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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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wollen wir hoffen, dass es nicht so schlimm kommen wird«, sagte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
     
    Als wir an Land gingen, warteten fünf Soldaten der Bullen auf uns, ein Stabsleutnant trat vor, salutierte vor mir und schluckte.
    »Stabsleutnant Neder, Fünfte Bulle, Vierte Lanze. Ser.« Er holte tief Luft. »Ich muss Euch und eine gewisse Sera Maestra Leandra di Girancourt bitten, uns Folge zu leisten.« Er griff in die Stulpe seines Plattenhandschuhs und holte ein schmal gefaltetes Pergament heraus, das er mit einer geübten Bewegung aufschlug, sodass er es lesen konnte.
    »Im Namen des Handelsrats wird angeordnet, Graf Roderic von Thurgau und Sera Leandra di Girancourt in freundlichen Gewahrsam zu nehmen und zur Vernehmung dem Handelsrat der kaiserlichen Stadt Askir vorzuführen, auf dass sie sich zu denen ihnen gegenüber erhobenen Vorwürfen äußern können. Gezeichnet, Antonis, Gildemeister der Kornhändler.«
    Er faltete das Pergament wieder mit einer Hand, ein Kunststück, wie ich fand, und steckte es in seinen linken Stulpen zurück, um dann Haltung anzunehmen.
    »Gegen Eure anderen Kameraden liegt nichts vor, sie können gehen. Willkommen in Askir. Wenn Ihr mir nun bitte folgen wollt, Sera, Lanzengeneral?«
    Ich rührte mich nicht von der Stelle.
    »Steht bequem«, wies ich ihn an, woraufhin er seine Füße einen Daumenbreit weiter auseinandersetzte und die Hände hinter den Rücken nahm. Ob dies nun viel bequemer war als die vorherige Haltung, wagte ich zu bezweifeln. »Was bedeutet ›freundlicher Gewahrsam‹?«
    Er schluckte erneut.
    »Personen im freundlichen Gewahrsam sind mit dem ihnen zustehenden Respekt zu behandeln und behalten das Recht auf die Unversehrtheit ihrer Person und Ausrüstung. Dienstbuch der Legionen, Band zwölf, Seite vierhunderteins, Paragraph 14, ›Regelung des Umgangs mit Respektpersonen im Falle einer Verhaftung‹, Absatz vier. Ser! Lanzengeneral. Ser!«
    »Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt«, schmunzelte Varosch. »Habt Ihr die ganzen Dienstbücher auswendig gelernt, Stabsleutnant?«
    Noch bevor der Stabsleutnant antworten konnte, erweckte eine Bewegung hinter ihm meine Aufmerksamkeit. Dort kam gerade ein sehr großer und kräftiger Mann heran. Er trat zur Seite, als zwei Seeschlangen einen ihrer verletzten Kameraden von Bord trugen, beugte sich sogar kurz zu diesem herab, um ihn mit Handschlag und einem breiten Grinsen zu begrüßen, dann richtete er sich auf und kam gemächlich in unsere Richtung. Einer der vier Bullen stöhnte hörbar auf, was dem Neuankömmling ein schadenfrohes Grinsen entlockte.
    Er trug einen langen, schweren nachtblauen Mantel, ein schlankes Schwert und einen Umhang mit Kapuze.
    »Hallo, Neder«, meinte der große Mann, was den Leutnant vor mir mitten im Wort regelrecht zusammenzucken ließ. Der Neuankömmling übertraf mich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Breite; wenn seine Schultern nicht gepolstert waren, dann mochte er gut die Hälfte mehr wiegen als ich. »Habt Ihr Euch verlaufen?«
    Der Stabsleutnant stöhnte leise auf und warf mir einen undeutbaren Blick zu, bevor er sich umdrehte. »Santer … Ihr kommt ungelegen, das hier ist ohne Euch schon schwer genug!«
    »Das sehe ich anders«, meinte der Mann namens Santer und ließ seinen Blick über unsere kleine Gruppe schweifen. »Ich gedenke, es Euch einfach zu gestalten.« Neben mir zog Leandra scharf die Luft ein, der Grund dazu prangte, wie ich jetzt sehen konnte, auf der linken Brust des Mannes: das silberne Symbol einer Eule. Nun war auch zu erkennen, dass der Mantel nicht aus Stoff bestand, sondern aus sehr feinen Kettenringen, die im Licht der Hecklaterne in dunklem Blau schimmerten.
    Eine Eule? Ich hatte bis eben gedacht, es gäbe sie nicht mehr!
    Elgata überraschte mich, indem sie laut auflachte und sich dann bequem gegen einen Stoffballen lehnte.
    »Was willst du hier, Neder?«, fragte Santer, der sich mit meiner Vorstellung der legendären Kriegsmagier des Alten Reichs kaum deckte. Dieser Mann sah so aus, als würde er lieber seine Fäuste bemühen als Magie – und daran auch mehr Freude empfinden.
    »Santer, Meister Antonis gab mir die Anweisung, die Sera Leandra di Girancourt und den Lanzengeneral dem Handelsrat vorzuführen. Meine Idee war das gewiss nicht!«
    »Das will ich hoffen, Neder.« Santer lächelte drohend und zeigte weiße Zähne. »Richtet Gildenmeister Antonis aus, er möge sich mit seinem Anliegen an den Inquisitor wenden. Er wird sein
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