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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Ansinnen prüfen und den Meister wissen lassen, was er entscheidet.«
    »Also überschreitet der Stabsleutnant seine Befugnisse?«, fragte ich den großen Mann.
    »Er nicht − der Handelsrat«, teilte mir Santer freundlich lächelnd mit. »Neder möchte am liebsten ganz woanders sein, nicht wahr?«
    »Aber …«, begann Neder hilflos, während wir zwischen ihm und Santer hin und her sahen, als gäbe es ein Ballspiel zu verfolgen. Serafine tat es mittlerweile Elgata gleich und lehnte sich neben die Schwertmajorin an einen Ballen am Kai, verschränkte die Arme unter ihrem Busen und schien sich ebenfalls darauf vorzubereiten, einer netten Posse beizuwohnen.
    »Neder. Ich weiß, Ihr seid ein Bulle und denkt nur mit Euren Eiern. Aber da ich gut gelaunt bin, helfe ich Euch. Seht Ihr das Schwert an der Seite des Generals? Es ist ein Bannschwert. Und das Schwert auf dem Rücken der Sera mit den weißen Haaren? Seht Ihr es? Das mit dem Griff in der Form eines Drachenkopfs, der Euch ansieht, als ob er Euch fressen will? Das ist ebenfalls ein Bannschwert. Sie ist zudem eine Maestra. Bannschwerter«, erklärte Santer in dem geduldigen Tonfall, den man gegenüber Kindern oder geistig Schwachen anwendet, »sind Schwerter, denen eine Magie innewohnt. Eine Maestra ist der Magie kundig. Magie wiederum ist Sache der Eulen und nicht des Handelsrats. Tut mir nun folgenden Gefallen, Neder: Verlasst diesen Ort, nehmt Eure vier Stiere mit und teilt dem Gildenmeister mit, dass er sich seine Order dahin stecken kann, wo selbst die Götter nicht hinsehen wollen. Ihr braucht nicht diplomatisch zu sein, Neder. Und jetzt verschwindet.«
    »Santer. Ich …«
    Der große Mann zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, ich wäre so deutlich gewesen, dass auch ein Bulle es versteht. Möchtet Ihr, dass ich deutlicher werde?«
    »Nein, Ser!«, beeilte sich der Stabsleutnant zu sagen, drehte sich zu uns herum und salutierte erneut vor mir. »Ser! Ich bitte die Störung zu entschuldigen. Ich hatte Order, Ser, Lanzengeneral. Ser!«
    Ich nickte großmütig, erwiderte den Salut, und wir sahen zu, wie die fünf Bullen hastig das Weite suchten, während die Soldaten der Seeschlangen sie mit spöttischen Blicken bedachten.
    Sie waren noch nicht verschwunden, als Elgata losprustete und so herzhaft lachte, dass ihr fast die Tränen kamen.
    »Santer!«, rief sie erfreut und schlug dem Mann hart auf die Schulter. »Du alter Mistkerl! Ich bin froh zu sehen, dass du noch lebst. Ich habe gehört, dein Schiff sei gesunken, und für dich gebetet!«
    »Ich war nicht an Bord«, lächelte Santer. »Ich wurde zum Kindermädchen der Eule befördert und durfte nicht mehr mit Seeschlangen spielen.«
    »Dann bist du wirklich eine Eule?«, fragte Elgata ungläubig. »Da ist man ein paar Wochen auf See, und dann so etwas! Was, bei allen Höllen, hast du mit den Eulen zu schaffen?«
    »Später, Elgata«, meinte Santer. »Wenn du die Geschichte hören willst, musst du mir ein Bier ausgeben. Aber ich bin nicht zufällig hier.«
    Er verbeugte sich vor uns und sah dann zur Seite, von wo Zokora ihn mit einem langen Blick bedachte.
    »Seid Ihr wahrlich eine Eule?«, fragte Leandra, und ich spürte, wie aufgeregt sie war. »Ich dachte, es gäbe keine mehr … Ich bin froh zu hören, dass es anders ist!«
    Santer lächelte. »Ja, es gibt wieder eine Maestra vom Turm. Ich bin jedoch nur der Adjutant der Prima und selbst kein Maestro. Ihr seid Maestra di Girancourt, nicht wahr?«
    »Die bin ich.«
    »Dann soll ich Euch ausrichten, dass die Prima der Eulen begierig darauf ist, Euch kennenzulernen.« Er warf mir einen erheiterten Blick zu. »Ich hörte von Euch, Lanzengeneral, und Euren Gefährten – und sehe, dass nichts davon übertrieben ist.« Sein Blick streifte über uns. »Ihr beweist Geschmack in der Auswahl Eurer Kameraden!« Er zwinkerte den Seras zu. »Euch steht einiges bevor, denn Desina, die Eule, ist nicht die Einzige, die Euch sprechen möchte. Auch der Kommandant wünscht Euch zu sehen und hat für den morgigen Nachmittag eine Audienz vorgesehen. Doch zunächst bringe ich Euch zu Stabsobrist Orikes, der Euch über das aufzuklären wünscht, was Euch hier erwartet. Er ist der kommandierende Offizier der Federn und engster Berater des Kommandanten. Anschließend wird man Euch in Eure Quartiere geleiten. Dort könnt Ihr dann bis zum Mittag Ruhe finden. Eines noch.« Er verbeugte sich überraschend elegant. »Wir begrüßen unsere Helden und Verbündeten üblicherweise
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