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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs
Autoren: Kate White
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nervös fühlte. Es bedeutet alles etwas, sagte sie sich. Ich bin mir nur noch nicht sicher, was.
    Seine Praxis lag nicht weit von ihr entfernt, nur zwei Häuserblöcke südlich und einen westlich, in einer Gegend, die zum Teil Wohngebiet, zum Teil Geschäftsviertel war. In der Straße standen noch einige Häuser, doch andere waren niedergerissen worden, um Platz zu schaffen für zweistöckige Bürogebäude, wie dasjenige, in dem Rosselys Praxis sich befand.
    Der Raum im Inneren war überhaupt nicht das, was sie erwartet hatte. Statt eines geschäftigen oder schäbigen Empfangsbereichs gab es da einen freien, modernen Raum mit Postern der Barnes Foundation an der Wand. Die zwei Patienten im Wartebereich schenkten ihr keinen zweiten Blick, aber die Empfangsdame, eine Frau mittleren Alters, die mit einer pinkfarbenen Satinbluse und Perlenohrringen ansprechend gekleidet war, schien sie wiederzuerkennen. Natürlich, dachte Phoebe, als sie die notwendigen Formulare ausfüllte. Ich bin in der Gegend jetzt eine Berühmtheit. Denen kann ich nicht erzählen, dass ich vom Fahrrad gefallen bin.
    Eine Sprechstundenhilfe tauchte etwa zehn Minuten später auf, rief Phoebes Namen und führte sie zum Untersuchungsraum. Der Doktor traf kurz darauf ein. Er war etwa in Phoebes Alter, eins fünfundachtzig und weltgewandter, als sie erwartet hatte. Er trug eine schick aussehende rahmenlose Brille, und sein dünner werdendes Haar war zu einer Stoppelfrisur geschnitten, ein Look, den sie in Lyle kaum sah.
    »Dr. Rossely«, sagte er und schüttelte ihre Hand. Er verströmte Souveränität im Umgang mit Kranken. »Meine Güte, Sie haben aber eine geschäftige Woche gehabt.« Also hatte er sie entweder wiedererkannt, oder die Sprechstundenhilfe hatte ihm einen Tipp gegeben.
    »Oh, dann bin ich also aufgeflogen?«, sagte Phoebe lächelnd.
    »Aufgeflogen würde ich das wohl kaum nennen. Sie sind hier am Ort eine Heldin. Es muss eine Tortur gewesen sein, das durchzumachen.«
    »Ja, unglücklicherweise war es das. Ich bin ein wenig angeschlagen und zerschrammt.«
    Rossely blickte nach unten. »Ich entnehme Ihren Berichten, dass sie im Cranberry Medical behandelt wurden. Arbeiten Sie nicht mit den Ärzten zusammen, die Sie dort hatten?«
    »Im Großen und Ganzen schon«, sagte Phoebe. »Von dem, was ich bis jetzt sagen kann, haben sie meinen Ellenbogen gut repariert. Aber ich hätte gerne eine zweite Meinung über mein rechtes Schulterblatt. Es ist ziemlich übel angeschlagen und schmerzt wie verrückt. Sie haben mir gesagt, dass es nur eine Prellung ist und dass es nichts gibt, was sie dagegen tun können.«
    Die Worte hatten so gezwungen und falsch geklungen, als sie sie gesagt hatte, dass ihr war, als würde sie in einem Theaterstück an der Highschool mitspielen und hätte ihre Sache schlecht machen. Und sie fragte sich, ob er vermutete, dass sie die Wahrheit zurechtgebogen hatte.
    »Und sie haben Ihnen nichts verschrieben?«
    »Paracetamol mit Kodein. Ich habe es nur ein paar Tagen lang probiert.«
    »Nun, lassen Sie uns mal sehen«, sagte er. »Meiner Meinung nach gibt es immer etwas, das getan werden kann. Ich mag es nicht, Menschen unnötig leiden zu sehen.«
    Er ging um die Seite des Untersuchungstisches herum und öffnete die Rückseite ihres Kittels. Mit einer festen, aber vorsichtigen Berührung untersuchte er den Bereich mit seinen Fingern. Zweimal zuckte sie vor Schmerz zusammen. Der Teil darüber, dass ihre Schulter weh tat, war keine Lüge gewesen.
    »Tut mir leid«, sagte Rossely. »Der Bereich scheint eindeutig entzündet zu sein. Lassen Sie uns eine Röntgenaufnahme machen und das mit Sicherheit herausfinden.«
    Rossely entfernte sich, und die Sprechstundenhilfe kam zurück; sie begleitete Phoebe zum Röntgen in einen anderen Raum. Als Phoebe zurück zum Untersuchungsraum geführt wurde, hörte sie aus den Räumen links und rechts des Korridors geschäftiges Treiben. Schließlich kehrte Rossely zurück. Er hielt ein Röntgenbild in der Hand, das er mit einer zügigen Bewegung auf einem an der Wand angebrachten Leuchtkasten befestigte.
    »Nun, die gute Nachricht ist, dass es keine Fraktur ist«, sagte er lächelnd. »Aber da ist definitiv eine Entzündung, und die sollte behandelt werden. Unter uns gesagt: Sie hätten Ihnen im Cranberry etwas dagegen geben sollen, aber die Dinge können hier oben ziemlich verrückt werden.«
    »Danke«, sagte Phoebe. Rossely öffnete ihre Mappe auf der Theke und notierte ein paar Worte. Sie
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