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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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freundlicher. Seid willkommen in Askir, der Ewigen Stadt! Und jetzt lasst uns von hier verschwinden. In der Zitadelle ist es wärmer als hier, und Orikes pflegt seine Gäste gut zu bewirten.«
    »Einer unserer Kameraden ist verletzt. Wir …«, begann ich, doch Santer nickte bereits.
    »Dafür ist gesorgt.« Er wies den Kai entlang, wo eine große vierspännige Kutsche herangefahren war. An der schwarz lackierten Tür prangte in Gold ein Wappen, das ein Rad, einen Amboss und einen Hammer führte.
    »Die Eule bat ihren Großvater, Euch seine Kutsche zur Verfügung zu stellen. Sie ist groß genug, sogar ein Nordmann sollte darin Platz finden.«
     
    »Ah«, sagte Angus, als er sich in die weichen Polster der Kutsche fallen ließ. »So mag ich es. Eine schöne Frau an jeder Seite … Da will ich mich nicht beschweren, auch wenn keine von euch meinen Reizen verfallen ist!«
    »Dafür danke ich den Göttern«, meinte Sieglinde, die neben ihm saß, mit Inbrunst in der Stimme. Kaum mehr etwas erinnerte noch an die Wirtstochter, die ich so zu schätzen gelernt hatte. Ich hätte schwören können, dass sie dafür geboren wurde, eine Bardin zu sein, doch das Schicksal hatte sie dafür bestimmt, ein Bannschwert zu führen, Eiswehr, jene Klinge, in der Serafines Seele Jahrhunderte überdauert hatte. Für lange Zeit hatte die blonde Kriegerin auch Serafines Geist in ihrem Körper eine Heimat geboten. Die beiden waren immer noch sehr miteinander vertraut und die letzten Tage auf See unzertrennlich gewesen. Auch jetzt wechselten die beiden Frauen amüsierte Blicke, als Angus übertrieben mit den Augen rollte. »Ihr wisst eben nicht, was ihr verpasst«, meinte der Varländer und strich sich selbstgefällig über den Bart, der in drei ordentliche Zöpfe geflochten war. Sah man von den Tätowierungen auf seinem kahl geschorenen Schädel ab, konnte man ihn im ersten Moment sogar für zivilisiert halten.
    Wie die meisten von uns trug auch er die Lederrüstung einer Seeschlange, auch wenn bei ihm der Brustpanzer an der Seite auseinanderklaffte. Zwischen seinen Beinen hielt er seine Axt, während sein linker Arm ein kleines Bierfass umschloss. Ein Fass, über das er die ganze Reise von Gasalabad nach Askir eifersüchtig gewacht hatte.
    »Warum hat mich niemand geweckt, als diese Bullen kamen?«, beschwerte Angus sich jetzt und rückte sein frisch geschientes Bein etwas bequemer zurecht. Mir schien es so, als ob er den Bruch kaum mehr beachtete, er kam auch mit der Schiene beachtenswert gut zurecht. »Ihr könnt mich doch nicht schlafen lassen, wenn Ihr verhaftet werdet!«
    »Wie Ihr seht, war es möglich«, gab Sieglinde spitz zurück. »Mir war es lieber, Euch schnarchen zu lassen, als Eure übertriebenen Komplimente ignorieren zu müssen.« Ihre Hand strich über Eiswehrs Heft. »Ich überlegte schon, Euch anderweitig zum Schweigen zu bringen.« Sie sah zu Serafine hin. »Wie hast du es nur geschafft, ihn zu ertragen!«
    »Er hat seine Qualitäten«, entgegnete Serafine lächelnd, während die Kutsche anfuhr.
    »Wenn du darum bittest, stelle ich sie auch gern unter Beweis«, meinte Angus und zwinkerte Sieglinde zu, die nur die Augen verdrehte.
    »Varosch«, meinte Zokora im Plauderton, »bist du dir sicher, dass es ungerecht wäre, ihm die Zunge herauszuschneiden?«
    »Ja«, schmunzelte Varosch. »Es steht nicht unter Strafe, so zu tun, als wäre man der Held aller Seras.«
    »Schade«, meinte Zokora dazu und warf dem Nordmann einen langen Blick aus dunklen Augen zu. Da man bei ihr nie wissen konnte, ob sie scherzte oder nicht, zeigte der Nordmann Vernunft und schluckte herunter, was er eben hatte sagen wollen.
    Dass die Kutsche wogte wie ein Schiff bei heftigem Seegang, war meinem Magen überhaupt nicht recht. Ich ließ das Fenster herunter und war froh um die kühle Luft, die in die Kutsche wehte. Die Wellenkrankheit hatte mir übel mitgespielt, ich hatte mich darauf gefreut, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Was nicht viel half, jetzt war es das feste Land, das sich zu heben und zu senken schien.
    Neben mir lehnte Leandra ihren Kopf an meine Schulter; auch sie war still und nachdenklich, und für einen langen Moment sagte niemand mehr etwas. Das Geräusch der eisenbeschlagenen Räder und der Hufe auf dem Pflaster, das Schnauben der Pferde und das Knarzen der Kutsche, wenn sie in der weichen Federung schwankte, hatten etwas Einlullendes an sich. Mein Körper bettelte um Schlaf, doch mein Geist war hellwach.
    Zudem gab
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