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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger
Autoren: L. S. Rydell
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hinein.
    „Jep“, sagt er und lässt sich zurücksinken.
    „Warum hast du so lange gebraucht?“ Er schiebt die schwarz getönte Sonnenbrille auf seiner Nase herum. „Probleme?“
    Der andere zieht die Plastiktüte wieder mehr zu sich hinüber. „Ich habe noch was erledigt.“
    Das klingt nicht gut, befindet der Große. „Und was war das?“, fragt er ihn mit Argwohn in der Stimme.
    „Ich habe meinem großen Brüderchen ein kleines Geschenk zukommen lassen.“ Er grinst zufrieden.
    „Bitte? Wie meinst du das?“
    „Na, wie werde ich das wohl meinen, du Superschlauer.“ Er grinst immer noch.
    „Du hast ihm was geschickt?“
    Sein Grinsen wird immer breiter. „Urlaubsgrüße habe ich ihm gesendet. Sitzt da so alleine in seinem trostlosen New York. Irgendwer muss sich ja um ihn kümmern.“ Selbstzufrieden verschränkt er seine Arme hinter dem Kopf und streckt die Beine aus.
    „Bist du jetzt ganz blöd, oder was?“ Er nimmt seine Sonnenbrille ab und starrt ihn mit einem wilden Ausdruck in den Augen an. „Ist dir nicht klar, dass man Dinge, die auf dem Postweg versendet werden, zurückverfolgen kann?“, poltert er. „Und außerdem wird der mit Sicherheit auch überwacht. Cat hat seine Augen überall, du Blödmann. Und die Bullen sowieso.“
    Der andere lächelt selbstgefällig. „Keine Sorge, Alter. Das habe ich alles geregelt.“
    Der große Mann muss seinen Kopf von seinem Kumpel abwenden und aufs glitzernde Wasser schauen, bevor er noch ausflippt und ihm eine verpasst. Jetzt ist ihm gleich noch heißer geworden. Der Schweiß sammelt sich auf seiner Oberlippe und hinter den Ohren und der Fleck unter seinen Achseln wird auch immer größer. Sein Bruder ist mir tausendmal lieber, denkt er und schiebt sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. Scheiße. Ich hätte meine Geschäfte mit dem durchziehen sollen und nicht mit diesem durchgeknallten Irren.
    Die süße Kellnerin kommt an ihren Tisch und stellt eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee vor dem anderen ab. Als sie sich zum Gehen wendet, gibt er ihr einen Klaps auf den Hintern. Dann lässt er sich grinsend und zufrieden zurücksinken.
    Irgendwann bring ich ihn um, denkt sich der Großgewachsene im Stillen und ertränkt seinen Frust im lauwarmen Espresso. Ich bring ihn um.

23. Kapitel
    Freitag, 24. September
     
    Die Wohnung erstrahlt nur in schwachem Licht, da die Vorhänge vor die Fenster gezogen sind und somit nur wenig Tageslicht einlassen.
    Das Wohnzimmer sieht aus, als wäre es Teil eines Schlachtfeldes der Napoleonischen Kriege. Alles nur erdenkliche Zeug liegt weit verteilt herum. Angefangen von Klamotten bis hin zu fast fertig gerauchten Zigaretten, die ihre Spuren auf dem Teppich hinterlassen haben. Dabei bildet das Wohnzimmer aber keinerlei Ausnahme.
    Auf dem zugemüllten Wohnzimmertisch liegt zwischen zerdrückten Pizzaschachteln und leeren Bierflaschen die neueste Ausgabe der amerikanischen
Vogue
. Auf dem Cover ist das britisch-brasilianische Model Evelyn Williams abgebildet. Sie sitzt auf einem barocken Stuhl und trägt nicht mehr als einen weiten, grob gestrickten Pullover mit einem monströsen Ausschnitt. Ihre übereinander geschlagenen Beine wirken, dadurch dass sie nackt sind, noch länger. Im Innenteil sind einige sehr heiße Bilder zu sehen.
    Auf dem ramponierten Ledersofa liegt Tom Hunt mit angezogenen Beinen auf der Seite, mit dem Gesicht zur Lehne gerichtet. Er trägt eine schlabberige Trainingshose und ein zerknülltes T-Shirt. Außerdem ist er barfuß.
    Das Zimmer ist verraucht und im Aschenbecher qualmt noch eine Zigarette vor sich hin. Tom hat sich eigentlich vorgenommen, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Als er gestern aber zwei noch unangebrochene Schachteln Marlboro in einem Schuhkarton hinter dem Badezimmerschrank gefunden hat, hat er seine Pläne wieder verworfen.
    Tom döst vor sich hin, als plötzlich die Türglocke schrillt. Das führt fast dazu, dass er vor Schreck von der Couch fällt. Aber er kann sich gerade noch rechtzeitig am niedrigen Wohnzimmertisch festkrallen. Dabei fällt allerdings die
Vogue
zu Boden.
    Tom schüttelt seine Haare und versucht, sie ein wenig zu glätten. Dann hebt er die Zeitschrift vom Teppich auf, starrt für ein paar Sekunden Evelyns Gesicht an und überlegt schon, was dazu geführt hat, dass er so erschrocken ist, als erneut die Klingel schrillt. Er flucht, legt das Heft behutsam auf das alte Sofa und schleicht zur Wohnungstür. Vorsorglich schaut er dort durch den Türspion und
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