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Der Krater

Titel: Der Krater
Autoren: Douglas Preston
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»Vielleicht.«
    »Ja oder nein? Ich nehme an, Sie können Deimos’ aktuelle Position im Internet recherchieren.«
    »Möglicherweise, wenn Sie mir sagen, was los ist –«
    Straw hob die Waffe, den Lauf gen Himmel gerichtet. »Dr. Simic? Bitte beantworten Sie ihre Fragen, und tun Sie genau, was sie sagt. Verstanden?«
    »Ja.« Simics Gesicht wirkte weiterhin ruhig, unbeeindruckt. »Ich kann die Parabolschüssel auf Deimos ausrichten. Wenn Sie mir sagen könnten, was genau Sie eigentlich wollen, würde mir das dabei helfen, Ihnen zu helfen.«
    Abbey dachte darüber nach. Einen Versuch war es wert.
    »Sie haben gesehen, was heute Abend auf dem Mond passiert ist?«
    »Sie meinen den Asteroideneinschlag?«
    »Das war kein Asteroid. Es war überhaupt kein natürliches Ereignis. Das war ein Warnschuss. Eine Machtdemonstration.«
    »Aber … wessen Macht denn?«
    »Vor einigen Wochen hat der Mars Mapping Orbiter Satellitenaufnahmen von einer Vorrichtung auf dem kleinsten Marsmond gemacht, Deimos. Die Maschine steht schon sehr lange da, vielleicht länger, als es den Homo sapiens gibt. Sie wurde von einer außerirdischen Spezies gebaut. Es scheint sich dabei um eine Waffe zu handeln, und sie hat diesen Schuss auf den Mond abgegeben. Das war kein normaler Asteroid – es war ein Klümpchen seltsame Materie, ein Strangelet. Sie müssen doch bemerkt haben, wie das aussah – ein Projektil hat den Mond durchschlagen und ist auf der anderen Seite wieder ausgetreten.«
    Simic sah sie an und schluckte schwer. Ihr Blick war skeptisch.
    »Vor zwei Monaten«, fuhr Abbey fort, »hat diese Vorrichtung auch auf die Erde gefeuert. Das Geschoss ist hier über uns weggeflogen und auf Shark Island eingeschlagen, dann hat es die ganze Erde durchdrungen und ist in Kambodscha wieder hervorgetreten.«
    »Woher haben Sie all diese … Informationen?«
    »Wir haben Zugang zu hoch geheimen Daten der National Propulsion Facility.«
    Simic blinzelte. »Offen gestanden ist Ihre Geschichte so verrückt und absurd, dass ich an Ihrer geistigen Gesundheit zweifle.«
    »Das mag ja sein«, sagte Abbey. »Trotzdem werden Sie jetzt diese Satellitenschüssel auf Deimos ausrichten, und ich werde dieser außerirdischen Maschine eine Botschaft schicken.«
    Simics Lippen zuckten. »Eine Botschaft? Sie meinen, Sie wollen …
telefonieren?
«
    »Sozusagen.«
    »Wie lautet die Botschaft?«
    Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Panik und Erschöpfung zugleich drohten sie zu überwältigen. Was sollte sie sagen? Die lange, lange Nacht ging ihr durch den Kopf, der Angreifer auf der Insel, die Verfolgung, der schreckliche Kampf bei Devil’s Limb, der fleischige Schlag, mit dem ihr Bug den Killer getroffen und in den Tod im brodelnden Ozean geschleudert hatte.
    Und auf einmal wusste sie genau, welche Botschaft sie schicken musste. Die Antwort lag in den Ereignissen dieser Nacht. So einfach, so logisch – so perfekt. Oder … möglicherweise katastrophal.

97
    A bbey stellte sich hinter Simic, als die mit ihrem Mac online ging und diverse Datenbanken nach den Echtzeit-Orbitaldaten von Deimos durchsuchte.
    »Der Mars steht am sichtbaren Himmel, und Deimos befindet sich davor«, sagte sie. »Ideale Bedingungen, um zu, äh, telefonieren.« Simic tippte auf der Tastatur und kritzelte dann von Hand ein paar Berechnungen auf ein Stück Papier. Sie schrieb noch die astronomischen Koordinaten ab und brachte das Stück Papier hinüber zu einer uralten Tastatur vor einem konvexen Monitor.
    »Wie geht das?«, fragte Abbey.
    »Ganz einfach. Ich gebe nur die Himmelskoordinaten ein, und der Computer berechnet die Position relativ zum Horizont und richtet die Antenne dorthin aus.« Sie klapperte mit langen Fingern auf der Tastatur herum. Der Bildschirm forderte ein Passwort, sie gab es ein. Schließlich stand sie auf, ging zu einem grauen Panel mit zahllosen Schaltern und betätigte ein paar davon. Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Dann kreischte Metall, Elektromotoren summten, und die riesige Schüssel begann sich auf einem gut geölten Getriebe zu bewegen. Sie neigte sich so langsam aufwärts, dass die Bewegung kaum wahrzunehmen war. Die knirschend ineinandergreifenden Getriebe und metallische, quietschende Geräusche erfüllten das Innere der Kuppel und übertönten vorübergehend den Lärm des Sturms. Mehrere Minuten vergingen, bis die Schüssel mit einem
Klonk
stoppte. Simic tippte auf der Tastatur herum, las eine Reihe von Zahlen ab und lehnte sich
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