noch einmal an der Zigarette. „Er hat genug damit zu tun, die Firma nicht an die Wand zu fahren.“
    Er lässt seinen Finger über ihr Dekollete kreisen. „Geht’s euch beiden gut?“
    Sie nimmt seinen Kreise ziehenden Finger von ihrer Brust und betrachtet seine Hand. „Wir arbeiten an unserer Ehe.“
    „Das freut mich für euch.“
    „Ehrlich?“
    Er blickt ihr fest in die Augen und nickt langsam. „Ja.“ Dann küsst er gedankenverloren ihren Hals. Plötzlich sagt er: „Sag mal, weist du eigentlich, was mit Jeans Testament passiert ist?“ Er mustert sie eingehend.
    „Was soll damit schon passiert sein?“ Sie verschränkt unbekümmert einen Arm hinter dem Kopf.
    „Ich mein ja nur. Aber findest du es nicht seltsam, dass ein schwerreicher alter Sack ein Testament hinterlässt, das schon acht Jahre alt ist?“
    „Was willst du damit andeuten?“ Sie gibt ihm die Zigarette zurück.
    Tom lehnt sich entspannt zurück in sein Kopfkissen. „Es muss wohl die Ironie des Schicksals sein, dass er keine Zeit
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