Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs
Autoren: Kate White
Vom Netzwerk:
machte, und drehte beide Handflächen nach oben.
    »Nun, es ist ja nicht so, als wärst du mir auf den Fuß getreten, Phoebe. Du hast unterstellt, dass ich Lily Mack getötet haben könnte. So etwas hat einen etwas größeren Autsch-Faktor.«
    Sie zuckte zusammen, als er die Worte sagte. »Ich weiß«, sagte sie. »Noch einmal, es tut mir leid. Ich hatte damals einfach das Gefühl, dass alles auf mich einstürzen würde. Und ich konnte einfach nicht mehr klar denken.«
    Duncans Körper schien sich zu entspannen. »Entschuldigung akzeptiert, okay?«
    »Danke«, sagte sie.
    Er rutschte von dem Hocker. Gleich hinter ihm war eine Reihe mit Haken, und er nahm seinen Mantel von einem von ihnen.
    »Wirst du gut zum Campus zurückkommen?«, fragte er. Sie erlaubte sich nicht, wegen der Bemerkung aufgeregt zu sein. Die Worte deuteten auf eine Einladung zum Mitfahren hin, aber sein Ton war vollkommen gleichgültig gewesen.
    »Ja, ich habe meinen Wagen da«, sagte sie. »Ich werde eine Kleinigkeit essen und dann nach Hause fahren.«
    »Nun, dann genieß es. Gute Nacht.«
    »Tatsächlich«, sagte Phoebe, als er sich zum Gehen wandte, »ist da eine weitere Sache, die ich gerne sagen würde. Hast du noch eine zusätzliche Minute?«
    »Okay«, sagte er, nachdem er eine Sekunde gezögert hatte. Zu ihrer Erleichterung schien er nicht verärgert zu sein. Er lehnte sich an die Bar und sah sie an.
    »Wie gesagt, ich hatte in letzter Zeit wirklich die Gelegenheit, über mein Leben nachzudenken«, sagte Phoebe. »Ich erkenne jetzt, wie sehr ich immer dazu geneigt habe, mich zurückzuhalten in – du weißt schon – persönlichen Situationen. Vielleicht habe ich deswegen so gerne über Berühmtheiten geschrieben – ich konnte sie beobachten und Sachen über sie ausgraben, aber ich konnte auch die gebührende Distanz wahren. Mein früherer Freund rief mich neulich an und erzählte mir, dass er mich für unfähig hält, mir emotional die Füße nass zu machen.«
    Duncan sagte nichts, betrachtete sie nur. Sie wusste, dass er sich fragte, worauf sie mit all dem hinauswollte. Phoebe holte wieder Luft.
    »An jenem Tag am Wald hast du mir gesagt, dass du dachtest, wir hätten etwas Besonderes, und das dachte ich auch«, sagte sie. »Doch gleichzeitig, denke ich, suchte ich nach einer Ausrede, um mich zurückziehen zu können, und das ist der Grund, warum ich mir erlaubt habe, an dir zu zweifeln. Es war ein dummer Fehler, und ich bereue ihn schrecklich. Ich weiß, du wirst das verrückt – wirklich verrückt finden. Aber ich hoffe, dass du mir noch eine Chance gibst.«
    Sie sah, wie er die Augen aufriss. Das hatte er nicht kommen sehen.
    Er atmete tief ein, hielt die Luft an, und blickte in Richtung des Speiseraums, auf der Suche nach einer Antwort, wie sie annahm.
    »Ich – ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll«, sagte er. »Es schien einfach vorbei zu sein, an jenem Tag am Wald.«
    »Erzähl mir nicht, dass du jetzt mit Val ausgehst«, sagte sie, in dem Versuch, spielerisch zu erscheinen. Sie zuckte innerlich zusammen, angesichts ihres ungeschickten Versuchs, einen Witz zu machen, aber Duncan kicherte tatsächlich.
    »Nein«, sagte er. »Ich gehe mit niemandem aus. Ob du es glaubst oder nicht, das ist auch für mich schwer gewesen, Phoebe.«
    »Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe«, sagte Phoebe. Sie fühlte eine Welle von Schuldgefühl, aber gleichzeitig fragte sie sich: wenn ihre Trennung ihn wirklich belastet hatte, dann könnte da immer noch etwas sein. »Du musst mir heute Abend keine Antwort geben, aber wirst du einfach über das nachdenken, worum ich dich gebeten habe?«
    Er erwiderte ihren Blick, öffnete seine Lippen nur ein klein wenig.
    »In Ordnung«, sagte er nach ein paar Sekunden. »Ich werde darüber nachdenken.«
    Er verabschiedete sich und schlüpfte aus dem Restaurant. Der Kellner kam endlich mit ihrem Wein zurück. Sie nahm einen großen Schluck, setzte das Glas ab und lächelte. Duncan hatte ihr vielleicht keine Antwort gegeben, aber er hatte etwas getan, das ihr Hoffnung machte: Er hatte unbewusst mit dem Kopf genickt, während er sprach. Und Phoebe wusste – von so vielen Jahren, in denen sie Leute beobachtet hatte, während sie sie interviewte –, dass Leute das taten, wenn sie, ohne es vorher zu wissen, Ja sagen würden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher