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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Rüstung trug, die ihm im Kampf gegen die Avatare von großem Nutzen gewesen war. Er nahm sich von dem heißen, mit Tannennadellikör gewürzten Bier und genoss es, etwas Warmes in den Magen zu bekommen. Die Elben schienen das Bier für ihn gebraut zu haben, es schmeckte herrlich malzig und keineswegs lieblich, wie man es von ihnen hätte erwarten können.
    »Es war mehr die Neugier, die mich trieb. Niemand wird euch Vorwürfe machen. Ihr hättet zusammen mit den Albae an einer Seite kämpfen müssen, und das wäre euch wohl niemals in den Sinn gekommen«, sagte er ruhig. »Das ist die Erklärung, die sich die Menschen selbst gegeben haben. Mein Volk schob es auf das wiedererwachte Misstrauen, das seit der Schlacht vor Dsôn Balsur zwischen unseren Völkern herrscht, und war erleichtert, dass sich die Elben nicht blicken ließen. Als Prellbock zwischen Albae und Elben zu stehen lässt den stärksten Zwerg wie auf glühenden Kohlen sitzen.« Er füllte sich seinen Teller mit den Gerichten, deren Anblick er nicht einmal kannte. Liútasil tat es ihm nach und hörte aufmerksam zu. »Wenn ich es recht bedenke, war es für die Kampfkraft bei Porista nur gut, dass die Elben Âlandurs nicht erschienen sind.« Er schob sich einen Bissen in den Mund, von dem er annahm, dass es sich um Fleisch handelte. Zu seiner Erleichterung schmeckte es auch danach.
    Der Elb bemerkte sehr wohl, dass Tungdil nicht mit seinen Ausführungen zu Ende war. »Nun?«, machte er gespannt. »Du denkst etwas anderes?«
    »Ja, das tue ich.« Tungdil sah ihm in die Augen. »Ich nehme an, den wahren Anlass zu erahnen. Ihr habt nicht eingegriffen, weil Ihr von der Eoîl wusstet«, unterstellte er dem Fürsten. »Rodario und ich werden niemandem von der Elbin erzählen, welche die vermeintlichen Avatare anführte. Es sollen keine neue Feindschaften entstehen.« Er beobachtete, wie sein Gegenüber dies aufnahm. Dessen ertapptem Gesicht nach zu schließen hatten seine Vermutungen ins Schwarze getroffen. »Aber mir, Fürst Liútasil, schuldet Ihr die Wahrheit. Was war diese Eoîl?«
    Der Elb ließ die Gabel sinken, mit der er sich eben noch ein Stück Fleisch in den Mund hatte schieben wollen. »Ja, Tungdil, deine Ahnung trügt dich nicht. Niemals hätten meine Krieger zu den Waffen gegriffen, um gegen die Eoîl in die Schlacht zu ziehen. Sitalia weiß, was es mich gekostet hat, sie dazu zu bringen, abzuwarten und nicht nach Porista zu reiten, um ihr beizustehen. Letztlich ließen sie sich nur überzeugen, weil sie zusammen mit den Menschen, die ihr folgten, zu viel Leid über das Geborgene Land gebracht hatte.«
    »Dann war es wirklich eine Elbin? Kam sie aus Âlandur?«
Liútasil schob den Teller von sich und schenkte sich Gewürzwein ein. »Nein, die Eoîl haben keinen festen Ursprung, kein Reich, zu dem sie gehören. Sie sind ein Mythos, Tungdil, ein Teil unserer Legenden.« Nach einem langen Schluck hob er an zu erzählen:

    »Sitalia, die Tochter Palandiells, schuf unsere Vorfahren aus Licht, reiner Erde und Morgentau.
    Sie lehrte unsere Vorfahren die Künste des Heilens, die Natur und das Leben zu verstehen. Sie verlangte Ehrfurcht vor allem, was lebte und keinen Gefallen an sinnloser Zerstörung fand. Musik, Tanz, Gedichte, Malen, Bildhauerei, Erzählungen wurden unsere Künste, Krieg und Not waren uns damals fremd.
    Aber die Menschen und Zwerge verstanden unser Streben und Tun nicht. Sitalia sah, wie unglücklich unsere Vorfahren waren, und schuf für sie Länder, in denen sie sich wohl fühlten. Dorthin zogen sie sich zurück. Die Ältesten von ihnen, die Ersterschaffenen, wurden von Sitalias Hand zweifach berührt und zu ihren Lehrern erhoben. Sie standen über den anderen Elben.
    Tion das Zweigeschlecht langweilte das Treiben sehr. Weil seine Göttergeschwister nur freundliche Wesen formten, widmete es sich allem Abscheulichen. Es vergrub das Abscheuliche unter der Erde, damit es aufgehe wie die Saat und bei Dunkelheit hervorkomme, Orks, Oger, Trolle, Kobolde, Bogglins, Riesen und Schlimmeres. Manche Saat ging nicht auf und blieb im Boden, wo sie gelegentlich von Zwergen und Goldgräbern, Salzbauern und Bergleuten entdeckt wird.
    Tion gab dem Abscheulichen auch Flügel und warf es in die Luft, damit es von den Winden aufs Geratewohl verteilt werde.
    Nicht nur das.
    Tion vergiftete das Wasser vieler Seen. Jeder und jede, die daraus tranken, verloren ihre Freundlichkeit. So gelangten Neid, Hass, Gier und Wollust in die Herzen der Wesen. Und es stach
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