Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
umherschweifen ließ, bemerkte er, wie es ihm ziemlich warm um das seit Jahrhunderten verdorrte Herz wurde. Und das aus gutem Grund. Die Prinzessin war nämlich, nachdem sie ihren Feind mit ihrer improvisierten Waffe malträtiert hatte, an ihm vorbeigeschlüpft, hatte in dem dahinter liegenden Gang rasch die Fackel aufgenommen und anschließend keine Zeit verloren, um die Kreatur damit in Brand zu setzen. Deren steinalten Kleider erwiesen sich als so leicht entflammbar wie gutes Zunderholz, sodass es nicht lange dauerte, bis Flammenranken unter der Rüstung tanzten und die letzten Fleisch- und Hautreste, die an dem wandelnden Skelett hingen, wie das Wachs einer Kerze zu schrumpeln begannen und zu schwarzen Fetzen zerschmolzen.
    Schauerlich wimmernd, wankte das Wesen aus dem Alkoven hinaus und schlug dabei mit beiden Armen nach den Flammen, die seinen ohnehin halbzerfallenen Körper in eine leuchtende Fackel verwandelt hatten. Sein Bemühen blieb jedoch vergeblich. Die restliche Haut, die noch an ihm gehaftet hatte, wurde verzehrt, die durch Zauberei konservierten Knochen zerfielen zu dunklem Staub, und schließlich blieb nur ein streng riechender Haufen Asche am Boden zurück.
    „Hermeline –“, verkündete Alva mit Sorge in der Stimme, sogleich als die Bedrohung durch den Skelettkrieger vorüber war, „sie ist in der Nische verschollen! Die Öffnung scheint tiefer in den Fels zu führen, als sie aussieht, und wegen der Dunkelheit –“
    In diesem Augenblick erklang aus dem Einschnitt in der Wand, von dem gerade die Rede war, ein gedämpft zu ihnen herüberschallender und dennoch unvergleichlich entsetzlich anmutender Schrei. Es war ein hohes, grauenvolles Geräusch, wie berstendes Metall oder Eiskristalle, die in großer Menge klirrend zu Bruch gingen.
    Einige der Gefährten waren noch immer in Gefechte verwickelt, auch wenn sie mittlerweile längst die Oberhand über die Angreifer gewonnen hatten, und die anderen zögerten vor Schreck einen kurzen Moment. Alle außer einer von ihnen: Fredi, der rothaarige, im Vergleich zu seinem Freund Neimo eher besonnene Mucklin, wirkte, da er seine Schwester um Hilfe kreischen hörte, mit einem Mal so entschlossen wie überhaupt nur selten zuvor. „Ich komme, Hermeline!“, rief er noch, und dann war er auch schon mit seinem kleinen Schwert in der einen und einer Fackel in der anderen Hand in dem Alkoven verschwunden.
    Der Mucklin raste in den Felsspalt hinein und stellte sogleich fest, dass die Schwärze, je weiter sich der Schacht dehnte, immer dichter wurde, sodass sie sogar das Fackellicht beinahe vollständig verschluckte. Dennoch fand er den Durchbruch, der nach mehreren Schritt in der hinteren Wand der Nische klaffte, sofortig, und ebenso unverzagt wie mit bebendem Herzen sprang er hindurch. War seine Schwester in eine verheerende Falle geraten, aus der es keinen Ausweg gab? Oder war sie ganz alleine weiteren dieser verhexten Gerippen in die Hände gefallen und setzte sich gerade in einem aussichtslosen Kampf zur Wehr? Viel schlimmer war noch ein weiterer Gedanke, der ihn wie eine scharfe Klinge durchfuhr: was, wenn er zu spät kam? Was, wenn Hermeline bereits den Schrecken und Tücken dieses entsetzlichen Ortes zum Opfer gefallen war?
    Fredi machte einen weiteren Satz ins Ungewisse hinein und landete mit einem klatschenden Geräusch in einem seichten Wasserlauf. Am anderen Ende des unterirdischen Baches – kaum zwei Manneslängen von ihm entfernt – sah er seine Schwester völlig eingeschüchtert, bibbernd und schlotternd auf einem kiesbeladenen Hang kauern. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er ebenso ratlos wie erleichtert.
    „Siehst du nicht, was da um uns ist?“, gab die Mucklin ängstlich zurück. Was übrigens das erste war, das sie seit ihrem Streit bei der Ruine von Bel Helim zu ihrem Bruder gesprochen hatte. „Da sind RATTEN!“, ergänzte sie und bedeutete dies mit einer zittrigen Geste, die den ganzen Raum umschloss.
    Jetzt konnte es auch Fredi sehen, und er fragte sich, weshalb ihm dies nicht schon beim ersten Blick aufgefallen war. Der ganze, gluckernd und träge dahinfließende Bach wimmelte geradezu von den kleinen, haarigen Nagern, die sich wie Wellen in ihm fortbewegten, und auch die Ufer waren über und über mit ihnen bedeckt. Mit ihren starren, kalten Augen glotzten die Ratten zu den Eindringlingen hin, wenn auch keiner von ihnen Anstalten machte, die beiden in irgendeiner Weise zu bedrängen.
    „Keiner von Euch rührt meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher